Wilde Tochter des Rieslings schreibt Geschichte

Zwölf Sieger des 1. Internationalen Scheurebe-Preises

Beim 1. Internationalen Scheurebe-Preis 2016 ließen die Pfälzer und Rheinhessen die Muskeln spielen. Unter 456 Weinen und Sekten aus 283 Betrieben stellen sie sechs beziehungsweise drei der insgesamt zwölf Preisträger. Zwei weitere Siegerweine stammen aus Franken, ein weiterer aus dem Burgenland. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen einer festlichen Gala im Hofgut Laubenheimer Höhe und zählt zu den Höhepunkten des Jubiläums „200 Jahre Rheinhessen“.

Die drei Erstplatzierten in vier Kategorien des 1. Internationalen Scheurebe-Preises, flankiert von den Organisa­toren Bettina Siée, Chefredakteurin „das deutsche weinmagazin“ und Klaus Herrmann von der Fachzeitschrift „Wein+Markt“.

Foto: Norbert Krupp

Als weiterer Höhepunkt erwies sich die Gala selbst, denn die rund 220 Gäste feierten mit diesem Abend den gesellschaftlichen Höhepunkt eines Treffens der Gemeinschaft 47 Deutschsprachiger Weinbruderschaften (GDW). Die Weinbruderschaft Rheinhessen bot den angereisten Delegierten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ein attraktives Rahmenprogramm von Freitag bis Sonntag.

„Rheinhessen ist ganz schön anders“, zitierte Brudermeister Otto Schätzel das Jubiläums-Motto. Zusammen mit dem Fachverlag Dr. Fraund, bei dem auch Bruderrätin Bettina Siée tätig ist, habe man auf das Jubiläumsprogramm noch das Jubiläum „100 Jahre Scheurebe“ draufgepackt und einen Wettbewerb ausgerufen. Bettina Siée, Chefredakteurin „das deutsche weinmagazin“, gestand freimütig, dass es eine riesige Freude war, an der Verkostung der eingereichten Weine teilnehmen und die Vielfalt der Scheurebe erleben zu dürfen: „Es ist unglaublich, was die Scheurebe drauf hat.“ Dr. Julius Georg Scheu habe die Rebe 1915 in Alzey gekreuzt und 1916 den Sämling „S 88“ gepflanzt. Dieses Jubiläum durfte nicht ungenutzt verstreichen. Deshalb habe der Fachverlag Dr. Fraund den 1. Internationalen Scheurebe-Preis ausgeschrieben, zu dem auch 40 Scheureben aus Österreich und der Schweiz angestellt wurden. Allein aus Rheinhessen, in dem mehr als die Hälfte der deutschen Scheurebe-Flächen (rund 1 850 Hektar) liegen, kamen 189 Kandidaten.

Siées Kollege Klaus Herrmann von der Fachzeitschrift „Wein+ Markt“ überreichte mit dem früheren ZDF-Intendanten Markus Schächter, Träger der Alzeyer Georg-Scheu-Plakette, Urkunden und Pokale an die drei Erstplatzierten in vier Kategorien des 1. Internationalen Scheurebe-Preises (siehe Kasten).

Ihren majestätischen Charme ließ Rheinhessens Weinkönigin Sabrina Becker strahlen, die sich freute, dass die Scheurebe nun als „wilde Tochter des Rieslings“ Geschichte schreibe und eine Renaissance erlebe.

Oberbürgermeister Michael Ebling meinte, die Scheurebe sei eine Sorte, die für Aha-Effekte sorge. Landrat Claus Schick gestand mit dem Wein eng verbunden und stolz auf das 200-jährige Rheinhessen zu sein. Prof. Leo Gros, Emeritus der Hochschule Fresenius und erfahrener Weinauktionator, hielt eine launige Laudatio auf die Scheurebe, die ihr Namensgeber gezüchtet habe, um nach Krisenjahren im Weinbau eine zuverlässig ertragsbringende Sorte zu schaffen.

Peter Eugen Eckes, Weinkulturpreisträger 2016 und Motor des Rheinhessen-Jubiläums, freut sich unbändig, dass fast 700 Veranstaltungen rund um das 200-jährige Jubiläum stattfinden.

Weinbruder Wolfgang Narjes, Vorsitzender der Gemeinschaft Deutschsprachiger Weinbruderschaften, dankte den Rheinhessen und Brudermeister Otto Schätzel für die Organisation des Treffens: „Wir sind von unserer freundschaftlichen Aufnahme in Rheinhessen begeistert.“

Am Ende des Abends überreichten Wolfgang Narjes und Otto Schätzel den Thyrsosstab an Prof. Dr. Richard Hartmann, dessen Weinhistorischer Konvent 2018 das nächste GDW-Treffen in Fulda ausrichten wird.

Den Abend moderierte Bruderrat Dr. Andreas Schreiber, der verdeutlichte, wie positiv sich Rheinhessen entwickelt habe. Zum Vier-Gänge-Menü wurden neun Weißweine kredenzt, die Bruderrat Andreas Hattemer vorstellte.

1. Internationaler Scheurebe-Preis 2016

Preisträger zeigen Scheurebepotenzial

Kategorie Trocken bis feinherb: Auf den ersten Platz kam der 2015er Scheurebe Qualitätswein des Weingutes Gerhard Hochdörffer (www.weingut-hochdoerffer.de) in Landau-Nußdorf (Pfalz), gefolgt von einem 2015er Scheurebe Qualitätswein trocken des Wein- und Sektgutes Rothmeier (www.weingut-rothmeier.de) in Mörlheim (Pfalz) sowie einem Heßlocher „vom Kalkriff“ Scheurebe Qualitätswein trocken vom Weingut Stephan Wernersbach (www.wernersbach-weine.de) in Dittelsheim-Heßloch (Rheinhessen).

Kategorie Lieblich: Eine 2015er Gau-Algesheimer Goldberg Scheurebe Spätlese des Weingutes Fleischmann (www.fleischmann-weine.de) in Gau-Algesheim (Rheinhessen) eroberte sich die Spitze, gefolgt von einer 2015er Fassprobe Scheurebe Spätlese vom Weingut am Stein (www.weingut-am-stein.de) in Würzburg (Franken) und einem 2015er SE Scheurebe Qualitätswein des Weingutes Hartmann (www.weinguthartmann.de/weingut) in Kirrweiler (Pfalz).

Kategorie Edelsüß: Mit seiner 2010er Scheurebe TBA qualifizierte sich das Weingut Hans Tschida (www.angerhof-tschida.at/dasweingut_de.html) in Illmitz (Österreich) für Platz 1, gefolgt von einer 2006er Sommerhäuser Steinbach Scheurebe TBA des Weingutes Schloss Sommerhausen (Franken, www.sommerhausen.com/website/) und einer 2015er Scheurebe Auslese des Weingutes Geh. Rat Dr. von Bassermann-Jordan (www.bassermann-jordan.de/de/topnav/home.html) aus Deidesheim (Pfalz).

Kategorie Sekte und Perlweine: Es siegte der 2014er Scheurebe-Sekt b. A. trocken des Wein- und Sektgutes Rothmeier in Mörlheim (Pfalz), gefolgt vom 2013er Scheurebe-Sekt b. A. halbtrocken des Weingutes Werner Pitthan (www.weingut-pitthan.de/) in Zotzenheim (Rheinhessen) und dem „Secco Blanc“ Schaurebe Perlwein b. A. des Weingutes Axel Schäfer (www.weingutschaefer.com/) aus Neustadt-Mußbach (Pfalz).

Norbert Krupp – LW 19/2016