Wertschätzung von Lebensmitteln ist zu gering

Bischof Hein besucht Betrieb von HBV-Präsident Schmal

Prof. Dr. Martin Hein, der Bischof der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck, kam vergangene Woche zusammen mit einer Delegation der Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ auf den Hof des Präsidenten des Hessischen Bauernverbandes, Karsten Schmal. Ziel des Termines war es, dem Bischof und seinen Mitarbeitern einerseits einen Einblick in die praktische Landwirtschaft zu geben, andererseits aber auch im gemeinsamen Gespräch die Sorgen und Probleme der heimischen Landwirtschaft und mögliche gemeinsame Ansatzpunkte zu erörtern.

Bischof Hein zu Besuch auf dem Betrieb von HBV-Präsident Karsten Schmal (v.l.n.r.): Steffen Schmal, Bischof Prof. Dr. Martin Hein, Ute Göpel, Christiane Meibohm, Hartmut Schneider, HBV-Präsident Karsten Schmal, HBV-Geschäftsführer Peter Voss-Fels, HBV-Vizepräsident Heinrich Heidel, Pfr. Dr. Jochen Gerlach, Sonnele Göckeritz, Dekanin Petra Hegmann, Pfr. Karl-Günter Balzer, Pfr. Kurt Heyer.

Foto: Katrin Hess

Schmal machte deutlich, dass die hessischen Landwirte in diesem Jahr mit enormen Ertragseinbußen zu kämpfen haben und mahnte gerade vor diesem Hintergrund ein moderates Verhalten der Kirche bei der Neuverpachtung von Flächen an.

Flächendeckend Grünland bewirtschaften

In Hessen sei derzeit ein verstärkter Strukturwandel zu beobachten, den er mit großer Sorge beobachte, so Schmal. Bereits heute gebe es Probleme, Grünland auf den schwächeren Standorten zu verpachten. Dies sei vor allem durch zwei Faktoren bedingt: der in Hessen verhältnismäßig große Grünlandanteil und die gleichzeitig geringe Viehdichte. Es gelte, den aktuellen Viehbestand unbedingt zu halten, um auch künftig eine flächendeckende Grünlandbewirtschaftung in Hessen gewährleisten zu können.

Wichtiges Thema auch die Flächenpacht

Bischof Hein merkte an, dass die Entscheidungen zur Verpachtung der Kirchenflächen zwar letztlich vor Ort getroffen werden, den Kirchenvorständen aber ein entsprechender Leitfaden zur Gestaltung zur Verfügung gestellt werde. Grundsätzlich sollte die Verpachtung stets im Einvernehmen mit den örtlichen Landwirten stattfinden und eine den ortsübliche Pachten entsprechende Erhöhung stattfinden. Hier stehe auch immer die Fachstelle „Kirche im ländlichen Raum“ als möglicher Vermittler zur Verfügung. Einigkeit mit der evangelischen Kirche bestand unter anderem darin, dass die Wertschätzung und die Preise für Lebensmittel in Deutschland zu gering seien.

Hohe Erwartungen, aber zu geringe Entlohnung

Gleichzeitig müssten die Landwirte immer höhere Auflagen und Erwartungshaltungen des Lebensmitteleinzelhandels, zum Beispiel in den Bereichen Tierwohl und Fütterung, erfüllen. HBV-Präsident Schmal machte deutlich, dass diese Themen den Landwirten am Herzen liegen und sie sich tagtäglich für das Wohl ihrer Tiere einsetzen. Höhere Auflagen an Haltung und Fütterung könne es nicht zum Nulltarif geben. Bereits jetzt grenze die betriebswirtschaftliche Situation an Selbstausbeutung. Wenn Familienmitglieder nicht einmal mehr entlohnt werden könnten, sei an zusätzliche Investitionen schon gar nicht zu denken.

Die ländliche Familienberatung wird häufig von Betrieben in finanzieller Not oder bei Hofübergaben zu Rate gezogen. In diesen Themenfeldern konnten inhaltliche Schnittpunkte gefunden werden.

hbv – LW 36/2016