Frühling weckt Sehnsucht nach einem Partner

Wie seriös sind Partnervermittlungsagenturen?

Allein in Deutschland sind elf Mio. Singles auf der Suche nach Zweisamkeit, fünf Millionen online. Die klassische Art des Kennenlernens in Job, Disco oder Bar hat durch das Internet mächtige Konkurrenz bekommen. Gerade jetzt zum Frühjahr sehnt sich der ein oder andere Single nach einem passenden Partner. Doch wie findet man den heutzutage? Ohne Initiative zu zeigen, klappt das in den wenigsten Fällen. Im Bekannten- und Freundeskreis wurde man bislang nicht fündig. Sich an eine Partnervermittlung zu wenden, schreckt viele Singles ab, denn immer wieder hört man von abgezockten Menschen, die viel Geld an Partneragenturen verloren haben. Andere sind auf unseriöse Kontaktanzeigen in Zeitungen hereingefallen. Andererseits gibt es auch gelungene Vermittlungsaktionen. Hatten diese Singles nur Glück? Was haben sie richtig gemacht? Das LW hat dazu Rechtsreferentin Carmen Gahmig von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz befragt.

Den Partner fürs Leben zu finden, ist nicht immer einfach. Wer Initiative zeigt, kann jedoch gegebenenfalls bald Schmetterlinge im Bauch haben.

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LW: Wie erkennt man seriö­se Anbieter unter den Partner­vermittlungsagenturen oder Singlebörsen im Internet wie Match.com oder neu.de?
Carmen Gahmig:
Zunächst sollte man für sich selbst überlegen, welcher Weg der Partnersuche einem selbst der Sympathischste ist. Will ich selbst aktiv werden, also eine eigene Anzeige in der Zeitung oder per Telefon-Mailbox aufgeben? Möchte ich eine klassische Partnervermittlung aufsuchen oder lieber eine Singlebörse im Internet nutzen? Ist diese Entscheidung gefallen, sollte man überlegen, ob und wenn ja welche Kosten man letztlich aufwenden kann und möchte oder ob man sich tatsäch­lich vertraglich binden möchte.Seriöse Anbieter bieten hinsicht­lich ihrer Leistung, Mitgliederstruk­turen und Kosten, aber auch hinsichtlich der Vertragslaufzeiten, Widerrufs- und Kündigungsfristen Transparenz. Ich kann also genau prüfen, was mich welche Leistung für wie lange kostet. Daneben ist aber auch wichtig, dass der Anbieter mit seinem Angebot überhaupt meine Zielgruppe anspricht und innerhalb seines Angebotes einen gewissen Grad an Anonymität bietet. Und: Gibt es günstigere Vergleichsangebote?

LW: Gibt es Knackpunkte, die man im Umgang mit einer Partnervermittlungsagentur oder Singlebörse im Internet beachten sollte?
Gahmig:
Hier muss man sich zunächst die Unterschiede der Angebote klar machen: Während die Mitglieder der Partnervermittlungen auf Basis eines Persönlichkeitstests passende Partnervorschläge erhalten, steht bei den Singlebörsen die eigene Suche im Vordergrund, und es geht nicht primär um den Partner fürs Leben, sondern eher ums Flirten und Kennenlernen neuer Freunde.

LW: Wo sind Kosten- oder Vertragsfallen?
Gahmig:
Die Partnervermittlungen im Internet sind meist billiger als die klassische Variante und verfügen oftmals über eine größere Auswahl an Nutzern. Während hier der Nutzer bis zu einem gewissen Grad selbst aktiv werden kann, liegt bei der klassischen Partnervermittlung in der Regel ein Schwerpunkt auf der persönlichen Beratung und Betreuung, was sich dann oftmals im erheblichen Preis widerspiegelt.

LW: Worauf sollte man bei einer klassischen Online-Partnervermittlungsagentur wie Parship oder be2 achten? In welche Fallen kann man hier tappen?
Gahmig:
Prüfen Sie genau das Alter der Kernzielgruppe sowie das Verhältnis Frauen-Männer-Anteil. Ihre Anonymität sollte auf alle Fälle gewahrt bleiben, insbeson­dere Ihr Foto sollte nur von ausge­wählten Personen zu sehen sein.

Kostenlose Schnupperangebote bieten meist nur sehr eingeschränk­te Kommunikationsmöglichkei­ten, sodass man prüfen sollte, für wie lange man ein entsprechendes kostenpflichtiges Angebot nutzen möchte. Der Preis richtet sich dann auch nach der Vertragslaufzeit. Auch hier sollte man auf die Kündigungsfristen achten. Dies finden sie in den allgemeinen Geschäftsbedingungen, in die man auch einen Blick werfen sollte. Der Vorteil der Online-Partnerver­mittlung: Wer zahlt, ist in der Regel auch an einer seriösen Beziehung interessiert, was bei den zu­nächst vielfach kostenlosen Kontaktbörsen oft nicht der Fall ist.

LW: Was kostet diese Art der Vermittlung? Ist sie empfehlenswert?
Gahmig:
Die Kosten liegen so zwischen 80 und 260 Euro je nach Dauer der Mitgliedschaft. Hinzu kommen aber oftmals Kosten für Persönlichkeitsgutachten oder Profile, die sich zwischen 70 und 100 Euro bewegen. Daneben gibt es noch persönliche Betreuungs- und Coaching­angebote von Psychologen, die über die Telefonkosten abgegolten werden.

Man muss im Einzelfall prüfen, ob man die jeweiligen Kosten investieren kann und möchte. Bei Online-Partnervermittlun­gen sind in der Regel die Menschen ernsthafter auf der Suche nach einer Beziehung, als in den Kontaktbörsen, wo man sich mal nur so zum Chatten tummelt. Dafür ist man aber auch auf Vorschläge des Anbieters entsprechend des vorgegebenen Profils angewiesen und kann sich selbst nur eingeschränkt selbst auf die Suche machen.

LW: Eine weitere Möglichkeit, um einen Partner zu finden, sind Kontaktanzeigen. Woran erkennt man seriöse beziehungsweise unseriöse Kontaktanzeigen?
Gahmig:
Viele Verbraucher antworten auf vermeintliche Privat­anzeigen und landen letztlich bei einem professionellen Partnervermittlungsinstitut. Diese Lock­vogelinserate, oftmals mit „Originalfotos“ eines bezahlten Modells, dienen der ersten Kontaktaufnahme. Meist wird dann behauptet, die gezeigte Person sei bereits vermittelt, gerne informiere man aber, per Hausbesuch, über das Angebot des Instituts. Hiervor kann nur gewarnt werden. Oftmals werden leistungsunabhängige Vorauszahlungen per Vorkasse in nicht unerheblicher Höhe gefordert.

Vorsicht ist auch bei versteckten Kosten geboten. Dies ist oft bei Kontaktbörsen und Flirtportalen der Fall, bei denen der Kontakt auch über das Telefon und Handy vermittelt wird. Deshalb Finger weg, wenn Sie eine teure 0900-Nummer anrufen sollen oder der Anbieter 1,99 Euro pro SMS-Kurznachricht berechnet. Hier sitzen oft professionelle Call-Center dahinter, deren einziges Ziel es ist, die Anrufer möglichst lange am Telefon zu halten beziehungsweise diese zu einer regen SMS-Kommunikation zu motivieren.

LW: Worauf sollte man sich auf keinen Fall einlassen?
Gahmig:
Nicht unter Zeitdruck eine Entscheidung fällen, die teuer kommen kann. Dies gilt für die professionelle Partnervermittlung ebenso wie für eine langfristige Bindung an eine Online-Börse. Prüfen Sie genau, bevor Sie sich entscheiden. Wahren sie so lange wie möglich ihre Anonymität. Lassen Sie sich nicht dazu hinreißen, Privatadresse oder Telefonnummer an einen noch Unbekannten zu geben. Leider gibt es immer wieder Meldungen über Psychopathen und Stalker, die Betroffene nachhaltig belästigen.

LW: Welche Tipps geben Sie Partnersuchenden auf ihrem Weg, einen passenden Partner zu finden?
Gahmig:
Überlegen Sie sich genau, welche Art der Kontaktauf­nahme zu Ihnen passt. Welche Art von Kontakt suchen Sie? Welche Eigenschaften einer Person sind Ihnen wichtig und was geht gar nicht? Nehmen Sie sich Zeit für die Erstellung Ihres Profils oder Ihrer Anzeige; aber beachten Sie: Ehrlich währt hier am Längsten. Die Fragen stellte Stephanie Lehmkühler