Wenig Stress ist gut für die Milchleistung

In Milchvieh­betrieben wird viel Zeit für den direkten Umgang mit den Tieren aufgewendet: für den Zu- und Rücktrieb vor und nach dem Melken, dem Melken selbst, der Klauenpflege, dem Besamen, der Versorgung und dem Umstallen von Kälbern oder dem Umstallen von Kühen. Auch der tägliche Weideauf- und Abtrieb gehört gegebenenfalls dazu. Funktionieren solche Arbeiten reibungslos, weil Mensch und Tier ein eingespieltes Team sind, spart der Landwirt Zeit, und für Kuh und Landwirt bedeutet es vor allem weniger Stress.

Hektisch wird es im Stall oft, wenn die Zeit aufgrund hoher Arbeitsbelastung knapp ist. Vor allem wachsende Milchviehbetriebe haben das Problem, dass mehr Kühe von der gleichen Zahl an Arbeitskräften versorgt werden müssen, das heißt, die Zeit je Tier und Tag wird knapper. Es wird genau überlegt, wie die vorhandene Arbeitszeit eingesetzt werden muss, um alle wichtigen Arbeiten erledigt zu bekommen. Um aus der Arbeitsfalle herauszukommen, kann die Automatisierung weiterhelfen, beispielsweise in Form von Aktivitätsmessern, die Informationen zur Brunst liefern, oder Melk- und Fütterungsrobotern, die für zeitliche Flexibilität sorgen.

Zu überdenken ist jedoch der grundsätzliche Umgang mit den Tieren. Geht es laut und hektisch zu? Laufen die Tiere weg, sobald der Landwirt sich nähert, und welcher Abstand zum Menschen wird geduldet? Immer wenn die Tiere Angst empfinden, werden Stresshormone produziert, das verringert die Milchleistung – man schätzt 10 bis 13 Prozent weniger Milchmenge je Gemelk, wenn mit den Tieren laut und unsanft umgegangen wird.

Wie man entspannt mit Kühen umgeht und dennoch effizient Arbeiten erledigen kann, wie sich Stress in der Trächtigkeit auf das Kalb auswirkt und welche Rolle die Zeit der Kälberaufzucht spielt, dazu wird der nächste Rindergesundheitstag des Innovationsteams Milch Hessen am 18. Oktober in Gießen umfangreiche Erkenntnisse bringen.

Marion Adams – LW 39/2014