Weinauslieferung im Umbruch?

Mehrmals im Jahr und besonders jetzt in der Zeit bis Weihnachten widmen sich die Winzer verstärkt der Weinvermarktung und fragen sich, ob sie den Wein selbst ausliefern oder eine Spedi­tion schicken sollen. Um Kunden außerhalb der Wein­anbau­ge­­biete zu bedienen, fahren die Flaschen­wein vermarktenden Winzer direkt zum Wohn­­ort und tragen die Kartons meist noch bis in den Keller. Die­se Serviceleistung hat sich so selbstverständ­lich eingeführt, dass sie oftmals nicht hinterfragt wird. Aber ist das betriebs- und arbeitswirtschaftlich sinnvoll? Eine Kostenanalyse ergab, dass dies doppelt so teuer ist wie der Speditions- oder Paketversand. Wenn es nur um den Transport geht, sollten Winzer dies den Profis überlassen. Aber es darf nicht übersehen werden, dass der persönliche Kontakt die Wein­auslieferung zu einem wichtigen Instrument der Kun­denpfle­ge macht. Durch die Gespräche um die Bestellung werden Bin­dun­gen aufgebaut und Informationen gewonnen. Wer diese beherzigt, steigert die Kundenzufriedenheit und letzt­lich auch den Betriebs­erfolg.

Dennoch suchen viele Winzer nach Alternativen zu den anstrengenden Weinausfahr­ten, die viel Zeit kosten und bei zunehmendem Straßenverkehr riskanter werden. Zudem beobachten sie, dass sich der Lebensstil und das Einkaufsverhalten der Weintrinker verändert. Sie sind weniger treu und kaufen kleinere Mengen bei verschiedenen Winzern.

Wenn die Weinlieferung in der Garage abgestellt wird, ist der Vertrieb über Speditionen die bessere Alternative. Die Lösung scheint ein Mix zu sein, die Winzer liefern hin und wieder persönlich und schicken dazwischen per Paketdienst. Wichtig ist es, entspannt beim Kunden anzukommen und ein Botschafter der Region zu sein, um Begeisterung am Weintrinken zu wecken. So kommen die Weinkunden vielleicht zum Kurzurlaub und holen den Wein direkt am Weingut ab.

Bettina Siée