Zwischenfrüchte haben eine hohe Bedeutung für den Boden
Feldtag im Zuge der WRRL-Umsetzung in Wiesbaden
Anfang November fand ein Feldtag zum Anbau von Zwischenfruchtmischungen des Zweckverbandes Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Wiesbaden-Nordenstadt statt. Im dazu angelegten Versuch wurden verschiedene Sortenvarianten vorgestellt. Zudem erläuterte Prof. Tamas Harrach, ehemaliger Institutsleiter an der Universität Gießen, anhand von zwei Bodenprofilen Unterschiede sowohl in den Bodeneigenschaften, als auch in der Bodenbearbeitung.

Foto: ZWO
Gute Bedingungen für den Ackerbau am Standort
Der ZWO setzt im Maßnahmenraum „Main-Taunus“ im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt die WRRL um. Rebekka Lederer (ZWO) erläuterte die naturräumliche Einordnung des Standorts. Die Demofläche in Wiesbaden-Nordenstadt befindet sich auf einer flachwelligen Hochebene zwischen MainÂniederung und dem höher gelegen Vortaunus, welches sich an das Gebiet des Main-Taunus-Vorlandes gliedert. Die Jahresniederschläge betragen rund 650 mm und die JahresdurchschnittsÂtemperatur liegt bei günstigen 9,8 Grad Celsius. Der Standort zeichnet sich durch ertragreiche Kolluvisole, Parabraunerden und Pararendzinen aus eiszeitlich abgelagertem Löß aus.
Auf einem Schlag des Betriebs Pflug wurden folgende greeningfähige Zwischenfruchtmischungen vorgestellt: PG FU Hülsenfruchtgemenge, TG 1 Humus, TG 2 Rübenfit, TG 3 Solara, TG 9 Melioration, TG 11 Streufix (alle Feldsaaten Freudenberger) sowie drei Eigenmischungen. Eckard Pflug erläuterte die Aussaatbedingungen, die dieses Jahr aufgrund der trockenen Witterung Ende August für den Zwischenfruchtanbau nicht optimal gewesen sei.
Herbst 2016 war viel zu trocken
Insgesamt gab es nur 65 mm Niederschlag vom Aussaatzeitpunkt EnÂde August bis Anfang November. Je nach Biomassebildung beÂnötigen Zwischenfrüchte 100 bis 160 mm Niederschlag. Ein Anwalzen nach der Aussaat hätte vermutlich zu einem besseren Bodenschluss und Aufgang der Zwischenfrüchte geführt.
Insbesondere die Leguminosen in den Mischungen konnten sich dieses Jahr nur schwach entwickeln. Trotz einer Andüngung von 30 m3/ha Gärsubstrat blieb das Wachstum hinter den Erwartungen. Unter den schwierigen Voraussetzungen haben sich Phacelia, Ölrettich und Senf noch am besten entwickelt. In Mischungen konnte auf diese Weise ein TotalÂausfall der Variante abgemildert werden.
LeguminoÂsen nutzen als Winterzwischenfrüchte
Johannes Troost von der Firma Feldsaaten Freudenberger erläuterte den Vorfruchtwert der einzelnen Mischungen und gab Tipps für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau. Ruben Feisel (ZWO) stellte die einzelnen Varianten vor und gab Hinweise zum Anbau von LeguminoÂsen als Winterzwischenfrüchte. Wegen des relativen hohen Wasserbedarfs der Grobleguminosen konnten diese in den Varianten dieses Jahr nicht überzeugen. Unter optimalen Bedingungen sind Leguminosen wertvolle Winterzwischenfrüchte, die auf nitrataustragsgefährdeten Standorten allerdings nur in Mischungen mit Nicht-Leguminosen angebaut werden sollten. Sie besitzen einen hohen Vorfruchtwert, lockern die Fruchtfolge auf und können auch tiefere Bodenschichten erschließen.
Für eine hohe Regenwurmaktivität sorgen
Prof. Dr. Harrach stellte zwei Bodenprofile vor und informierte über die positive Wirkung des Zwischenfruchtanbaus für die Regenwurmaktivität und Bildung von Bioporen heraus. Regenwürmer profitieren von der orgaÂnischen Substanz auf der BodenÂoberfläche und ziehen diese in tiefere Bodenschichten. Damit helfen sie, die Bodenstruktur zu verbessern. Regenwurmgänge verbessern die Infiltrationsleistung und verringern bei Starkregenereignissen ein Abschwemmen des Bodens.
Die Bodenkalkung fördert ein stabiles Bodengefüge und kann einer Verschlämmung entgegenwirken, sagte der Bodenkundler. Die Bildung stabiler Ton-Humuskomplexe mit freiem Kalk erfordere einen pH-Wert von über 7,0. Gut abgesetzter Boden mit hohem AnÂteil an stabilen Bioporen erfülle am besten die ökologischen Funktionen bei zugleich hoher mechanischer Tragfähigkeit. Zur Beurteilung der Bodenstruktur hilft die einfache Spatendiagnose und die ganzjährige Beobachtung der Bestände auf Wachstumsdefizite sowie staunasse Bereiche. Typische Merkmale von Schadverdichtung sind fehlende Bioporen sowie eine ungleichmäßige Wurzelverteilung mit Wurzelfilzbildung im Oberboden.
Profil hat Bedeutung für das Wasserhaltevermögen
Die beiden vorgestellten Bodenprofile wurden durchgehend durch das Substrat eines reinen Lösses und der geneigten Hanglage geprägt. Das erste Profil konnte mit einer EntkalkungstieÂfe von 142 cm als Parabraunerde mit kolluvialer Überdeckung anÂgesprochen werden. Der tiefgründige, schluffreiche Boden verfügt über eine sehr hohe Speicherkapazität für pflanzenverfügÂbares Wasser (nFK), die mehr als 200 mm beträgt. Tiefreichende Regenwurmgänge und die gute Durchwurzelung des schluffreichen Bodens führen zu einer schnellen Infiltration und einer hohen Menge an pflanzenverfügbarem Wasser im Boden.
Das zweite Profil wurde als erodierte Parabraunerde angesprochen. Trotz geringer Hangneigung ist das Bodenprofil an dieser Stelle infolge der Bodenerosion um etwa 60 bis 80 cm verkürzt worden. Unter der tonreichen Ackerkrume findet sich nur noch ein geringmächtiger Rest des Tonanreicherungshorizontes und ab 40 cm Tiefe folgt bereits der kalkhaltige Löss, der C-Horizont.
Ruben Feisel, zwo – LW 46/2016