Es passt nicht immer

Erste Ergebnisse des Projektes „Wasserschutz mit Leitbetrieben“

Das Projekt „Wasserschutz mit Leitbetrieben“ des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Bad Kreuznach, das zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinien (WRRL) beiträgt, soll die Landwirte noch stärker für das Thema Gewässerschutz sensibilisieren. Um diese Ziele zu erreichen, wurden Betriebsleiter gefunden, die auf ihren Flächen Düngeversuche zur praxisnahen Umsetzung des Gewässerschutzes angelegt haben. Da die erste Projektphase Ende 2013 ausläuft, soll hier über die Versuchsergebnisse der letzten vier Jahre berichtet werden.

Florian Wagner mit dem Projektschild „Wasserschutz mit der Landwirtschaft“, das zur Aufklärung der Öffentlichkeit dient. Auf seinen Maisflächen wurden Versuche mit verschiedenen Gärrestmengen und Nitrifikationshemmstoffen angelegt.

Foto: Hanse/Barth

Das Projekt startete im Jahr 2010 mit 20 Leitbetrieben in acht Regionen. Wichtig für die Wahl der Betriebe war, dass diese in Regionen liegen, die durch intensive Landwirtschaft oder durch die Spezialisierung auf bestimmte Kulturen ein erhöhtes Risiko zu Stickstoffüberhängen haben. Zudem wurden auch Versuche in Regionen mit hohem Viehbesatz und somit hohem Wirtschaftsdüngereinsatz angelegt.

Typische Betriebe in intensiv genutzten Regionen

Die Leitbetriebe sollten nicht nur in ihrer Kulturwahl und der Anbau­methode typisch für die Region sein und den Wasserschutzmaßnahmen offen gegenüberstehen, sondern auch die Versuche – in Zusammenarbeit mit der Projektleitung – planen, anlegen und bereit sein, über die Maßnahmen zu berichten und Veranstaltungen mitzuorganisieren.

Maßnahmen, die in den Versuchen, zur Reduzierung der Stickstoffauswaschung, getestet wurden waren zum Beispiel reduzierte Stickstoffgaben, Anbau von Zwischenfrüchten, der Einsatz von Nitrifikationshemmstoffen bei der Gülleausbringung und der Anbau von Untersaaten im Mais. Nach vier Jahren endet die erste Projektphase „Wasserschutz mit Leitbetrieben“. Im Folgenden werden die Versuchsergebnisse der letzten vier Jahre für die Kulturen Weizen, Raps, Kartoffeln und Mais bewertet.

Unproblematische N-Bilanzen in Kartoffeln

An den Kartoffeldüngeversuchen beteiligten sich zwei Betriebe aus der Pfalz. Bei Beiden wurden der Einfluss einer reduzierten Mineraldüngung auf den Ertrag und die Stickstoffbilanzen untersucht. Die Düngemenge wurde sowohl um 30 bis 50 kg N/ha reduziert, als auch um 30 kg N/ha erhöht. Die reduzierte Düngegabe führte in den Jahren 2010 und 2011 zu Ertragseinbußen, die auch durch die verringerten Düngekosten wirtschaftlich nicht ausgeglichen werden konnten.

Im Jahr 2012 war allerdings zwischen der betriebsüblichen und der reduzierten Variante kein Ertragsunterschied festzustellen, weshalb die reduzierte Düngung sich in diesem Jahr positiv auf die Wirtschaftlichkeit und Ökologie auswirkte. Die Erhöhung der Stickstoffdüngung zeigte, dass es zwar zu einem leichten Mehrertrag kam, die Düngekosten aber so gesteigert wurden, dass es keinen wirtschaftlichen Nutzen hatte.

Gülleausbringung in den Versuchsparzellen eines Weizenversuchs im letzten Jahr.

Foto: Hanse/Barth

Aussaat der Untersaat im Mais, Frühjahr 2011.

Foto: Hanse/Barth

Einsatz des N-Testers vor der KAS-Ausbringung im dritten Versuchsjahr.

Foto: Hanse/Barth

Die Stickstoffbilanzen waren in den betriebsüblichen und reduzierten Varianten positiv zu bewerten. Beide Betriebe hatten zuvor schon sehr ausgeglichene Bilanzen, die durch die reduzierte Düngung leicht ins Negative verschoben wurden.

Reduzierte N-Düngung im Raps wirtschaftlich und ökologisch

Die Rapsversuche wurden auf vier Betrieben mit reduzierter Güllegabe und reduzierter mineralischer Düngung angelegt. Dabei konnten, abgesehen vom Jahr 2011, in der um 30 bis 40 kg N/ha reduzierten Düngevariante die gleichen Erträge erzielt werden wie mit der betriebsüblichen Düngung. Im Jahr 2013 erreichten die geringer gedüngten Proben auch höhere Ölgehalte. Diese Umstände erhöhten die Wirtschaftlichkeit der reduzierten Düngung in den Jahren 2010, 2012 und 2013.

Es wurde zur Veranschaulichung auch ein Versuch mit erhöhter Stickstoffgabe angelegt, der aber durch einen Minderertrag und hohe Düngekosten wirtschaftlich sehr schlecht abschnitt und zudem unerwünscht hohe Stickstoffbilanzen erreichte.

Untersaat-Bestand im Sommer 2011.

Foto: Hanse/Barth

Die Reduktion der Düngemenge ist somit auch positiv für unsere Ökosysteme und somit für den Gewässerschutz zu bewerten. Die Stickstoffüberhänge, die in den meisten Rapsschlägen durch die organische Herbstandüngung ohnehin ein Problem darstellen, konnten mit dieser Maßnahme um durchschnittlich 30 kg N/ha reduziert werden.

N-Reduktion im Weizen unwirtschaftlich

Im Winterweizen wurden verschiedene Düngeversuche angelegt. Auch hier wurden reduzierte mit betriebsüblichen Düngergaben verglichen. Es wurde zudem der Einsatz von Stickstoffstabilisierern, Kompost und die Injektionsdüngung getestet.

Um eine unabhängige Vergleichsbasis für die empfohlene Düngemenge während der Vegetation zu erhalten, wurde ein N-Tester eingesetzt. Dieses Gerät ermittelt die momentane Stickstoffversorgung der Pflanze und gibt kulturabhängige Düngeempfehlungen. Meistens deckten sich aber die Stickstoffempfehlungen des N-Testers mit den Einschätzungen der Landwirte, weshalb der Einsatz der Technik eher der Dokumentation galt.

Die reduzierte Düngung wirkte sich in fast allen Fällen negativ auf den Ertrag und somit auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit aus. In diesem Jahr war jedoch festzustellen, dass einige Betriebe trotz leichter Mindererträge, mit der reduzierten Düngung mehr Gewinn gemacht hätten, weil der Ertragsunterschied sehr gering ausfiel und die Einsparungen bei den Düngekosten sich positiv auswirkten. Auch im Jahr 2012 war es bei einem Betrieb möglich mit 40 kg weniger N den gleichen Ertrag zu erlangen, wie mit der betriebsüblichen Düngung.

Auf einen Blick

Während der letzten vier Jahre konnten im Rahmen des Projek-tes „Wasserschutz mit Leitbetrieben“ viele Maßnahmen zum Gewässerschutz auf ihren betrieblichen und ökologischen Nutzen überprüft werden. Durch die direkte Zusammenarbeit mit den Landwirten und ihr Einbringen von Ideen und Erfahrungen konnten Maßnahmen entwickelt werden, die nicht nur in den Leitbetrieben erfolgreich umgesetzt werden können.

Die Reduzierung der Gärrestemengen, welche sich in allen Belangen als positiv erwies, ist beispielsweise eine einfache Methode, um zum Gewässerschutz beizu­tragen.

Es gab jedoch auch Maßnahmen, die mit großem Aufwand und erhöhten Kosten verbunden sind ‑ beispielsweise das Aussäen von Zwischenfrüchten oder Untersaaten, die Injektionsdüngung oder die Anschaffung von Nitrifikationshemmstoffen. Hier sollten weitere Untersuchungen angestellt werden, wie der wirtschaftliche Nutzen für den Landwirt gesteigert und ob ein finanzieller Anreiz geschaffen werden kann.

Barth

Die Stickstoffsalden ergaben bei der betriebsüblichen Düngung nur leichte Überhänge, also düngte jeder Landwirt schon sehr nahe am Bedarf der Pflanze. Die Reduzierung der Düngemenge konnte folglich die Stickstoffbilanzen verringern.

Injektionstechnik und Stickstoffstabilisatoren

Auf einem Betrieb wurde der Einsatz von Kompost als organischer Dünger getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Kompostgaben negativ auf den Ertrag auswirkten. Die Injektionsdüngung dagegen wirkte sich sehr positiv auf den Ertrag aus. Die Landwirte gaben an, wie viel Stickstoff sie düngen wollen und diese Menge wurde dann in flüssiger Form mit der Injektionstechnik ausgebracht. Als Vergleichsbasis diente die normale KAS Düngung.

Um eine Methode zu testen, die eine einmalige Düngung mit geringem Auswaschungsrisiko ermöglicht, wurden Versuche mit Stickstoffstabilisatoren angelegt. Die Ergebnisse zeigten, dass auch damit Erträge erzielt werden können, die durchaus an die betriebsübliche Düngung heranreichen.

Untersaaten im Mais mit positivem Ergebnis

Für die Maisversuche wurde über die gesamte Projektdauer mit fünf bis acht Betrieben, hauptsächlich aus der Eifel und der Pfalz, zusammengearbeitet. Bei dieser Kultur wurden Versuche mit Nitrifikationshemmstoffen, der Reduzierung der organischen Düngung und dem Anbau von Untersaaten angelegt.

Beim Einsatz von Nitrifikationshemmstoffen zeigte sich eine leichte Verringerung der Erträge und dadurch auch kein wirtschaftlicher Nutzen. Die Stickstoffbilanzen schwankten in den einzelnen Versuchsparzellen so stark, dass keine ökologische Bewertung der Hemmstoffe möglich war.

Die betriebsübliche Gärrestedüngung von 36 bis 40 m³ wurde um 10 m³ reduziert. Diese Reduktion der Gärrestmenge hatte keine Auswirkungen auf den Ertrag, somit ist diese Maßnahme positiv für den Betrieb zu bewerten, da Düngekosten bei gleichem Ertrag eingespart werden können. Zudem ist die Reduzierung positiv für den Gewässerschutz zu werten, da die Stickstoffsalden verringert und somit das Risiko der Stickstoffauswaschung gesenkt werden konnte.

Der Anbau von Rotschwingel und Welsches Weidelgras als Untersaaten im Mais wurde in den Jahren 2011 und 2012 auf seinen Ertragseinfluss überprüft. Dabei war festzustellen, dass es keine Ertragsveränderungen im Vergleich zur betriebsüblichen Methode gab. Dennoch ist der Anbau von Untersaaten positiv zu bewerten, da die Kultur, vor allem wenn sie bis zum Frühjahr stehen bleibt, überschüssigen Stickstoff aufnimmt, als Humusbildner und als Erosionsschutz dient und somit die Auswaschung und Abschwemmung von Nährstoffen in die Gewässer vermindert wird.

Auswirkungen von Zwischenfrüchten

Zu den oben genannten Maisversuchen wurde auch der Anbau von Rübsen als Zwischenfrucht auf seinen gewässerschützende Funktion überprüft. Im Jahr 2011 schafften es die Rübsen, im Herbst rund 25 kg N/ha aufzunehmen. Im Jahr 2012 fand die Aussaat als Direktsaat statt, da der Mais sehr früh geerntet wurde. Die folgenden Wochen waren jedoch zu trocken für einen guten Aufwuchs, sodass die Rübsen in diesem Jahr nur 15 kg N/ha aufnehmen konnten.

In einem weiteren Versuch wurde Phacelia nach einer GPS Ernte gesät und mit 0/60/120 kg N/ha (Gärrest) gedüngt. Der Bestand entwickelte sich in allen Varianten fast gleich und konnte im Schnitt 50 kg N/ha im Aufwuchs binden. Im Folgejahr wurde auf der Fläche Silomais angebaut und die Ernte der einzelnen Parzellen analysiert. Es war festzustellen, dass in der betriebsüblichen Variante (60 kg N/ha in der Zwischenfrucht) der Ertrag am höchsten ausfiel, während die erhöhte leicht und die Null-Düngung stark abfiel.

Alisa Barth, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück – LW 50/2013