Weidelgräser werden zunehmend ein Problem

Bekämpfung und (Resistenz-) Vorbeugung

Weidelgräser werden neben ihrer Verwendung als Untersaaten in erster Linie angebaut, um ertrag- und proteinreiches Grünfutter zu erzeugen. Wenn diese Pflanzen allerdings in Weizen-, Gersten-, Rüben- oder Maisbeständen auftreten, werden sie zu hartnäckigen Ungräsern und die im Grünland und Feldfutterbau sehr erwünschten Eigenschaften bereiten dann im Ackerbau große Probleme.

Stark mit Weidelgras verungraste Weizenfläche.

Foto: Dr. Dicke

Welsches Weidelgras bildet lockere Horste, ist ein- bis überjährig und wird vorwiegend im Feldfutterbau eingesetzt. Deutsches Weidelgras wird für Wiesen- und Weidenutzung verwendet, da es mehrjährig und unempfindlich ist. Bastardweidelgras ist die Hybridform aus Deutschem und Welschem Weidelgras. Nach der Saat entwickeln sich Weidelgräser sehr zügig, sind konkurrenzstark gegenüber Fremdbewuchs und garantieren hohe Erträge mit guten Qualitäten.

Verbreitung mit dem Mähdrescher

Weidelgras hat allerdings auch das Potenzial, im Ackerbau zum Problemungras Nr. 1 zu werden. Regional breitet sich seit einigen Jahren in verschiedenen Bundesländern vermehrt Weidelgras (Lolium ssp.) auf Ackerflächen aus.

Wenn Weidelgräser im reifen Getreide stehen, werden die Samen in erster Linie durch Mähdrescher auf benachbarte Felder verschleppt, sodass eine Übertragung von Feld zu Feld stattfindet. Wird dann auf den Feldern bei der Ungrasbekämpfung kein vernünftiges Resistenzmanagement betrieben, kommt es über kurz oder lang zu Starkbefällen auf den Feldern mit vielen resistenten Samen, die dann weiterverbreitet werden. Daher sollten die Mähdrescher gründlich gereinigt werden, bevor sie aus einer „verseuchten“ Fläche wieder in noch nicht befallene Felder einfahren.

Auch die Verwendung von nicht gereinigtem Saatgut, welches von resistenzgefährdeten Standorten stammt, trägt zur Ausbreitung bei, sodass auf die Saatgutreinigung großen Wert gelegt werden muss. Darüber hinaus können Weidelgrassamen mit Stroh transportiert und so ebenfalls verbreitet werden.

Schon geringer Besatz führt zu deutlichen Ausfällen

Die Bilder aus Südhessen zeigen zwar Härtefälle, jedoch reicht auch eine relativ geringe Weidelgrasdichte schon aus, um Ertrag und Qualität von Kulturpflanzen deutlich zu senken. Die chemische Bekämpfung mit Herbiziden ist herausfordernd. Je weiter Weidelgräser im Herbst vor einer Herbizidbehandlung entwickelt sind (Altpflanzen), desto schlechter sind sie zu regulieren.

Darüber hinaus fördert die hohe Samenproduktion und die nahezu ganzjährige Keimungsbereitschaft der Samen die zügige Selektion und damit den Aufbau herbizidresistenter Weidelgraspopulationen, insbesondere gegenüber HRAC-Klasse 1 und 2, wenn Herbizide aus diesen Wirkstoffklassen häufig eingesetzt werden.

Dr. Dominik Dicke, Regierungspräsidium Gießen, Pflanzenschutzdienst Hessen – LW 9/2024