Die Agritechnica prämiert

Vier Gold- und 33 Silbermedaillen für Neuheiten

Die vom 12. bis 16. November (Exklusivtage am 10. und 11. November) auf dem Messegelände in Hannover stattfindende, weltweit führende Landtechnikausstellung „Agritechnica“ wartet 2013 mit 393 Neuheitenanmeldungen, die beim Veranstalter DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) eingegangen sind, auf. Eine von der DLG eingesetzte, neutrale Expertenkommission hat aus den angemeldeten Neuheiten nach strengen Kriterien insgesamt vier Neuheiten mit Goldmedaillen und 33 Neuheiten mit Silbermedaillen ausgezeichnet.

Goldmedaillen

Pneumatisches Beimengungstrenngerät AirSep, Grimme Landmaschinen, Damme, Halle 25, Stand F11

Bei der Ernte von Kartoffeln stehen für die Abtrennung von knollenähnlichen Beimengungen, wie Steine und Kluten, vorrangig mechanische Systeme zur Verfügung. Diese sind in ihrer Leistungsfähigkeit jedoch begrenzt und stellen gerade bei mehrreihigen Erntemaschinen häufig einen Flaschenhals dar. Über die Kombination von perforiertem Förderboden und von unten durchströmender Luft konnte erstmals ein pneumatisches Trenngerät in Erntemaschinen realisiert werden, in dem die Fließrichtung des Gutstromes und damit der maschinenspezifische Kartoffeldurchsatz ohne Einschränkungen beibehalten wird. Während der Passage des Trennbereichs befinden sich die Knollen quasi in einem produktschonenden Schwebezustand oberhalb des schwingenden Förderbodens, während die schwereren Steine und Kluten nach unten sinken und über eine segmentierte Schleuse auf ein Abfuhrband geleitet werden. Die Trenngüte und -leistung ist über die Kombination von Luftmenge sowie Neigung und Frequenz des Förderbodens vom Traktor aus stufenlos an die Erntegutzusammensetzung anzupassen. Neben einer hohen Flächenleistung bei gleichzeitiger Reduzierung des manuellen Nachverleseaufwandes können so auch Standorte für den Kartoffelanbau gesichert werden, die sonst nur über eine kostenintensive Bodenseparierung im Frühjahr zu nutzen wären.

Axmat – vollautomatische Streubildeinstellung für Zweischeibendüngestreuer, Rauch Landmaschinenfabrik, Sinzheim, Halle 15, Stand D30 und

MSO Messtechnik und Ortung GmbH, Bad Münstereifel, Deutschland Halle 17, Stand A26

Mit Axmat präsentiert die Firma Rauch die weltweit erste vollautomatische Online-Messung der Düngerverteilung und vollautomatische Einstellung eines Scheibendüngerstreuers auf die vorliegende Düngersorte und gewünschte Arbeitsbreite. Mittels Mikrowellensensoren und einem vollautomatischen Einstellsystem des Düngerstreuers wird erstmalig eine hohe Düngerverteilgenauigkeit vollautomatisch erzielt. Ein um die Verteilerscheibe eines Scheibendüngerstreuers schwenkender, mit Mikrowellen versehener Arm erfasst unterhalb des Düngerstreufächers berührungslos die Streufächerlage und stellt mittels des drehbaren Behälterbodens samt Dosieröffnung das Streubild vollautomatisch auf die gewünschte Arbeitsbreite ein. Während des Streuvorgangs wird das Streubild permanent überwacht und bei Bedarf der Aufgabepunkt des Düngers auf die Verteilerscheibe vollautomatisch neu justiert. Die neuartige, vollautomatische Selbsteinstellung des Düngerstreuers auf die gewünschte Arbeitsbreite ermöglicht im Vergleich zur herkömmlichen Einstellpraxis eine höhere Präzision und erreicht dies ohne einen Streutest auf dem Feld. Die permanente Selbstüberwachung des Streufächers ermöglicht auch bei wechselnden Düngerchargen oder Witterungsänderungen eine vollautomatische Online-Nachjustierung des Einstellsystems auf die eingestellte Arbeitsbreite. Sie steigert die Düngereffizienz, reduziert Emissionen und Düngerkosten und erhöht die Ertragssicherheit. Erste Versuchsergebnisse des französischen Testinstitutes Irestea bestätigen die genannten Vorteile des Systems.

Merlo Hybrid telehandler – Turbofarmer 40.7 Hybrid, Merlo, Cervasca, Italien, Halle 6, Stand C15

Erstmalig wird in der Landwirtschaft ein plug-in-hybrid-elektrisches Fahrzeug angeboten, bei dem der Antrieb wahlweise elektrisch oder dieselelektrisch erfolgt. Im elektrischen Modus wird der Lader dabei durch die 30 kWh Lithium Batterie mit Energie versorgt – er arbeitet leise und emissionsfrei und kann somit auch in geschlossenen Gebäuden eingesetzt werden. Im Hybridmodus liefert der mit konstanter Drehzahl arbeitende Dieselmotor die Energie für den Fahrantrieb und lädt gleichzeitig die Batterie. Ohne die Arbeitsleistung des Laders einzuschränken, kann die Nennleistung des Dieselmotors durch diese Antriebsarchitektur halbiert werden. Zusätzlich kann während der bei Teleskopladern oft anfallenden Niedriglastoder Leerlaufphasen der Antrieb wiederum rein elektrisch erfolgen, wodurch sich in Verbindung mit dem Downsize-Motor die Kraftstoffkosten und CO2-Emissionen um bis zu 30 Prozent reduzieren. Eine weitere Betriebskostensenkung ergibt sich durch die Aufladung des Plug-In-Hybriden am Stromnetz oder der PV-Anlage.

Online-Simulator für die Bedienung von Erntemaschinen und Traktoren, Claas Vertriebsgesellschaft, Harsewin­kel, Halle 13, Stand B05

Der Claas Online-Simulator für die Bedienung von Erntemaschinen und Traktoren ermöglicht es erstmals, das gesamte Einsatzverhalten einer Maschine unter den verschiedensten Bedingungen auf einer PC Oberfläche dynamisch abzubilden. Maschinenführer können so die Bedienung einer komplexen Erntemaschine oder eines Traktors selbständig und auch außerhalb der Einsatzzeiten online und interaktiv am PC trainieren. Mit Hilfe von ausgewerteten Telemetrie- und Prozessdaten, virtuellen Steuergeräten und Bedienelementen stellt die Software reale Betriebszustände und -abläufe einer Maschine weitgehend nach. Damit wird ein optimales Training für die komplexe Bedienung von Erntemaschinen bereits vor der Kampagne möglich.

Mit diesem Training kann das technische Potenzial der Erntemaschine bereits in den ersten Tagen des Ernteeinsatzes erheblich gesteigert werden, die Zahl der Bedienfehler und Maschinenschäden wird reduziert. Neue Fahrer können mit der Maschine schnell vertraut gemacht werden. Erfahrene Fahrer können durch regelmäßiges Training ihre Kenntnisse auffrischen und ihr Leistungspotenzial ständig verbessern. Durch eine bessere Handhabung der teuren Erntemaschine bereits ab dem ersten Tag lassen sich erhebliche Zeit- und Kostenvorteile realisieren.

dlg/LW – LW 44/2013