Waldschutz – keine alten Zöpfe

Gut, dass es wieder kälter ist, gut, dass es viel geregnet hat. Denn wäre das Frühjahr so wie begonnen weitergegangen, wären die Saaten verdorrt und die Fichtenstämme gelöchert. Der frostfreie Winter hat dazu geführt, dass sich die Borkenkäfer aus dem warmen Sommer 2013 bestens vermehren konnten. Die warmen Tage im März und April ermöglichten allen Jungkäfern optimale und frühe Startbedingungen. Folgt nun ein heißer Sommer, können diese hohen Populationen viel Schaden anrichten. Da gehen dann Werte in Form von Rundholzstämmen verloren, die doch so dringend gebraucht werden, um die Energiewende zu realisieren, um die Sägeindustrie am Leben zu erhalten, um den Klimawandel durch die Verwendung des Holzes im Bau aufzuhalten.

Die Waldschutzexperten raten, das befallene Borkenkäferholz inklusive Zöpfe, Äste und Kronenmaterial schnell aus dem Wald zu fahren. Diese biotechnische Waldschutzmaßnahme gilt seit vielen Jahrzehnten, die Stämme entrinden gehört auch dazu. Das sind klare Ansagen.

Leider können solch klare Aussagen bei den Ursachen von Baumkrankheiten nicht getroffen werden: So bei der Buchen- und der Eichenkomplexkrankheit sowie dem Eschentriebster-

ben. An diesen Schadbildern sind gleich mehrere Faktoren beteiligt. Es gehören klimatische Extremereignisse, meist Trockenheit, Insekten, Pilze sowie standörtliche Besonderheiten dazu. So

raten die Experten weiterhin davon ab, Eschen zu pflanzen, obwohl man in diese Baumart viele Hoffnungen im Hinblick auf die Klimaerwärmung setzte.

Neuartige Blattschäden an Eichen, die in Nordhessen beobachtet wurden, zeugen davon, dass bislang beständige Lebensweisen nicht vor Veränderungen gefeit sind. Hier wechselte eine Wirt-Pilz-Interaktion in eine parasitische Lebensform. Auch die globalen Transporte, die neue Schädlinge in die Wälder bringen, wie die Japanische Esskastanien-Gallwespe, verursachen erste Schäden in den Wäldern Baden-Württembergs. Wer dachte, dass Waldschutz eine unspektakuläre Sache ist, hat sich geirrt, da ist man am Puls der Zeit.

Elke Setzepfand – LW 20/2014