Tiefgreifende Veränderungen
Im Sommer hielten die wochenlangen Verhandlungen wegen der griechischen Finanzkrise mit ihren immer neuen Finten die Menschen in Atem. Eine Einigung ist zwar erzielt worden, die Erfüllung der Bedingungen steht allerdings immer noch aus. Zu den Problemländern könnten sich nach den dortigen Wahlen demnächst auch Portugal und Spanien gesellen. Das Vertrauen in die gemeinsame Währung leidet erheblich, und mit der Euro-FiÂnanzpolitik schmelzen vor allem Vermögen und Guthaben hierzulande dahin.
Auf agrarpolitischer Ebene haben die Bauern das erste Jahr der neuen Agrarpolitik mit ihren vielen Hürden überstanden. Nächste Woche werden in Hessen und Rheinland-Pfalz die Direktzahlungen an die Antragsteller überwiesen. Dies ist dringend benötigtes Geld, denn 2015 hat auch die schlechtesten Erzeugerpreise seit Jahren, insbesondere für Fleisch und Milch, gebracht. Einige Betriebe werden die Krise nicht überstehen.
Gerade für die Ferkelerzeuger und Schweinemäster hält die Durststrecke schon sehr lange an. Das EU-Liquiditätsprogramm kann in vielen Fällen nicht helfen, denn die Darlehen müssen schließlich zurückgezahlt werden.
Dennoch gibt es immer Hoffnung. Die weltweite Nachfrage nach Nahrungsmitteln wird weiter steigen und die Konjunktur in den Schwellenländern auch wieder anziehen. Zusammen mit der leistungsfähigen Nahrungsmittelindustrie wird die heimische Agrarwirtschaft davon profitieren. Für eine gute Zukunft der Landwirtschaft bleibt hierzulande entscheidend, dass sich die Politik und die Bevölkerung zu ihr bekennen als Lieferantin hochwertiger und gesunder Lebensmittel. Für Vertrauen zu werben, bleibt deshalb eine der wichtigsten Aufgaben der Bauern und des Berufsstandes.
Cornelius Mohr – LW 52/2015