Verführerischer Treibstoff

Fruktose und Süßstoffe ersetzen oft Zucker. Sind sie gesünder?

Bonbons „mit Fruchtsaft und Traubenzucker“, Baby-Grießbrei „ohne Kristallzucker“ – so distanzieren sich Lebensmittelhersteller vom Reizwort Zucker. Die Werbesprache ist geschickt gewählt: Allgemein verstehen Verbraucher unter Zucker den Haushaltszucker. Der gilt als Dickmacher und Zahnzerstörer. Namen wie Frucht-, Trauben- und Rohrzucker verheißen gesunde Süße. Doch die bittere Wahrheit ist: Jeder dieser Zucker hat – wie der verpönte Haushaltszucker – vier Kilokalorien pro Gramm, praktisch keine Nährstoffe und kann Karies verursachen.

Haushalts-, Frucht-, Trauben- und Rohr­zucker enthalten vier Kilokalorien pro Gramm.

Foto: Handke/pixelio

Oft stehen gleich mehrere Zucker – auch lateinisch als Dextrose oder Saccharose getarnt – auf der Zutatenliste verarbeiteter Lebensmittel. Die Mengen bleiben aber Geheimnis der Hersteller. Kein Wunder, dass viele Deutsche mehr Zucker verzehren, als ihnen bewusst ist, durchschnittlich 96 Gramm am Tag. Gut 80 Prozent davon stecken in Fertigprodukten. Zucker zählt zu den Kohlenhydraten. Der Körper braucht sie als Treibstoff für jeden Atemzug, jede Bewegung, jeden Gedanken. Das süße Verlangen steckt wohl in den Genen. Die Urzeitmenschen erkannten die lebensrettenden Sig­nale von Süßem: energiereich, reif, gesund. Heute gibt es Süßes im Überfluss, der Mensch isst zu viel davon.

Blutzucker – hoch und runter

Beim Naschen dringen Trauben-, Haushalts- und Milchzucker rasant ins Blut. Der Blutzuckerspiegel steigt. Das gibt einen Energieschub, dem ein Tief folgt – die Bauchspeicheldrüse schüttet das Hormon Insulin aus, das den Blutzucker wieder senkt. Je schneller er steigt, desto schneller fällt er wieder. Müdigkeit und Hunger treten ein. Mehrfachzucker aus Stärke lassen den Blutzucker nur langsam steigen und halten lange satt.

Den Blutzucker in Ruhe lässt glukosefreier Fruchtzucker (Fruk­tose), da ihn der Dünndarm ohne Insulin aufnimmt. Fruchtzucker süßt daher Produkte für Diabetiker. Ihre Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig oder kein Insulin, um Haushaltszucker zu verarbeiten. Heute raten Mediziner vom Zuckeraustausch ab – das gilt für Fruktose, aber auch für Zuckeralkohole wie Isomalt, Maltit, Mannit, Laktit, Sorbit und Xylit. Produkte für Diabetiker gelten inzwischen nicht mehr als sinnvoll. Etwas Haushaltszucker, verteilt über den Tag, schade Betroffenen nicht.

Unverträglichkeit auf Fruktose

Viele Menschen vertragen keine Fruktose. Sie bekommen davon Bauchweh und Blähungen. Zunehmend steckt er aber in Back-, Süßwaren und Getränken. Dieser aus Getreidestärke gewonnene Fruchtzucker ist billig und süßt etwas stärker als Haushaltszucker. Fruchtzucker gibt es auch flüssig als Fruktosesirup und Fruktose-Glukose-Sirup. Anders als Zucker kristallisieren sie nicht aus. Doch Sirupe mit viel Glukose treiben den Blutzucker schnell hoch. Fruchtsirupe sind aber keine Alternative. Sie enthalten hauptsächlich Trauben- und Fruchtzucker, Nährstoffe nur in Spuren.

Einige Verbraucher weichen dem Zucker mit Süßstoffen aus. Sie sind frei oder arm an Kalorien. Einige standen früher unter Krebsverdacht und galten als Appetitanreger. Beides haben neue Studien nicht bestätigt. Doch stecken Süßstoffe oft in überflüssigen Limonaden und Bonbons, die einen an den süßen Geschmack gewöhnen. td