Trockenheit belastet die Futterbaubetriebe
Bei den Futterbaubetrieben stellt sich die Situation differenzierter dar: Der erste Grasschnitt lieferte je nach Standort zwischen 20 und 30 Prozent weniger Ertrag, der zweite Schnitt war meist noch schlechter. Auch die Silomais-Ernte wird voraussichtlich erheblich geringer ausfallen als in Normaljahren. Die Rinderhalter sind gezwungen, dieses Defizit auszugleichen, weil sie das Vieh füttern müssen. Das ist nicht so leicht, denn auch andere Futtermittel werden weniger verfügbar sein. Um ihr Futter zu strecken, müssen sich die Viehhalter rechtzeitig Stroh bei den Ackerbauern sichern. Denn auch Stroh wird knapper genauso wie voraussichtlich Zuckerrübenschnitzel. Und an Futtermittel wie Biertreber kommt nicht jeder.
Die ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) haben die potenzielle Futterfläche zusätzlich verknappt, auch wenn jetzt der Aufwuchs auf der ÖVF-Brache als Futter – in Hessen und Rheinland-Pfalz landesweit – verwendet werden darf. Bei der Trockenheit wird deutlich, dass mit der Reservierung der Flächen für Zwischenfrüchte, Leguminosen und so weiter die Flexibilität der Landwirte eingeschränkt ist, auf solche Situationen zu reagieren, indem sie beispielsweise nach früh räumendem Getreide Futterpflanzen anbauen.
In den meisten Fällen können die Landwirte die Knappheit mit Futtermitteln aus der Region ausgleichen, sei es mit Ganzpflanzensilage aus Getreide, sei es mit Stroh oder mit Silage von Betrieben, die noch große Vorräte aus dem vergangenen Jahr haben. Zusätzlich können Futtermittelbörsen helfen, die beispielsweise der Hessische Bauernverband eingerichtet hat.
Für die Futterbaubetriebe kommt gleichwohl in diesem Sommer einiges zusammen: niedrige Milchauszahlungspreise, für einige Betriebe die Superabgabe und jetzt noch die Ausgaben für den Futtermittelzukauf.
Cornelius Mohr – LW 30/2015