Winterweizen – immer für Überraschungen gut!

Ergebnisse der Landessortenversuche Winterweizen 2019/2020

Nachdem die Ergebnisse der Landessortenversuche (LSV) und die vorläufigen Daten der Besonderen Ernteermittlung (BEE) vorliegen, lässt sich nun die Winterweizenernte 2020 abschließend bewerten. Aus der BEE ergibt sich, dass mit durchschnittlich 78,7 dt/ha im Vergleich zum langjährigen Mittelwert leicht überdurchschnittliche Erträge eingefahren wurden. In den LSV wurde mit 108,7 dt/ha, und damit fast 7 dt/ha mehr als 2019, ein überraschend sehr gutes Ertragsniveau erreicht.

Weizensorten unterscheiden sich in vielen Merkmalen voneinander – auch in der Ährenform und der Kornzahl je Ähre.

Foto: Käufler

Nach dem trockenen Spätsommer und Herbst 2019 war der Wasservorrat in den oberen Bodenschichten durch nennenswerte Niederschläge ab dem Spätherst langsam aufgefüllt worden. So gestaltete sich die Aussaat ab der zweiten Oktoberhälfte nicht überall unproblematisch. Der Winter verlief sehr mild, sodass kaum Vegetationsruhe eintrat und sich die Jungpflanzen langsam weiter entwickeln konnten. Stärkere winterliche Frostereignisse blieben weitgehend aus. Erst in der dritten Märzdekade traten dann stärkere Nachtfröste bis minus 10 °C auf, die allerdings nicht zu Schäden an den Kulturen führten.

Die Landessortenversuche trennen die Spreu vom Weizen

Die Sortenprüfungen werden in zwei Intensitätsstufen angelegt: Stufe 1: reduzierter Wachstumsregler, keine Fungizide; Stufe 2: standortangepasster Einsatz von Wachstumsregler und Fungiziden nach Bedarf. Somit kann nach mehrjähriger und mehrortiger Prüfung recht sicher beurteilt werden, welche Sorten für die verschiedenen Anbauregionen Hessens besonders geeignet sind und welche Schwachstellen eventuell vorliegen.

Im aktuellen Anbaujahr wurden an sechs LSV-Standorten jeweils 20 Sorten getestet. Neu aufgenommen in den LSV wurden insgesamt acht Kandidaten (vier A-Weizen, drei B-Weizen, eine C-Sorte), deren Sorteneigenschaften für den Anbau interessant erschienen. Die Aufnahme von aussichtsreichen Zuchtstämmen in den LSV noch vor erfolgter Zulassung durch das Bundessortenamt stellt sicher, dass der aktuelle Zuchtfortschritt möglichst schnell in der landwirtschaftlichen Praxis ankommt.

Gabriele Käufler, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof – LW 36/2020