Wegwerfgesellschaft

Die Aktionen von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner gegen die Lebensmittelverschwendung erreichen ein beachtliches Echo in den Medien. Ihre Aussage, dass das Mindesthaltbarkeitsdatum nicht das Wegwerfdatum ist, hat offensichtlich schon bei den Konsumenten gewirkt, wie Umfragen zeigen. Das Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums ist ein Anlass, dass viele Nahrungsmittel von den Privathaushalten weggeworfen werden. Die eigentlichen Ursachen sind zu große Packungen, die von den Herstellern produziert werden oder einfach ungeplante und zu große Einkäufe, die vom reichhaltigen Angebot getrieben werden. Hinzu kommt das Nichtwissen, wie man Reste verwertet.

Von den geschätzten 11 Mio. Tonnen Lebensmittel, die hierzulande jedes Jahr als Abfall entsorgt werden, entfallen laut einer wissenschaftlichen Studie, die das Bundeslandwirtschaftsminis-terium kürzlich vorstellte, 61 Prozent auf Privathaushalte. Die Aufklärung der Konsumenten über den richtigen Umgang mit Lebensmitteln steht deshalb an erster Stelle, ist aber mühsam. Gleichzeitig müssen deshalb auch der Handel und die Hersteller bedarfsgerechtere Portionen und Packungsgrößen anbieten.

Dass auch Nahrungsmittel, die verschwendet werden, zur Nachfrage beitragen und letztlich die Preise stützen, ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Gleichwohl hat der Erzeuger kein Interesse daran, dass seine Produkte ungenutzt entsorgt werden. Denn dies ist ein Ausdruck der Geringschätzung von Lebensmittel, die einer erfolgreichen Vermarktung nicht dienlich sein kann.

Es ist zu hoffen, dass die Verbraucher wieder eine Hemmung entwickeln, Nahrungsmittel wegzuwerfen, die die ältere Generation noch hat.

Cornelius Mohr