Violett blühende Korbblütler im Garten

Von der delikaten Artischocke bis zum zarten Kapkörbchen

Die Pflanzenfamilie der Korbblütler (Asteraceae) ist weltweit stark vertreten und umfasst mehr als 20 000 verschiedene Arten. Viele von ihnen haben den Weg in unsere Gärten gefunden und werden hier als Gemüse- oder Heilpflanze wie auch zur Zierde angepflanzt. Fünf außergewöhnliche, violett blühende Vertreter geben sich die Ehre.

Artischockenherzen sind eine Delikatesse.

Foto: Gisela Tubes

Typisch für die Familie der Korbblütler sind die körbchenähnlichen Blütenstände, denen sie auch ihren Namen verdanken. Was von weitem wie eine große Blüte erscheint, sind in Wirklichkeit zahlreiche Einzelblütchen, die eine große Blüte nur vortäuschen. Nicht ohne Grund. Eine große Blüte wird von Insekten eher wahrgenommen und angelockt als eine kleine. Je nach Art finden die Insekten bei der Landung unterschiedliche Formen der kleinen Blütchen vor. Während die Artischocke nur röhrenförmige Blüten (Röhrenblüten) aufweist, die Haferwurzel nur zungenförmige (Zungenblüten), bestehen die des Pur­pur-Sonnenhutes sowohl aus Röhren- als auch aus Zungenblüten.

Prächtige Artischocke

Die Artischocke ist ursprünglich im Mittelmeerraum beheimatet und wurde von den Römern und Griechen schon früh als Gemüsepflanze genutzt. Nach Mitteleuropa kam sie erst im 15. Jahrhundert. Weitgehend unbekannt ist, dass damals nicht nur die fleischigen Hüllblätter der Blütenböden, sondern auch die Blattstiele und Mittelrippen der Blätter geerntet und verzehrt wurden. Ähnlich wie beim Bleichsellerie und beim Chicoree wurden die Sprosse durch Überstülpen gebleicht und als zartes Gemüse oder als Salat angerichtet. Einfacher zuzubereitende und kos­tengünstigere Gemüsearten ließen die Artischocke jedoch in Vergessenheit geraten.

Die Artischocke kam im 15. Jahrhundert als Gemüsepflanze nach Mitteleuropa. Der Blütenstand der Artischocke weist nur Röhrenblüten auf.

Foto: Gisela Tubes

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die „Artischockenherzen“ von den Franzosen wieder aus der Versenkung geholt. Sie sind heute auch bei uns eine besondere Deli­katesse. Die Blütenköpfe werden vor dem Aufblühen geerntet, in Salzwasser mit etwas Zitrone gekocht und als dekoratives Gemüse serviert.

„Bitter im Mund – dem Menschen gesund!“ In der Heilkunde werden die Bitterstoffe der Echten Artischocke (Cynaria cardunculus) in erster Linie als galletreibendes Mittel gegen Unwohlsein nach fetten Speisen wie auch gegen Verdauungsbeschwerden eingesetzt.

Die Artischocke ist eine kräftige Staude, die über 1,5 m hoch wird und bis zu 0,8 m lange Blätter aufweist. Der Korbblütler kann auch in unseren Breiten angebaut werden, ist jedoch frost­empfindlich und benötigt daher einen sonnigen Standort. Lässt man der Blüte die Chance zu erblühen, kann man sich an der gigantischen Blütenpracht erfreuen – ein Highlight für jeden Garten.

Unbekannte Haferwurzel

Der Blütenstand der Haferwurzel weist nur Zungenblüten auf.

Foto: Gisela Tubes

„Habermark macht d“ Bube stark“, heißt es im Alemannischen. Die Haferwurzel (Tragopogon porrifolius) galt früher als sehr nahrhaft und stärkend. Heute kennt sie kaum noch jemand. Die Wildform dieser uralten Kulturpflanze kommt aus dem Mittelmeerraum und wurde schon in der Antike gegessen. Vom 16. Jahrhundert bis ins letzte Jahrhundert wurde die Kulturform in unseren Gärten auf nährstoffreichen, lockeren und tiefgründigen Böden angebaut. Die Blätter eignen sich in der Küche als Salatbeigabe oder werden wie Spinat zubereitet. Vor allem aber wurden die winterharten Wurzeln gegessen, die wie die nahe verwandte Schwarzwurzel zubereitet werden kann. Die außen gelblichen Haferwurzeln sind innen weiß und beinhalten einen weißen Milchsaft, der sich an der Luft braun verfärbt. Bei der Zubereitung sollten sie daher direkt nach dem Schälen in Zitronenwasser gelegt werden. 

Man sagt: „Habermark macht d“ Bube stark.“

Foto: Gisela Tubes

Im zweiten Jahr bildet die Haferwurzel hübsche violettfarbene Blüten aus, die denen unseres gelbblühenden heimischen Bocksbartes ähneln. Haferwurzelpflanzen, die schon im ersten Jahr blühen, sind nicht selten. Da bei diesen die Wurzeln holzig werden und zum Verzehr nicht mehr geeignet sind, wurden sie entweder zur Gewinnung von Samen genutzt oder herausgerissen. Der Grund dafür, dass die Schwarzwurzel die Haferwurzel aus unseren Gärten verdrängte, ist vermutlich auf diese „Ernteausfälle“ zurückzuführen.

Stachelige Mariendistel

Als die Gottesmutter Maria auf der Flucht vor Herodes das Jesuskind stillte, fielen einige Tropfen ihrer Milch auf eine am Wegrand stehende gewöhnliche Distel. Diese bis dahin völlig unbeachtete Pflanze fühlte sich geehrt und bildet seither im Andenken daran eine von weißen Streifen und Flecken marmorierte Blattfärbung aus. So lautet eine alte Legende.

Theoretisch könnte es sich so zugetragen haben, liegt doch das Heilige Land im ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Mariendis­tel (Silybum marianum), im Mittelmeerraum und Westasien. Der Korbblütler wurde schon von dem griechischen Arzt Dioskurides (40 bis 90 n. Chr) in seiner Materia medica als Heilpflanze erwähnt. Wie viele andere Heilpflanzen ist sie im Mittelalter aufgrund der heilwirksamen Inhaltstoffe in unsere Klostergärten gelangt.

Die Mariendistel gilt heute als „das Lebermittel“ an sich, wird aber auch gegen Magen-, Darm- und Gallebeschwerden eingesetzt.

Der Blütenstand der Mariendistel be“sticht“ nicht nur durch sein Aussehen.

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Die Blätter sehen aus, als wäre Milch darüber gegossen worden.

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Die Samen der Mariendistel werden vom Winde verweht.

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Der zweijährige Korbblütler bildet im ersten Jahr seiner Entwicklung eine Rosette aus großen, weiß geaderten und gefleckten Blättern mit buchtigen, dornig gelappten Blättern aus. Sie sehen tatsächlich so aus, als wäre Milch darüber geflossen. Im zweiten Jahr erscheint ein bis zu 1,50 m hoher Blütenstand mit Blütenköpfchen, die unseren heimischen Disteln ähneln. Sie weisen jedoch kräftige, zurückgebogene Dornen an den Hüllblättern auf.

Purpur-Sonnenhut

Der Blütenstand des Purpur-Sonnenhutes weist Zungen- und Röhrenblüten auf. Aus der Pflanze werden Echinacea-Tropfen gewonnen.

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Der Purpur-Sonnenhut ist eine besonders attraktiv blühende Pflanze und daher häufig in Staudenbeeten zu finden. Eigentlich gebührt diesem Korbblütler ein Platz im Heilpflanzenbeet, denn es handelt sich um die weithin bekannte Heilpflanze Echinacea, die in Form von homöopathischen Tropfen zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungskrankheiten eingesetzt wird.

Heimisch ist der Purpur-Sonnenhut (Echinacea purpurea) in Nord­amerika. Der wissenschaftliche Name leitet sich aufgrund der aufgewölbten, stacheligen Blütenböden vom griechischen Wort „echinos“ (= Igel) ab. Mancherorts wird die Pflanze „Pupurfarbener Igelkopf“ genannt. Auch unter der Bezeichnung Rudbeckia purpurea wird die Pflanze gehandelt.

Der Purpur-Sonnenhut wird bis zu 1 m hoch und weist borstige Blätter auf. Die attraktiven Blüten erscheinen von Juli bis September.

Kapkörbchen

Das Kapkörbchen ist in Südafrika heimisch und benötigt daher einen sonnigen Standort.

Foto: Gisela Tubes

Mit seinen hübschen strahlenden Blüten ziert das Kapkörbchen (Osteospermum ecklonis) viele Kübel auf Balkon und Terrasse. Die in Südafrika beheimatete Pflanze ist nicht winterhart und benötigt daher während der kalten Jahreszeit einen frostfreien Platz. Der Korbblütler wird auch Paternosterstrauch, Kapmargerite oder Bornholm-Margerite genannt. Der Name „Paternoster“ bezieht sich dabei vermutlich auf ein kleines Fischerdorf am Westkap Südafrikas. Der wissenschaftliche Artname „ecklonis“ geht auf den norddeutschen Apotheker und Botaniker Christian Friedrich Ecklon zurück, der Anfang des 19. Jahrhunderts Forschungs- und Sammlerreisen in Südafrika durchgeführt hat.

Mit dem Kapkörbchen lässt sich ein Vertreter der äußerst artenreichen, farbenprächtigen Pflanzenwelt Südafrikas in den eigenen Garten holen.

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