Traditionen rund ums Weihnachtsfest

Nachgefragt bei Landjugendlichen im LW-Gebiet

Dass Landjugendliche an Weihnachten viel Wert auf Traditionen und das Beisammensein mit der Familie und mit Freunden legen, erfahren Sie in den folgenden Erzählungen auf die Frage: Wie feiern Sie Weihnachten?

Tannenbaum sorgt für Gesprächsstoff

Zu später Stunde treffen sich die Freunde, um noch einmal gemeinsam auf das Weihnachtsfest anzustoßen. „Das Schöne an diesem Treffen ist, dass alle zusammenkommen. Einige arbeiten und leben in Berlin. Einige studieren in Mainz oder Frankfurt. An Heiligabend sind alle da“, freut sich Christian Bug.

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Für die 1. Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz, Barbara Bißbort (23), ist es unvorstellbar, an Weihnachten nicht bei ihrer Familie zu sein. Daher schlägt sie auch den Vorschlag der Familie ihres Freundes aus, mit ihnen über Weihnachten in den Skiurlaub zu fahren, „obwohl ich gerne Ski fahre“, sagt sie.

Bei Bißborts in Pirmasens-Windsberg in der Südwestpfalz kommt an Heiligabend die Großfamilie zusammen – „das sind meine Eltern, meine beiden Schwestern, beide Omas und Opas und in dem ein oder anderen Jahr feiern auch unsere Freunde mit“, zählt die Landjugendliche auf. Um die Mutter zu entlasten, stellt sich Barbara Bißbort seit etwa vier Jahren an Heiligabend an den Herd und kocht. „Meine Eltern sind in dieser Zeit im Stall. Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb ist es selbstverständlich, dass alle mit anpacken“, sagt sie. Was ihr diesbezüglich in den letzten Jahren aufgefallen ist: „Es gibt auf Facebook viele Posts, in denen man den vielen Ehrenamtlichen für ihr Engagement dankt, zum Beispiel der Feuerwehr, der Polizei oder den Krankenschwestern. Das ist ja auch richtig. Aber niemand dankt den Landwirten dafür, dass sie ihre Arbeit an Weihnachten genauso verrichten wie an anderen Tagen! Das finde ich sehr schade!“, beklagt Bißbort.

Am 1. und 2. Weihnachtstag feiert die Familie jeweils bei einem Großelternpaar. Das Festessen an den Weihnachtstagen wird abgesprochen, „denn wir hatten in einem Jahr an jedem Tag Knödel auf dem Teller. Das kam nicht so gut an“, lacht die 23-Jährige. Was gibt es dieses Jahr? Sie verrät: „Heiligabend gibt es erst meine heiß geliebte Markklößchensuppe, und zwar mit so vielen Markklößchen, dass sie nicht pro Person abgezählt werden müssen! Dann gibt es Rinder- und Schweinerouladen mit Spätzle und Gemüse und zur Nachspeise weiße und braune Mousse au chocolat.“

Der Kirchgang gehört bei der Familie ebenso zu Weihnachten wie der Tannenbaum. „Den schlägt mein Vater immer erst am 23. Dezember, damit er auch noch lange frisch bleibt, wie er sagt. Da aber so kurz vor Weihnachten die Baumauswahl nicht mehr so gut ist und er einen ganz anderen Schönheitssinn für den Weihnachtsbaum hat als der Rest der Familie, wird er das ganze Fest über gepiesackt, was er denn da wieder für ein schreckliches Exemplar angebracht hat!“

Typisch für ihre Region seien die Adventsfenster in der Vorweihnachtszeit. „An jedem Adventsabend trifft man sich an einem dafür geschmückten Fenster der beteiligten Häuser oder Geschäfte und ist gesellig beisammen mit Glühwein, Plätzchen oder einem kleinen Imbiss“, erklärt Barbara Bißbort die schöne Tradition.

Erst Familienfest, dann Treffen mit Freunden

Der Agrarsprecher der Hessischen Landjugend, Christian Bug (28), wohnt in Petersberg-Böckels, Landkreis-Fulda. In seinem 250-Seelen-Dorf organisiert der Karnevalsverein jedes Jahr einen kleinen Weihnachtsmarkt. „An einem Sonntag im Advent trifft man sich dort, um bei Glühwein, Crêpes und Würstchen in Vorweihnachtsstimmung zu kommen“, informiert Bug. Bei ihm Zuhause bleibe es spannend, ob er es mit seiner Frau noch schaffe, den ersten Weihnachtsbaum in den eigenen vier Wänden aufzustellen, „denn noch bauen gerade Handwerker unsere neue Küche auf, was kurz vor dem Fest alles andere als weihnachtlich ist“.

Wie gut daher, dass der Heiligabend zunächst ganz traditionell bei seinen Eltern in der Großfamilie gefeiert werde. „Meine Schwester, mein Schwager und Patenkind, Onkel und Tante sind mit dabei“, zählt Christian Bug auf. „Wir haben uns vorgenommen, in diesem Jahr nur mein Patenkind zu beschenken. Das gemeinsame Beisammensein, mit traditionellem Racletteessen und dem Singen von Weihnachtsliedern, sollen im Vordergrund stehen.“ Die Familie sei sich übrigens sicher, dass man das Jaulen des Hofhundes beim Trällern der Weihnachtslieder ausschließlich als Kompliment des Tieres auffassen könne. „Der singt solidarisch mit. In Bezug auf unseren Milchviehbetrieb sehen wir zu, dass die Stallarbeiten ganz normal verrichtet werden und wir möglichst viel Zeit für das Beisammensein nutzen können.“

Zu späterer Stunde erwarte er die Nachricht von Freunden, dass ihr traditionelles Weihnachtstreffen losgehe. „Wir sitzen dann mit zehn bis zwölf Freunden am Küchentisch von einem Kumpel und stoßen noch mal auf jedes Weihnachtsgeschenk an“, schmunzelt Bug über den feucht-fröhlichen Ausklang des Heiligabends. „Am 1. Weihnachtsfeiertag geht es zur Familie meiner Frau und am 2. Weihnachtstag freuen wir uns auf unser eigenes Zuhause“, so der junge Landwirt.

Lisa Gabel ist stellvertretende Vorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz.

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David Spies ist Vorsitzender bei der Landjugend Monzernheim in Rheinhessen und im Vorstand beim Mainzer Weinsalon.

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Carolin Hecker ist Landesvorsitzende der Hessischen Land­jugend.

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Mit Posaune durchs Dorf

„An Weihnachten packen alle mit an, damit die Arbeit auf dem Zuchtsauenbetrieb meines Vaters und älteren Bruders schnell erledigt ist“, berichtet Lars Döppner (25). Der Landesvorsitzende der Hessischen Landjugend wohnt in Bimbach, Landkreis Fulda. Für die 2 500 Einwohner findet am Nachmittag des Heiligabends eine besondere Tradition statt: „Der Musikverein, zu dem auch mein jüngerer Bruder und ich gehören, zieht durchs Dorf, und wir spielen Weihnachtslieder“, so Döppner. Die rund 50 Mitglieder des Musikvereins teilen sich auf die beiden Ortsteile Oberbimbach und Unterbimbach auf und steuern dort jeweils festgelegte Stationen an. Dass diese Tradition Kondition verlangt, lässt die Beschreibung Döppners, der Zugposaune spielt, vermuten: „An jeder Station spielen wir Weihnachtslieder. Man wünscht sich frohe Weihnachten, trinkt hier ein Glas Glühwein, dort einen Schnaps und isst an der nächsten Station eine Bratwurst.“ Ein Stopp dauert etwa eine halbe Stunde. Nach rund vier Stunden treffen sich die beiden Musikgruppen in einer Wirtschaft und alle stoßen noch einmal gemeinsam auf das Weihnachtsfest an.

Zur familiären Weihnacht in der Großfamilie gehört bei Döppners der Gang zur Christmette. „In diesem Jahr feiern wir anschließend das erste Mal an Heiligabend im Haus meines älteren Bruders, der auf dem Hof neu gebaut hat“, so Lars Döppner. Den Weihnachtsbaum hole sein Vater aus dem eigenen Wald. Der Landjugendliche dazu: „Unsere Oma hat den Anspruch, dass der Baum besonders gerade, schön und breit sein muss und keine Lücken haben darf. Kommt das mal nicht hin, muss mein Vater noch mal los und einen anderen Baum bringen.“

Nur an Weihnachten: italienischer Salat

Die Familie von Lisa Gabel (27), der stellvertretenden Vorsitzenden der Landjugend RheinhessenPfalz feiert den Heiligabend bei den Großeltern in Obersülzen. „Das liegt etwa 15 km von unserem Weingut in Herxheim am Berg in der Pfalz entfernt“, informiert die Weinbetriebswirtin. Der Baum der Großeltern sei immer mit echten Kerzen geschmückt, „die mein Opa, Bruder, Vater und ich gemeinsam anzünden“.

Früher habe das Christkind die Geschenke unter den Baum gelegt. „Wir wussten, dass es noch im Wohnzimmer ist, solange noch ein Bändchen an der Klinke hing. War das Bändchen weg, konnte die Bescherung beginnen“, blickt Lisa Gabel zurück. Einmal im Jahr, nur am Heiligabend, kommt bei Gabels ein altes Familienrezept auf den Tisch: ein italienischer Salat. „In diesem Jahr besuche ich vormittags meine Oma, um den Salat mit ihr zusammen zuzubereiten. Ich möchte wissen, wie sie ihn macht und die Tradition später einmal übernehmen“, so die Landjugendliche. Klar, dass es zu dem traditionellen Festessen Weine vom eigenen Weingut gibt.

Am 2. Weihnachtsfeiertag kommen Onkel und Tante aus den Niederlanden zu Besuch. „Früher sind wir oft zu ihnen nach Gilze gefahren. Dort stand dann ein Spaziergang zu einem lebendigen Stall mit Esel, Lämmern und Bullen auf dem Weihnachtsprogramm“, erzählt Lisa Gabel. „In den Niederlanden ist übrigens der Nikolaus am 5. Dezember wichtiger als das Christkind bei uns. Er verteilt mit seinem Knecht die Geschenke.“ Die Vorfreude auf das Familientreffen sei groß, „denn wir sehen uns nur ein- oder zweimal im Jahr. Wir werden eine schöne Zeit miteinander verbringen, bei gutem Essen und mit leckerem Wein.“ Auf eine Tradition im Nachbarort macht Lisa Gabel gerne noch aufmerksam: „Die Ortsgruppe der Landjugendlichen in Kallstadt organisiert in diesem Jahr schon zum zwölften Mal eine Fackelwanderung zu Neujahr für ihre Dorfbewohner. Diese findet nachmittags am 1.1. statt, mit mittlerweile über 150 Personen. Am Ende stehen alle beisammen und trinken ein Glas Glühwein.“

Lars Döppner ist Landesvorsitzender der Hessischen Land­jugend.

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Barbara Bißbort ist Landesvorsitzende der Landjugend RheinhessenPfalz.

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Christian Bug ist Agrarsprecher der Hessischen Landjugend.

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Gemeinsames Baumschmücken

In der Familie der Landesvorsitzenden der Hessischen Landjugend, Carolin Hecker (25) aus Geismar im Landkreis Waldeck-Frankenberg, gehört es zur Tradition, dass „meine Schwester und ich am 24. den Baum schmücken. Wenn der Baum nicht so gewachsen ist wie gewünscht, werden auch schon mal Äste verschoben oder Zwischenstücke rausgeschnitten“, erklärt die Agrarwissenschaftlerin das übliche Prozedere. Während die Eltern abends die Stallarbeit auf dem Milchviehbetrieb erledigen, sind die Landesvorsitzende und ihre Schwester für das Zubereiten des Weihnachtsmenüs zuständig. „Es gibt immer Fisch und Raclette am großen Tisch, denn unsere Cousins, Cousine sowie Onkel und Tante feiern jedes Jahr mit uns.“

Nach dem gemütlichen Essen folgt die Bescherung, „und danach gehen wir in die Nachtmette“. Während die ältere Generation damit den Heiligabend beschließt, folgt für die Jüngeren noch eine wichtige Tradition: Gegen Mitternacht trifft sich die Landjugend! „Wir sitzen dann, meistens in einem Gemeinschaftsraum eines Vereins, mit 30 bis 40 Leuten beisammen, beste Freunde werden beschenkt, und alle stoßen gemeinsam auf Weihnachten an“, erzählt Carolin Hecker.

Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“

David Spies (25), Vorsitzender von der Landjugendgruppe Monzernheim (Landkreis Alzey-Worms), berichtet: „Wir starten in der Landjugendgruppe schon in der Vorweihnachtszeit mit einigen Aktionen, die auf das Fest einstimmen.“ Da sei zunächst das gemeinsame Plätzchenbacken zu erwähnen. „Dafür treffen wir uns mit etwa zehn Landjugendlichen bei einem Mitglied, deren Eltern eine Straußwirtschaft mit großer Küche haben. Nach dem Backen, wenn der Ofen noch heiß ist, schieben wir dann auch gerne noch die ein oder andere Pizza hinterher“, so Spies zum geselligen Ausklang.

Dem Oenologen, der seit August Teilhaber auf dem Weingut Spies seiner Eltern ist, ist eine weitere Tradition wichtig: „Unsere Landjugend engagiert sich seit mehreren Jahren für die Aktion `Weihnachten im Schuhkarton´. Wir packen dazu einige Schuhkartons mit Geschenken für Kinder in Krisengebieten oder die in Armut leben. Die Kartons werden von der zuständigen Organisation verschickt.“ Eine Weihnachtstradition müsse dieses Jahr ausfallen, schmunzelt Spies: „Statt Schlittenfahrt werden wir bei diesen Temperaturen wohl eher eine Pool-Party organisieren.“

Zur Einstimmung auf Weihnachten trifft sich die Landjugend Monzernheim jedes Jahr am 23. Dezember zur Weihnachtsfeier. „Kurz vor Heiligabend sind alle zu Hause, auch die, die wegen Studium oder Ausbildung weiter weg wohnen. In diesem Jahr sind wir 36 Landjugendliche. Wir feiern im Restaurant auf dem Kloppberg. Nach gutem Essen mit tollen Weinen machen wir Schrottwichteln und freuen uns auf eine After-Show-Party bei einem Landjugendlichen zu Hause, der kurzfristig noch ausgeguckt wird.“

Auf dem Weingut Spies geht es an Heiligabend sehr familiär zu. „Neben meinen Eltern und zwei Geschwistern sind noch meine zwei Omas, mein Opa und mein Patenonkel dabei“, zählt David Spies auf. „Unser Weihnachtsbaum für die gute Stube steht immer schon seit dem 1. Advent im Hof. Kurz vor Weihnachten wird er reingeholt.“ Dass das gemütliche Beisammensein an Heiligabend im Vordergrund steht, wird auch deutlich in David Spies Aussage: „Ich koche gerne und genieße es, wenn wir alle gemeinsam Zeit fürs Kochen unseres Weihnachtsmenüs haben. Das ist fast schöner als das Essen an sich“, so der Landjugendliche.

SL – LW 52/2015