Wintergerste hatte eine schwierige Saison

Anbausituation und Landessortenversuche 2011/12

Die Wintergerste wurde in diesem Anbaujahr vielerorts an ihre Grenzen geführt. Nachdem die Herbstentwicklung witterungsbedingt zügig und unproblematisch verlaufen war, stellte sich im Dezember und Januar nicht die normalerweise zu erwartende Vegetationsruhe ein. Die Bestände zeigten weiterhin Wachstum, viele Flächen waren sogar zu weit entwickelt. Nach den Kahlfrösten im Februar aber musste oft die Entscheidung zum Umbruch getroffen werden. Auch die Landessortenversuche blieben hiervon nicht verschont.

In diesem Jahr reiften die Ähren nicht gleichmäßig ab.

Foto: Käufler

Meist waren die Bestände heterogen und in weiten Teilen so stark ausgedünnt, dass von einer geregelten Weiterentwicklung nicht mehr auszugehen war. Hessenweit wurden insgesamt über 40 Prozent der Wintergersten-Flächen umgebrochen und mussten neu bestellt werden. In Osthessen sowie dem Amöneburger Becken tendierte dieser Wert teilweise gegen 90 Prozent, dort hat in einigen Gemarkungen keine Wintergerste überlebt.

Spätfolgen des Frostes: Unkräuter und ungleichmäßige Abreife

Frostschäden dieses Ausmaßes treten in unserer Region sehr selten auf. Viele ältere Landwirte bestätigten, dass sie sich an Verlust dieser Größenordnung nicht erinnern konnten. Zuletzt waren stärkere Frostereignisse in den Jahren 1997 und 2003 aufgetreten, hatten allerdings nicht zu vergleichbaren Auswinterungsverlusten geführt. Insgesamt beläuft sich in diesem Jahr die Wintergerstenfläche damit in Hessen nur auf rund 43.000 Hektar, während es im Vorjahr noch 70 200 ha waren und obwohl die Anbaufläche im Herbst 2011 sogar leicht ausgedehnt worden war.

Die verbliebenen Wintergerstenbestände hatten aufgrund der kühlen und anfangs trockenen Frühjahrswitterung zunächst einen zögerlichen Start und die Blattneubildung der in Mitleidenschaft gezogenen Pflanzen benötigte viel Zeit. Der neugebildete Blattapparat zeigte sich recht gesund und auch im weiteren Verlauf der Vegetation war das Krankheitsaufkommen vergleichsweise gering. Mit einer Fungizidmaßnahme konnten die Bestände daher normalerweise bis zur Abreife geführt werden.

Der feucht-kühle Sommer ermöglichte den Pflanzen eine langsame und konstante Weiterentwicklung während der Kornfüllung. Viel Licht am Boden begünstigte in den dünnen Beständen allerdings die Ausbildung später Nebentriebe. In diesen Flächen war auch Spätverunkrautung zum Teil ein Problem. Damit ergaben sich mancherorts Schwierigkeiten hinsichtlich der gleichmäßigen Abreife und der Druschfähigkeit.