Zuckerrüben klimaresilient, nachhaltig und zukunftssicher
Feldbegehung zum NIKIZ-Projekt bei Worms
Der Zuckerrübenanbau steht weiter vor großen Herausforderungen. Nach der Abschaffung der Quotenregelung und des Mindestpreises 2017 machen nun der Klimawandel und auslaufende Zulassungen von wichtigen Pflanzenschutzmitteln den Anbauern das Leben schwer. Ausgehend vom Südwesten Deutschlands breiten sich zusätzlich, bedingt durch die Klimaveränderungen, neue Schädlinge und Krankheiten aus. Um dem Rübenanbau die wirtschaftliche Perspektive zu erhalten, wurde NIKIZ ins Leben gerufen.

Foto: Becker
Ziel der Partner ist es, den Zuckerrübenanbau klimaresilient, nachhaltig und zukunftssicher aufzustellen, wobei die landwirtschaftliche Praxis im Mittelpunkt steht. 16 Betriebe mit Zuckerrübenanbau sind als Projekt-Partner direkt in die Erprobung neuer Methoden eingebunden. Im Fokus von NIKIZ stehen Forschung und Entwicklung; es sollen umsetzbare Lösungen für die neuen Herausforderungen entwickelt werden.
Staatssekretär Becht informiert sich über erste Erfolge
Um über die aktuellen Entwicklungen im NIKIZ-Projekt zu informieren, führt der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer derzeit eine Feldtage-Reihe bei teilnehmenden Praxisbetrieben durch. Die Auftaktveranstaltung fand letzte Woche in Worms-Ibersheim statt, wo sich Staatssekretär Andy Becht vom Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, auf den neuesten Stand bringen ließ.
Becht stellte fest, dass das NIKIZ-Projekt dank der Förderung durch die Europäische Innovationspartnerschaft in Rheinland-Pfalz eine hervorragende Forschungs- und Entwicklungsplattform für Südwestdeutschland gebildet hat. „Hier wird wichtige Grundlagenarbeit für die spätere Praxisanwendung geleistet. Alternative Pflanzenschutzangebote oder neue Sorten sind zukunftsweisende Lösungen für den Zuckerrübenanbau“. Er wünschte den Projektpartnern weiterhin viel Erfolg und sicherte die Unterstützung des Landes zu, wenn es darum gehe, den Rübenanbau und insgesamt den Ackerbau in Rheinland-Pfalz klimaresilient und zukunftsfähig zu erhalten.
Auf Flächen der Bewirtschaftungsgemeinschaft Ibersheimer Höfe werden Versuche im Rahmen des NIKIZ-Projektes, aber auch des neuen Projektes SONAR (Sortenwahl für Nachhaltigkeit und Resilienz) durchgeführt. Geschäftsführer Gerhard Forrer erläuterte den Anbau auf den Flächen der Gemeinschaft, die seit 2001 besteht und Kartoffeln, Zwiebeln, Getreide Zuckerrüben sowie Erdbeeren produziert.
Umfangreiches Monitoring und Versuchsanlagen
Helen Pfitzner und Johannes Knab vom NIKIZ-Projekt erläuterten, dass die Aufgabe des Projektes sei, neue Methoden zum Schädlingsmanagement der Zukunft zu entwickeln. Dabei hat das Projekt erstmalig eine Datengrundlage für die digitale Befallsvorhersage der untersuchten Schädlinge und Krankheiten geschaffen und damit schon jetzt ein wesentliches Ziel erreicht. Basis dafür bildet die Durchführung eines überregionalen Monitorings der Schädlinge Schilf-Glasflügelzikade und Blattläuse.
Bodenbearbeitungsversuche im Rahmen des Projektes hätten beispielsweise auch gezeigt, dass es zwischen Pflug und Grubber keine Unterschiede hinsichtlich des Nymphenaufkommens der Schilf-Glasflügelzikade gebe. Im Labor sei es außerdem gelungen, Nymphen mit Nematoden zu infizieren; diese hätten dann auch im Feld zu einer Reduzierung des Befalls um immerhin 30 Prozent geführt.
Institute erforschen Schädlinge und Krankheiten der Zuckerrübe
Eine Promotion an der Justus-Liebig-Universität Gießen erarbeitet gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und angewandte Ökologie in Gießen Erkenntnisse zu Insektenschädlingen und Vergilbungskrankheiten der Zuckerrübe. Pflanzen- und Insektenzuchten im Gewächshaus ermöglichen ganzjährig Versuche mit den Schaderregern. In Gießen fand auch ein umfangreiches Screening insektenfeindlicher Mikroben statt, die den Pflanzenschutz ergänzen könnten.
Am DLR in Bad Kreuznach wurden gleichzeitig tausende Analysen der gesammelten Rüben auf Krankheiten hin durchgeführt. Dadurch erhielt man neue Karten über das räumliche Auftreten der Erreger. Am Standort Gießen wurden darüber hinaus hochsensible Nachweismethoden für SBR weiterentwickelt, die jetzt mehr und genauere Analysen erlauben.
Projekt SONAR ermöglicht digital standortoptimierte Sortenwahl
Anna Dettweiler, Teamleiterin von „SONAR“, betonte, dass eine auf die Region abgestimmte Sortenwahl einen wichtigen Pfeiler im Krankheits- und Schädlingsmanagement des integrierten Pflanzenschutzes darstelle. Das künftige Projekt SONAR (Sortenwahl für Nachhaltigkeit und Resilienz) soll die optimale Sortenwahl digital ermöglichen.Anhand von Streifenversuchen mit den Sorten Fitis, Kakadu, Chevrolet, Lunella und Blandina, die auf allen Parnterbetrieben angelegt wurden, konnten sich die Besucher des Feldtages ein gutes Bild von der Vielfalt angebotener Sorten machen. Im Rahmen von SONAR werden diese Versuchsparzellen auf Blattläuse, verschiedene Krankheiten und SBR bonotiert. Exaktversuche ermöglichen nach der Ernte im Herbst die Feststellung von Ertrag und Qualität aller neuen Sorten für die Region. Die gesammelten Daten aus Versuchen, Monotoring und Klimamessungen fließen dann in den digitalen Sortenberater ein, so Dettweiler.
Walter Manz, Vorsitzender des Verbandes der hessisch-pfälzischen Zuckerrübenanbauer, machte deutlich, dass durch NIKIZ und SONAR entscheidende Impulse für das Überleben des Zuckerrübenanbaus gesetzt werden. Bestes Beispiel dafür sei die gelungene Veränderung des Sortenspektrums der angebauten Rübensorten.
pm, KB – LW 31/2022