Mit dem August startet auch das neue Ausbildungsjahr

Staatssekretär trifft Auszubildende

Mit dem August startet immer auch das neue Ausbildungsjahr. Zu diesem Anlass kam Staatssekretär Michael Ruhl, Hessisches Landwirtschaftsministerium (HMLU), auf den Hof Obersteinberg nach Pohlheim und traf dort die neue Auszubildende der Familie Fay. Sie startet ihr zweites Jahr in der Ausbildung zur Landwirtin, einem der vielfältigsten Ausbildungsberufe, den es gibt.

Zum Ausbildungsstart wurde die neue Auszubildende Tessa Sophie Reeh (rechts) von Peter Fay (links) mit einem Blumenstrauß begrüßt. Auch seine ehemalige Auszubilednde Johanna Arndt bekam Blumen überreicht.

Foto: Schön

Peter Fay bildet auf dem Hof Obersteinberg schon lange aus. Seit 2007 ist der Hof als Ausbildungsbetrieb vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) anerkannt. Seitdem hat Fay dort schon 15 Auszubildende auf ihrem Weg in den Beruf Landwirt ausgebildet. Auch aus der Gießener Justus-Liebig-Universität kamen in der Vergangenheit immer wieder Studenten der Agrarwissenschaften für ihr Pflichtpraktikum zu ihm auf den Hof. „Seit ein Praktikum dort nicht mehr verpflichtend für die Zulassung ist, hat sich das gelegt. Jetzt kommen immer wieder Studenten der Tiermedizin für ein Praktikum“, erzählt Fay. Diese blieben im Anschluss oft im Betrieb als geringfügige Mitarbeiter im Hofladen. Die praxisnahe Gestaltung des Studiums der Agrarwissenschaften hält er für essenziell. Auch die Hessische Landesregierung hat sich das in ihrem Koalitionsvertrag zum Ziel gemacht.

Andere Betriebsstrukturen kennenlernen

Zum 1. August wechselt die bisherige Auszubildende im Betrieb der Familie Fay, Johanna Arndt, in einen Betrieb in Niedersachsen. Nachdem sie auf dem Hof Obersteinberg die Strukturen eines mittelgroßen Betriebes kennengelernt hat, der stark diversifiziert ist und die Direktvermarktung in Eigenregie übernimmt, möchte sie in Niedersachsen die Strukturen auf einem Großbetrieb kennenlernen. Einen Auslandsaufenthalt auf einem landwirtschaftlichen Betrieb kann sie sich ebenfalls gut vorstellen. Dieser wäre für die maximale Dauer von drei Monaten möglich. Im Betrieb von Peter Fay und seiner Familie hat sie sich wohlgefühlt, auch weil es zwischenmenschlich gut gepasst hat. Für die Dauer ihrer Ausbildung hat sie zudem auf dem Hof der Fays gewohnt. „Das ist für uns fast das Wichtigste bei der Auswahl neuer Azubis“, erklärt Thomas Fay. Der Sohn von Peter Fay hat, wie auch sein Bruder Philipp Fay, ebenfalls die Ausbildereignung erlangt. Als Ansprechpartner für die Auszubildenden geben auch sie ihr Wissen weiter. „Ich möchte nach der Ausbildung auf unseren Hof zurückkehren und ihn, wenn möglich, in Zukunft mit meinen Geschwistern weiterführen“, sagt Arndt.

Probearbeiten ist für alle Beteiligten wichtig

Als neue Auszubildende kommt Tessa Sophie Reeh in den Betrieb der Fays. Sie hat ihr erstes Ausbildungsjahr auf dem Milchviehbetrieb J. und S. Schmidt GbR in Hüttenberg-Reiskirchen verbracht und freut sich nun auf die Zeit bei Familie Fay. „Ich wollte hier mein zweites Lehrjahr verbringen, weil es hier eine Mutterkuhhaltung gibt, wie bei mir zuhause“, erzählt sie. Auch die Direktvermarktung von hofeigenen und zugekauften Produkten aus der Region über einen Hofladen und Verkaufsautomaten kann sie auf dem Hof Obersteinberg kennenlernen. Ob sie, wie ihre Vorgängerin, auf dem Hof wohnen wird, überlegt sie sich noch. „Ich bin gespannt, womit ich anfange“, sagt Reeh. Und Peter Fay ergänzt: „Ich bin mir sicher, dass es mit Tessa in unserem Betrieb passt, auch weil es bei unserem Probearbeiten keine Probleme gab.“ Das empfiehlt er allen Ausbildungsbetrieben. So ließe sich gleich abstecken, ob der Auszubildende zum Betrieb passt und umgekehrt.

Staatssekretär Michael Ruhl, Hessisches Landwirtschaftsministerium, gratulierte den beiden Auszubildenden und dankte ihnen für den eingeschlagenen Weg: „Die Entscheidung, Landwirtin oder Landwirt zu werden, ist heute mehr denn je ein Bekenntnis zu Verantwortung, Nachhaltigkeit und Zukunftsgestaltung. Junge Menschen wie Sie leisten mit ihrer Berufswahl einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen und zum Erhalt unserer Kulturlandschaft.“ Das Land Hessen setzt sich, so Ruhl, dafür ein, die passenden Rahmenbedingungen für eine starke Ausbildung zu schaffen – doch es seien engagierte Betriebe wie der von Peter Fay, die den Beruf des Landwirtes mit Leben und Perspektive füllen.

Landwirtschaftliche Ausbildung ist gefragt

Stephanie Wetekam, Abteilungsleitung Bildung im LLH, gab eine Übersicht zu den Ausbildungszahlen in den grünen Berufen in Hessen. Auch in diesem Jahr seien nahezu alle Ausbildungsplätze vergeben. „Die aktuellen Eintragungszahlen für das Ausbildungsjahr 2025 in Hessen zeigen ein stabiles Interesse an den klassischen Grünen Berufen. So wurden bereits 146 Ausbildungsverhältnisse im Beruf Landwirtin/Landwirt eingetragen, wobei weitere erfahrungsgemäß in den nächsten Wochen noch folgen. Auch im Gartenbau bleiben die Zahlen mit aktuell 228 Eintragungen solide.“ Besonders auffällig sei, dass bei Berufen wie Pflanzentechnologe oder Fachkraft Agrarservice das Interesse an der Ausbildung die vorhandenen Plätze sogar übersteige. Zudem seien die Ausbildungszahlen in den Grünen Berufen in Hessen während den letzten Jahren entgegen den Erwartungen relativ stabil geblieben.

Was die Qualität der Lehre in den Berufsschulen anbelangt, erzählte Thomas Fay aus seiner eigenen Berufsschulzeit: „Das Leistungsniveau meiner Mitschüler war damals sehr unterschiedlich. Die besseren sollten den schlechteren helfen. Das hat mal mehr und mal weniger gut funktioniert.“ Vor allem vertiefte Inhalte zum Thema Agrarbüro kamen ihm in der Ausbildung und später in der Fachschule zu kurz. „Das ist heute ein wichtiges Thema. Wir Landwirte sitzen immer öfter am Schreibtisch, füllen Anträge aus und dokumentieren unsere Arbeit.“ Peter Fay ergänzte, dass die Ausbildung zum Landwirt immer komplexer werde, auch durch die Digitalisierung. Vom dualen Ausbildungssystem sind beide überzeugt. Wetekam stellte mit Bezug darauf heraus, wie wichtig die Qualität der Ausbildung sei. Diese sicherzustellen sei das oberste Ziel des LLH und auch des HMLU, betonte sie und ergänzte: „Das Thema liegt auf dem Tisch und wird regelmäßig mit dem LLH, dem HMLU und dem Hessischen Kultusministerium sowie dem Hessischen Bauernverband besprochen.“ Der Erhalt der dezentralen und überbetrieblichen Ausbildung ist ebenfalls Teil des Koalitionsvertrages der hessischen Landesregierung.

AS – LW 32/2025