Zeit für Kinder haben und Kindern ihre Zeit lassen

Sich Zeit für die Familie freizuschaufeln, ist in unserer immer schnelllebiger werdenden Gesellschaft nicht einfach. Vor allem wenn beide Eltern berufstätig sind, die Arbeit auf dem Betrieb viel Zeit schluckt oder wenn ein Elternteil alleinerziehend ist, ist der Zeitdruck enorm. Hinzu kommen ein voller Stundenplan der Schulkinder, Hausaufgaben, die erledigt werden müssen, und Hobbys, die das Zeitkorsett der Kinder eng schnüren. Der Rat, sich als Familie bewusst Zeit für gemeinsame Aktivitäten zu nehmen und Rituale wie gemeinsame Mahlzeiteneinnahmen zu pflegen, wird in vielen Familien immer schwieriger umsetzbar. Laut dem letzten Familienbericht der Bundesregierung bedauern viele Eltern diesen Zustand: 63 Prozent der Väter und 37 Prozent der Mütter minderjähriger Kinder geben an, sich aus Zeitgründen nicht genug um ihren Nachwuchs kümmern zu können. Und mehr als 40 Prozent der Eltern klagen, dass sie „oft oder immer“ unter Zeitdruck stehen.

Wer sich allerdings so organisiert, dass die – wenn auch knapp bemessene – gemeinsame Familienzeit sinnvoll genutzt wird, der macht alles richtig. Das heißt jedoch nicht, dass man für diese Zeit immer ein Programm haben muss, denn Kinder müssen nicht immer bespaßt und mit Events unterhalten werden. Sie können auch einfach mal nur mitlaufen beziehungsweise sich langweilen. Zum einen lernen sie auf diese Weise gegenseitige Rücksichtnahme, und zum anderen kann Langeweile durchaus ein Motor und eine Quelle für kreative Ideen sein.

„Kinder brauchen Zeit!“ lautet das diesjährige Moto des Weltkindertages am 20. September.Damit rücken Kinderrechtsorganisationen das Recht der Kinder auf Zeit für Spiel und Freizeit sowie für elterliche Fürsorge ins Bewusstsein. Mehr zum Thema erfahren Sie in Hof & Familie, ab Seite I.

Stephanie Lehmkühler