Ein durchweg schwieriges Jahr für das Sommergetreide
LSV Sommerhafer und Sommergerste, ökologischer Anbau
Der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen prüft im Öko-Versuchsfeld in Alsfeld-Liederbach seit 30 Jahren bewährte und neue Sorten verschiedener landwirtschaftlicher Kulturen. Die Ergebnisse dienen als Beratungsgrundlage und Orientierungsshilfe für die anstehenden Entscheidungen in den Öko-Ackerbaubetrieben.
Sommergetreide gehört in jede gut geplante Fruchtfolge im Öko-Ackerbau. So bietet ein ausgeglichener Wechsel aus Winterungen und Sommerungen einige pflanzenbauliche und produktionstechnische Vorteile im betrieblichen Management mit sich: Während einseitige Fruchtfolgen bestimmte Unkrautgesellschaften fördern, kann durch einen gezielten Wechsel das Unkrautmanagement positiv beeinflusst werden. Der Anbau von Sommergetreide kann außerdem Arbeitsspitzen entzerren und abwechslungsreiche Fruchtfolgen können in Zeiten des Klimawandels eine gewisse Ertragsabsicherung und Risikostreuung bieten.Der Versuchs-Standort in Alsfeld-Liederbach
Die Öko-Landessortenversuche der Sommergetreidearten rotieren, wie auch alle übrigen LSV der Leguminosen und der Wintergetreidearten am Standort Alsfeld-Liederbach, mit der Fruchtfolge des biologisch-dynamischen Betriebes der Familie Kasper. Das Sommergetreide steht demnach als zweite Halmfrucht (nach Winterweizen) nach einem zweijährigen Futterbaugemenge. Die in der Gemarkung vorherrschende Bodenart ist sandiger Lehm mit einer Güte zwischen 40 und 65 Bodenpunkten.
Die letztjährige Versuchsfläche liegt 303 m ü. NN. Die Bodenuntersuchung auf Grundnährstoffe zeigte einen Phosphatgehalt von 9 mg/100 g Boden (das entspricht Gehaltsklasse B) sowie einen Kaliumgehalt von 12 mg/ 100 g Boden (Gehaltsklasse C). Der pH-Wert lag bei 6,3 (pH Klasse C). Zur Aussaat des Sommergetreides am 22.04.2023 lag der Gehalt an mineralischem Stickstoff bei 45 kg/ha.
Aussaat erst am 22. April
Wie in der Praxis waren die klimatischen Bedingungen für das Sommergetreide auch im Versuchswesen in diesem Jahr alles andere als optimal. Durch die langanhaltenden nasskalten Bedingungen zu Vegetationsbeginn dauerte es sehr lange, bis die Fläche für einigermaßen passable Aussaatbedingungen abgetrocknet war. Dadurch konnte das Sommergetreide erst am 22. April 2023 in den Boden gebracht werden. Ideal wäre eine möglichst frühe Aussaat bei guten Bodenbedingungen bis spätestens Mitte/Ende März. Die Wachstumsphase unter Kurztagsbedingungen wirkt sich positiv auf das Bestockungsvermögen und die Wurzelbildung des Sommergetreides aus.
Resultierend aus dem sehr späten Saattermin in diesem Jahr, zeigten sich die Pflanzenbestände entsprechend dünn und kurz mit deutlich verringertem Ertragspotenzial. Zu der verspäteten Aussaat kam mit der ausgeprägten Trockenheit von Anfang Mai bis Ende Juli ein weiterer negativer Faktor hinzu. Das Niederschlagsdefizit gegenüber dem langjährigen Mittel betrug in diesem Zeitraum nach den Daten der Wetterstation Alsfeld-Eifa rund 43 mm. Pünktlich zur Abreife des Getreides setzten ab Ende Juli ausgiebige Niederschläge ein, sodass die Ernte mit entsprechend negativem Einfluss auf die Qualitäten erst am 23. August erfolgen konnte.
Neben den ungünstigen klimatischen Verhältnissen dürfte der nicht unerhebliche Verlust von Photosythesefläche in Folge starken Befalls mit Getreidehähnchen zu den deutlichen Ertragseinbußen beigetragen haben.
Marcel Phieler, LLH – LW 5/2024