Ohne Zucker durch den Schulvormittag
Eine gesunde Pausenverpflegung gehört zum Schulalltag
Zum Schulbeginn wächst insbesondere bei Schulanfängern und ihren Familien die Spannung. Wie wird die Einschulung verlaufen? Wird das Kind künftig gerne in die Schule gehen? Wird es sich dort wohlfühlen? Wie werden die Leistungen sein? Kann es sich konzentrieren? Gerade für die Konzentration ist es wichtig, dass Kinder über die Nahrung Energie aufnehmen. Aber was ist die richtige Pausenverpflegung? Das LW hat dazu Dr. Ulrike Kreinhoff von der Sektion Hessen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (SH-DGE) befragt.
Dr. Ulrike Kreinhoff: Zu einem guten Start in den Tag gehört natürlich das Frühstück, und zwar das erste wie auch das zweite Frühstück, das in der Pause in der Schule eingenommen wird. Wünschenswert wäre, wenn der Tag schon zu Hause mit einem gemeinsamen Frühstück beginnt. Das stärkt zum einen den Zusammenhalt der Familie und liefert dem Körper zum anderen die notwendige Energie, um auf Touren zu kommen. Das kann man sich so vorstellen: Man fährt ja auch nicht mit leeren Schleppertank aufs Feld. Fürs Frühstück am Familientisch bietet sich an ein Brot, möglichst Vollkornbrot, mit süßem Aufstrich, zum Beispiel Marmelade. Oder für die herzhaften Esser nimmt man fettarme Wurst oder Käse als Belag. Etwas Obst und Gemüse gehört dazu, ein Milchprodukt, zum Beispiel Milch, Kakao oder Joghurt, und ein Durstlöscher, zum Beispiel Wasser. Es kann aber auch ein Müsli mit frischem Obst sein, da sind dann alle Komponenten enthalten.
Danach heißt es: Zähne putzen. Und dann sollte kein Kind ohne ein Schulfrühstück aus dem Hause gehen. Und das dies lecker ist und appetitlich aussieht, versteht sich von selbst.
LW: Und wie lautet die Empfehlung für die Schulbrotbox?
Dr. Kreinhoff: Unsere Empfehlung für eine gesunde Pausenverpflegung lautet, nach dem morgendlichen Zähneputzen bis zum Mittagessen kauaktive, naturbelassene Lebensmittel aussuchen. Das heißt rohes Gemüse, frisches Obst und am besten ein belegtes Vollkornbrot. Alle Nährstoffe sind in diesen Lebensmitteln enthalten und füllen das 11-Uhr-Loch mit Energie am Vormittag.
Dr. Kreinhoff: Man kann ein bisschen tricksen. Oftmals hilft schon eine andere Form des Produktes, damit die Kinder es gerne essen. Beispielsweise kann man bunte Spieße mitgeben. Werden diese zudem noch am Vorabend gemeinsam mit dem Kind zubereitet, kann das Kind stolz auf seinen selbst zusammengestellten Spieß sein und wird diesen auch gerne essen. Also: Kleine Brot-, Käse- oder Wurstquadrate schneiden und im Wechsel mit einem Stück saisonalem Obst oder Gemüse aufspießen. Für diejenigen, die nicht so gerne Brot essen, wird eben mehr Obst und Gemüse aufgespießt und umgekehrt. Weitere Alternativen, die bei Kindern gut ankommen, sind eine Plastikbox gefüllt mit frischen Obststückchen und eine mit Gemüsesticks. Die Brotscheibe kann mit einer groÂßen Ausstechform zum Herz oder Kleeblatt werden, das nach Geschmack mit Käse, fettarmer Wurst, darauf ein Salatblatt oder auch mal mit einem vegetarischen Aufstrich belegt werden kann. In jedem Fall kleine Portionen wählen, damit die Kinder mit der Menge, die sie essen sollen, nicht überfordert werden.
LW: Kinder benötigen Milchprodukte, damit Knochen und Zähne stark bleiben. Raten Sie zur Schulmilch?
Dr. Kreinhoff: Ja. Eine Milchportion am Vormittag empfehlen wir, da Untersuchungen zeigen, dass die Calciumversorgung unserer KinÂder im Grundschulalter nicht optimal ist. Mehr als die Hälfte der sechs- bis zwölfjährigen Kinder erreichen nicht die CalciumÂempfehÂlungen. Nur wenn über den Tag verteilt gleichmäßig Calciumportionen aufgenommen werden, besteht die ChanÂce, dass die Knochen optimal aufgebaut werden können. Und gerade im Grundschulalter werden die Anlagen für eine feste Knochenmasse gelegt.
LW: Ist es empfehlenswert, dass das Kind einen Joghurt oder mal einen angerührten Obstquark mit in die Schule nimmt?
Dr. Kreinhoff: Mittlerweile gibt es zwar schon Brotboxen mit Kühlakkus, ich würde aber an heißen Tagen eher dazu neigen, gerade auf diese empfindlichen Lebensmittel am Vormittag zu verzichten. Man kann sie lieber am Nachmittag gekühlt zu Hause essen. Gerade in den Sommermonaten reicht auch mal nur eine Brezel mit Käsewürfeln. Aber auch calciumreiches Mineralwasser ergänzt die Calciumversorgung.
Richtige Pausenverpflegung
Hier erhalten Sie eine informative Broschüre und ein übersichtliches Faltblatt mit praxisorientierten Tipps für eine gesunde und leckere Pausenverpflegung: Die sehr informative Broschüre mit tollen Praxistipps „Der zuckerfreie Vormittag“ können Sie hier downloaden: http://schuleundgesundheit.hessen.de/fileadmin/content/Medien/Schulalltag.pdf
Das übersichtliche Faltblatt „Pausenverpflegung: gesund und doch praktikabel!“ kann mit einem frankierten Rückumschlag angefordert werden bei der Sektion Hessen der DGE, Taunusstr. 151, 61381 Friedrichsdorf. Es kann auch über die Homepage der SH-DGE abgerufen werden http://www.dge-hessen.de/fileadmin/user_upload/doc/Pausenverpflegung_Faltblatt_2007.pdf
SLLW: Sollten Eltern Geld mitgeben, damit sich das Kind am Schulkiosk oder einem Geschäft auf dem Schulweg selbst verpflegen kann?
Dr. Kreinhoff: Grundsätzlich sollten die Eltern die Verantwortung für die Pausenverpflegung ihres Kindes übernehmen. Insbesondere in der Grundschulzeit ist das wichtig. Kaufen sich die Kinder das ein oder andere am Kiosk oder beim Bäcker, haben Eltern keinen Ãœberblick, was ihr Kind während der Schulzeit gegessen und getrunken hat. Wird am SchulÂkiosk ausschließlich Gesundes angeboten, wie belegte KörnerbrötÂchen, Obst und zuckerfreie GetränÂke, dann kann man ja mal, je nach Verantwortungsbewusstsein des Kindes, ausprobieren, das Kind an bestimmten Tagen im Monat dort einkaufen zu lassen. Ãœber das Angebot des Schulkiosks sollten sich die Eltern aber vorab informieren und auch versuchen, über den Elternbeirat oder die Schulkonferenz Einfluss zu nehmen.
LW: Was sind geeignete Getränke?
Dr. Kreinhoff: Trinken ist in jedem Alter immens wichtig. Kinder trinken im Schnitt zu wenig und oft das Falsche. Süße Getränke sind am Vormittag tabu. Sie enthalten zu viel Zucker, was schädigend für die Zähne ist, und machen eher noch mehr Durst. Den Kindern sollte immer Wasser zur Verfügung stehen. Gut wäre es, wenn sich in der Klasse eine Wasserbar organisieren ließe. Das heißt, an einer Stelle in der Klasse gibt es immer Becher und einen Kasten Mineralwasser, sodass die Kinder sich dort bedienen können. Geeignete Durstlöscher sind übrigens auch ungesüßte Früchte- und Kräutertees, die sich für die Wintermonate eignen.
Dr. Kreinhoff: Zuckerfreier Vormittag bedeutet, eine sinnvolle Möglichkeit im Umgang mit Süßigkeiten und süßen Getränken. Es geht darum, durch kauaktive LeÂbensmittel wie rohes Gemüse, Obst und Brot, mehr und besseren Speichel zu bilden (siehe Kasten). Dieser spült, repariert und härtet die Zähne. Denn Kauen ist wichtig für Zähne und für den ganzen Körper. Gleichzeitig werden die Zähne vor Zuckerangriffen bewahrt. Aus diesem Grund empfehlen wir auch zuckerfreie Getränke, damit die Zähne nicht ständig mit Zucker umspült werden.
LW: Darf denn gar nichts Süßes mehr gegessen und getrunken werden?
Dr. Kreinhoff: Das Positive am zuckerfreien Vormittag ist, dass uns die zuckerfreien Stunden am Vormittag einen süßen Nachtisch nach dem Mittagessen und das Naschen am Nachmittag erlauben und dies mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen.
Speichel – natürliches Schutzsystem im Mund
Unsere Zähne bleiben gesund, solange Angriff und Abwehr im Gleichgewicht sind.
Abwehr = Speichel
Der Speichel stellt unsere körpereigene Abwehr dar und ist unser wichtigstes natürliches Schutzsystem im Mund. Speichel spült, schützt, repariert und härtet die Zähne. Unser Speichel ist sozusagen die „Reparaturwerkstatt“ für unsere Zähne und damit Abwehrspieler gegen den Angreifer Zucker.
Angriff = häufiger Zuckerkonsum
Häufige Angriffe durch Zucker führen auf Dauer zu einer Karies am Zahn. Denn der häufige Zuckerkonsum fördert die Bildung von bakteriellem Zahnbelag (Plaque) auf unseren Zähnen. Im Zahnbelag produzieren die Bakterien Säuren, die die Zähne angreifen.
Was können wir tun, damit der Angriff im Gleichgewicht mit der Abwehr steht?
Der Speichel muss erstens an die Zähne herankommen können: Unsere Zähne müssen also rundherum sauber sein und zweitens genügend Zeit ohne Zuckerimpulse haben. Konkret heißt das: 16 Stunden Abwehr können acht Stunden Angriff ausgleichen. Im Ausgleich zu acht Stunden Angriff brauchen unsere sauber geputzten ZähÂne also 16 Stunden Zeit zur Reparatur. Diese 16 Stunden setzen sich zusammen aus der Nacht – nachdem alle Zähne von allen Seiten sauber geputzt wurden – und aus dem zuckerfreien Vormittag!
LAGH