Wettbewerbsverzerrungen beseitigen

Die Zuckerwirtschaft steht vor den nächsten großen strukturellen Veränderungen. Das ist den Landwirten bei den Informationsveranstaltungen, die dieser Tage stattfinden, nochmals sehr deutlich geworden. Die Südzucker AG, mit der die Erzeuger verbunden sind, macht im Zuckergeschäft im Geschäftsjahr 2018/2019 voraussichtlich zwischen 150 und 250 Mio. Euro Verluste. Grund sind die hohen Mengen auf dem EU- aber auch auf dem Weltmarkt und die niedrigen Preise. Das Unternehmen hat angekündigt, die Mengen zu reduzieren und Fabriken zu schließen. Es ändert damit einen Teil seiner Strategie, die auf der hohen Verarbeitungskapazität des Konzerns basierte und auf Mengenausweitung und letztlich auf Verdrängung setzte. Die Verringerung der Stückkosten muss deshalb noch stärker durch die Effizienz der Rübenverarbeitung realisiert werden. Sie ist der Hauptkostenfaktor, und die Fabriken der Südzucker sind in der Kostenstruktur durchaus unterschiedlich.

Der zweite große Kostenfaktor sind die Frachtkosten, die zu 75 Prozent von der Südzucker und zu 25 Prozent vom Rübenanbauer individuell getragen werden. Durch die Schließung von Zuckerfabriken werden die Wege länger. Der Druck auf den entfernter liegenden Rübenanbau wird größer, trotz oder gerade wegen der größtenteils gemeinsam getragenen Frachtkosten. Die Frage bleibt, ob die Mengen, die die Südzucker reduziert, auch tatsächlich vom Markt kommen, oder von anderen Unternehmen kompensiert werden.

Zu den Herausforderungen des Marktes kommen die politisch verursachten Wettbewerbsverzerrungen. So werden in elf Mitgliedstaaten gekoppelte Zahlungen an die Rübenanbauer geleistet. Mit ihnen wird das Wandern der Produktion hin zum effizientesten Standort – ein Grundanliegen der Marktordnungsreform – verhindert. Auch die Strategie der Südzucker wurde damit ein stückweit ausgehebelt. Die weitere Zulassung von neonikotinoiden Beizen in anderen EU-Ländern ist eine weitere grobe Benachteiligung des deutschen Anbaus, die der Politik anzulasten ist. Will sie den heimischen Rübenanbau, der sehr effizient und auf den besten Standorten betrieben wird, zukunftsfähig halten, so muss sie gerade bei den Wettbewerbsverzerrungen ansetzen.

Cornelius Mohr – LW 6/2019