Wasser wird knapp – Wald leidet unter Dürre

Waldforum zu Wasser und Wald im Klimawandel

Beim dritten Waldforum im Haus der Nachhaltigkeit in Johanniskreuz warfen die Veranstalter den Blick auf die Auswirkungen fehlender Niederschläge, auf das Ökosystem Wald sowie die Ökosystemleistung Trinkwasserversorgung. Gemeinsam mit dem BUND, dem Landesamt für Umwelt Rheinland-Pfalz, dem NABU sowie dem rheinland-pfälzischen Umweltministerium konnten namhafte Referenten für Vorträge und Exkursionen gefunden werden.

Volker Ehrgott, Revierleiter im Forstamt Kaiserslautern, weiß sich glücklich, dass es bisher nur Käferfichten im Forstamt aufzuarbeiten gibt.

Foto: Setzepfand

Guido Halbig vom Deutschen Wetterdienst ist Mitglied des Weltklimarates und war dabei als Mitte August in Genf der neue Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme erarbeitet und verabschiedet wurde. In Johanniskreuz mitten im Pfälzerwald verdeutlichte er den rund 130 Besuchern der Tagung, dass von 1881 bis 2018 in Deutschland bereits eine Erwärmung um 1,5 °C eingetreten ist, dass global 70 Prozent der Landmassen vom Menschen genutzt werden und dass mit einer weiteren Erwärmung der Landflächen von 0,3 bis 4,8 °C bis zum Ende des Jahrhunderts gerechnet werden müsse, wenn die Menschheit so weitermache wie bisher. Dr. Jens Jakob wies in der Begrüßung darauf hin, dass der Erderschöpfungstag in Deutschland bereits am 3. Mai war, global sei es der 29. Juli. Das bedeutet, dass die Menschen global bis zum 29. Juli all die Ressourcen verbraucht haben, die die Erde selbst in einem Jahr produzieren kann. „Die Menschheit lebt, wie wenn zwei Erden zur Verfügung stehen, wir Deutschen, wie wenn drei Erden zur Verfügung stehen würden“, so Jakob.

Der Mensch verändert globale Ströme

„Wir verändern globale Ströme wie den mäandrierenden Jet Stream“, sagte Halbig. Bis 2050 sollte die Menschheit die CO2-Emmissionen auf null herunterfahren, so die Empfehlung des Weltklimarates. Um dies zu erreichen, seien die Wälder als CO2-Senke unersetzlich, denn 1 000 kg CO2 können in einem Kubikmeter Holz gespeichert werden. Was global im Amazonasgebiet durch Brand­rodung oder durch Waldbrände in der Arktis geschehe, sei entgegen der Ziele.

„Mit dem Holozän hat der Mensch ein stabiles Klimasystem verlassen und geht nun in das Anthropozän, das vom Menschen gemachte Zeitalter. Keiner weiß, wie dieses aussehen wird. Physikalisch klar sei, dass die Erde entweder zu einem anderen stabilen Klimasystem findet oder in ein chaotisches Klimasystem übergeht“, so Halbig.

Christian Iber vom Landesamt für Umwelt verdeutlichte in seinem Vortrag, den Wasserhaushalt der Erde. 96,5 Prozent des Wassers auf der Erde ist Salzwasser, 3,5 Prozent sind Süßwasser und davon sind bisher 1,8 Prozent als Eis festgesetzt. Wenn es in einer Region 800 mm/Jahr regnet, dann verdunsteten in den Jahren 1951 bis 2018 im Durchschnitt 63 Prozent dieses Niederschlags, 24 Prozent laufen oberflächlich ab und 13 Prozent versickern unterirdisch.

Es wird mehr Niederschlag verdunsten, weniger versickern

„Das wird sich ändern“, sagte Iber, denn mit der Erwärmung wird mehr Niederschlag verdunsten und weniger unterirdisch versickern, sodass mit einer geringeren Grundwasserneubildung zu rechnen ist. Bereits in den vergangenen fünf Jahren musste eine um 22 Prozent geringere Grundwasserneubildung in Rheinland-Pfalz verzeichnet werden.

Gemeinsam mit Baden-Württemberg und Bayern habe die rheinland-pfälzische Wasserwirtschaft vor 20 Jahren begonnen sich auf den Klimawandel vorzubereiten. Auch im Projekt KLIWA, dies bedeutet Klimaveränderung und Konsequenzen für die Wasserwirtschaft, zeigen die zugezogenen Modelle, dass die Winterniederschläge ansteigen und die Sommerniederschläge sinken, jedoch teils als extreme Starkniederschläge erfolgen können, wie im Mai 2018 in Fischbach bei Dahn als bis zu 150 mm/m2 Niederschlag in wenigen Stunden fielen – auch dies ein sehr lokales Ereignis. Als Ergebnis der wasserwirtschaftlichen Analyse rund um Kaiserslautern schlossen sich die Stadtwerke Kaiserslautern und der Zweckverband Wasserversorgung Westpfalz (ZWW) zusammen. Sie versorgen heute die Stadt Kaiserslautern mit 102 000 Einwohnern. Dazu werden 34 000 m³ Wasser pro Tag benötigt. 17 000 m³ können in der Wasseraufbereitungsanlage der Roten Hohl, auch Haus des Wassers genannt, gespeichert werden.

Dr. Holger Schindler, Landesvorsitzender des BUND Rheinland-Pfalz, wies in der Exkursion darauf hin, dass man im Pfälzerwald aufgrund des Buntsandsteins auf ein sehr reines Grundwasser zugreifen könne. „Kalk- und Schiefergestein führen zu einer geringen Grundwasserneubildung, Buntsandstein ist bestens dafür geeignet“, so Schindler. Die Schichtquellen, das sind Quellen, deren Wasser sich auf einer sehr dichten Gesteinsschicht zur Austrittsstelle bewegt, seien auch bei längeren Trockenphasen sehr zuverlässige Wasserspender, da sie meist ein großes Einzugsgebiet aufweisen. Anders sei dies bei Tümpelquellen, die leicht versiegen können. Als Beispiel für eine Tümpelquelle nannte Schindler die Kolbenquelle, die Ende August vertrocknet war. Das Trockenfallen von hochliegenden Quellen kann in Zukunft nicht mehr ausgeschlossen werden, bemerkte auch Iber. Ebenso niedrige Wasserpegel am Rhein und somit eine eingeschränkte Schifffahrt und die Möglichkeit zum Mäuseturm bei Bingen zu wandern.

Bodentrockenheit auch in 1,8 m Tiefe extrem

Dem steht eine erhöhte Gefahr für Hochwasser in den Winterhalbjahren gegenüber. Dr. Ulrich Matthes, der Leiter des Kompetenzzentrums Klimawandelfolgen Rheinland-Pfalz, brach die Folgen auf die Waldbestände herunter. So müsse man im Winter sowie bei Starkregenereignissen im Sommer in den lückigeren Beständen mit dem Verlust von Humus durch Erosion rechnen. Im gesamten Jahr 2018 waren bis zu 45 Prozent weniger Niederschläge im Westerwald zu verzeichnen, in der Vegetationszeit waren es sogar 60 Prozent weniger.

Diese Schichtenquelle der Moosalbe im Karlstal im Pfälzerwald wird von den Wasserschutzexperten als sehr zuverlässig auch in trockenen Zeiten beurteilt. Die Temperatur der Quellen im Pfälzerwald ist um ein Grad Celsius in den vergangenen zwei Jahren gestiegen.

Foto: Setzepfand

Das Jahr 2018 war in Rheinland-Pfalz geprägt von einer Jahresmitteltemperatur von 10,8 °C, es gab 20 heiße Tage, 78 Sommertage, 1 994 Sonnenstunden und nur 659 mm Jahresniederschlag. „Im Jahr 2018 hatten wir die längste Hitzewelle.“ Das führte zu einer Bodentrockenheit bis in 1,8 m Tiefe, bemerkte Matthes und wies auf den Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums im Internet hin. Hier zeigt sich klar, dass in weiten Teilen von Mittel- bis Nord- und Ostdeutschland eine außergewöhnliche Dürre herrscht. Die Waldbrandgefahr steigt, Borkenkäfer und andere Schadinsekten, wie der Eichenprachtkäfer oder die Esskastaniengallwespe fühlen sich wohl ebenso wie manche Pilze.

Gab es im vergangenen Jahr drei Generationen Borkenkäfer, werden es dieses Jahr wahrscheinlich 2,5 Generationen sein. Volker Ehrgott, Revierleiter im Forstamt Kaiserslautern verdeutlichte bei der Exkursion, die Dringlichkeit der Aufarbeitung der käferbefallenen Fichten. Wurden im vergangenen Jahr im Forstamt Kaiserslautern 18 000 fm Käferholz geschlagen, sind es bisher 9 000 fm bei zehn Prozent Fichtenanteil im Forstamt. Landesweit wurden 630 000 fm Käferholz im vergangenen Jahr geschlagen und 830 000 fm werden für 2019 geschätzt. Ehrgott bemerkte auch, dass Transportkapazitäten und die Möglichkeit zur Entrindung fehlen, was die Lage erschwere. Dennoch zeigte sich Ehrgott zuversichtlich, dass man mit viel Geld und Personalaufwand den Käfer und den Klimawandel mit einem breiten Streuen zahlreicher Baumarten in den Griff bekomme.

Michael Rochmes, Sprecher des Arbeitskreises (AK) Grundwasser Kaiserslautern, erklärte, dass der AK nach der Trockenperiode 2003 bis 2006 gegründet wurde. Man sah, dass die Lauterspring, die größte Quelle der Pfalz nach dieser Trockenperiode nicht mehr auf ihre ursprüngliche Schüttung kam und war alarmiert. Kurz vor der Exkursion am 21. August 2019 lieferte die Lauterspring 36,5 l/sek, der Mittelwert seit 1995 liegt bei 63 l/sek. Am Gelterswoog wurde diesen Spätsommer der Badebetrieb eingestellt. Es zeigte sich, dass die Verdunstung größer als der Einlauf war, der nur noch 0,5 l/sek betrug. In den vergangenen 15 Jahren wurden noch 20 l/sek verzeichnet. Da der Gelters­woog im Wassergewinnungsgebiet des ZWW liegt, werde sein Wasserzustand sowie der Zufluss stets kontrolliert und dokumentiert. Sichtbar ist, dass die einst stark vernässten Senken nun mit Weiden und Erlen zuwachsen, was deutlich auf weniger Wasser hindeutet. Der Kolbenwoog zeigte im August nur noch eine kleine Wasseroberfläche, Libellen flogen darüber, am Rand im verlandeten Bereich wuchsen Binsen, darin tummelten sich viele Laufkäfer. Dr. Jürgen Ott, Libellenfachmann der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz, bemerkte, dass der Kolbenwoog 2006 fast ganz leer war. „Wichtig ist, dass der Wasserstand innerhalb einer vernünftigen Zeit wieder ansteigt.“ Ott wies darauf hin, dass durch die Trockenheit, die Amphibien weniger Lebensraum zur Verfügung haben. Und Schindler ergänzte, dass die Biotopvernetzung von einem zum anderen Feuchtgebiet wichtiger werde, um das Ãœberleben dieser Arten zu sichern. Aufgaben, die bedacht werden müssen im Rahmen des Klimawandels.

Vernetzung der Biotope wird immer wichtiger

Die Wasserversorger stärken ihre dezentrale Struktur der Wassergewinnung, optimieren die Nutzung und geben Handlungsempfehlungen an die Verbraucher – ihren Rasen nicht mehr zu wässern. Wie es weitergeht, weiß keiner, daher ist es sinnvoll, sich frühzeitig um die zukünftige Wasserversorgung, aber auch um das Überleben der Feuchtgebietarten sowie um die standortangepasste Baum­artenwahl zu kümmern. Diese großen Herausforderungen können nur gemeinsam gemeistert werden. Gut, dass die Zusammenarbeit bereits bei dieser interessanten Veranstaltung erprobt wurde.

zep – LW 38/2019