Gemeinsam für bessere Perspektiven der Betriebe

Ministerpräsident Bouffier trifft sich mit HBV in Butzbach

Anfang dieser Woche hat der Hessische Bauernverband (HBV) in Butzbach auf die Bedeutung der regionalen Lebensmittelversorgung in Hessen hingewiesen. Anlass ist die häufige Kritik in der Öffentlich­keit an der modernen Tierhaltung. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier sprach mit HBV-Präsident Karsten Schmal über die Perspek­ti­­ven der Tierhaltung in Hessen. Auf dem Lindenhof der Familie Winter in Nieder-Weisel erläuterten sie den Medien ihre Standpunkte.

Auf dem Lindenhof, v.l: Ministerpräsident Volker Bouffier im Gespräch mit HBV-Präsident Karsten Schmal, und HBV-Generalsekretär Peter Voss-Fels.

Foto: Moe

Der HBV befürchtet, dass beispielsweise durch Beschlüsse wie das Magdeburger Urteil zur Kastenstandhaltung von Sauen Tierhalter ver­unsichert werden und aus der Erzeugung aussteigen.

Ministerpräsident Bouffier nannte drei Gründe für seinen Besuch dieser Veranstaltung auf dem Lindenhof der Familie Winter. Ihm geht es darum, die So­lidarität der Landesregierung mit Hessens Landwirten zu zeigen. Auch, um sich über aktuelle Ziele und Probleme der modernen Landwirtschaft zu informieren. Zum Dritten, um darzustellen, dass die Landes­regierung in Hessen gemeinsam mit dem Be­rufsstand an zukunftsträch­tigen Rahmenbedin­gungen für die Landwirtschaft arbeite, um gemeinsam Lösungen für die Fragen der Gesellschaft von heute zu finden.

HBV-Präsident Schmal sagte, die Landwirtschaft sei leistungsfähig, nachhaltig und verantwortungsbewusst. Die moderne Tierhaltung sei gegenüber der vor einigen Jahrzehnten viel besser. Die Ställe seien hell, führten gute Luft und die hygienischen Bedingungen sowie die Tier­ge­sundheit seien besser. Beim Rundgang über den Betrieb der Familie Winter konnte sich der Ministerpräsident einen Eindruck von der modernen Landwirtschaft machen und meinte „Wir haben ein Interesse daran, dass die Landwirtschaft in Hessen erfolgreich bleibt. Die Leistung der Landwirte ist sehr groß, sie verdient Anerkennung. Landwirte versorgen die Bevölkerung mit hochwertigen Nahrungsmitteln und erhalten mit ihrer Arbeit die Kulturlandschaft.“

Wertschöpfungskette erhalten

Die Wertschöpfungskette der Landwirtschaft in Hessen gelte es zu erhalten. „Man kann nicht auf der einen Seite Produkte aus der Region erwarten und auf der anderen Seite sagen, aber nicht bei uns“, so Bouffier. Mit dem Zukunftspakt hessische Landwirtschaft habe die Landesregierung und der Bauernverband eine Grundlage zur Neuausrichtung der künftigen hessischen Agrarpolitik für die heimischen Betriebe beschlossen. Es bestehe kein Widerspruch zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft, sagte Bouffier. „Wir wollen eine leistungsfähige Landwirtschaft in Hessen haben mit landwirtschaftlichen Betrieben, die den Familien Einkommen ermöglichen können. Und wir wollen eine gesunde Ernährung der Bevölkerung mit möglichst vielen Erzeugnissen von den Betrieben aus Hessen“, konstatierte der Ministerpräsident.

Schmal: Betriebe müssen Vorgaben erfüllen können

Ministerpräsident Bouffier (M). informierte sich über die moder­ne Tierhaltung. Mit im Bild HBV-Präsident Karsten Schmal (r.) und Bernd Winter (l.).

Foto: Moe

Wenn die Gesellschaft die regionale Produktion in Hessen erhalten wolle, seien verlässliche Regelungen für die Landwirte nötig, betonte HBV-Präsident Schmal. Den Betrieben drohten seitens des Baurechts, der Umwelt- und Klimaschutzgesetzgebung binnen kurzer Zeit immer neue Gesetze und Verordnungen. Die Folge sei, dass vor allem kleinere Betriebe finanziell mit den Investitionen überfordert seien, um die laufend neuen Vorgaben erfüllen zu können. „Die gewünschten Veränderungen müssen praktikabel und wirtschaftlich tragfähig sein. Wir brauchen daher eine Politik mit Augenmaß“, betonte Hessens Bauernpräsident.

Familie Winter bewirtschaftet einen 190 ha großen Ackerbaubetrieb mit 80 BHZP-Zuchtsauen und 350 Mastschweinen, einer 370-kW-Biogasanlage, an der die benachbarten Landwirte Norbert Reitz und Burkhard Zimmer beteiligt sind. Ein weite­res Standbei ist die Direktvermarktung. Bernd Winter, der mit Sohn Jan (28) den breit aufgestellten Betrieb führt, erläuterte die Entwicklung des Lindenhofes. So bietet man auch landtechnische Lohnarbeiten an, um die moderne und teure Landtechnik ef­fi­zient auszulasten. Neben den Familienarbeitskräften sind zwei Fremdarbeitskräfte bei Winters tätig. Hinter der Biogasanlage befinden sich die Folientunnel des Nachbarbetriebs Reuhl. Der nutzt die Wärme der Biogasanla­ge für eine frühe Erdbeerernte.

Engagierte Betriebe in der Region

Andrea Rahn-Farr, Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau-Frankfurt am Main (RBV), sprach mit Ministerpräsident Bouffier über weitere innovative Ideen der Landwirtschaftsbetriebe in der Region. Aufgrund der Nähe zu Frankfurt sei für viele beispielsweise der Direktabsatz über den eigenen Hofladen oder über Verkaufsautomaten ein betriebliches Standbein, so Rahn-Farr. Nach dem Rundgang mit dem Ministerpräsidenten gab es weitere interessante Gespräche bei einem kleinen Frühstück in der mit Hilfe der Biogasanlage aufgeheizten Werkstatt.

Moe – LW 8/2017