Das Ende der Saison
Letzte Ernte der Tomaten vor dem Abräumen
Der erste Frühfrost setzt im Herbst ein sofortiges Ende der Tomatensaison. Was beim Abräumen zu beachten ist, damit man auch im nächsten Jahr wieder Freude an den paradiesischen Früchten hat, beschreibt Gartenexpertin Dr. Helga Buchter-Weisbrodt.
Je nach Jahreswitterung, Sortenwahl und Anbaubedingungen sehen die Pflanzen unter Umständen schon Anfang September wie erfroren aus: Welkes Laub, geschrumpelte, braune Früchte, der Neutrieb bleibt aus. Wer in dieser Saison keine gegen Braunfäule resistenten Sorten oder keinen Regenschutz hatte, ist mit dem Abräumen fast schon fertig. Bedingt durch die feucht-kühlen Sommerwochen war der Befallsdruck sehr hoch.
Braunfäuleerreger sind sehr widerstandsfähig
Wurden zudem die Vorbeugemaßnahmen gegen Braunfäule missachtet (Kasten), fiel die Ernte spärlich aus. Der Befallsdruck im nächsten Jahr lässt sich verringern, wenn man beim Abräumen einige Maßnahmen beachtet. Der Braunfäuleerreger ist überaus persistent, er überdauert bis zu 15 Jahre im Boden und kann auch an Stäben, Pfählen, Werkzeugen und Bindematerial überleben. Auch das Kompostieren vernichtet den Erreger nicht komplett: Man sollte befallene Blätter oder kranke Stöcke nicht über den Kompost entsorgen.
Solaningehalt
Unreife Tomaten enthalten bis zu 30 Milligramm Solanin in 100 Gramm Frischgewicht. Mit zunehmender Reife wird es rasch abgebaut. Sind die noch nicht voll ausgereiften Früchte aber bereits gelblich aufgehellt, lässt sich kaum noch Solanin messen. Da Solanin hitzestabil ist, wird es durch das Kochen beim Bereiten von Konfitüre nicht zerstört. Auch durch das süß-saure Einlegen verringert sich der Solaningehalt bestenfalls um zehn Prozent. Nach der milchsauren Gärung ist der Gehalt in den Tomaten ein Drittel geringer, ein Teil davon findet sich allerdings in der Lake.
Legt man normale Verzehrsgewohnheiten zugrunde und rechnet nicht mit Durchschnitts-, sondern mit Höchstwerten, enthält eine Konfitürenmahlzeit (30 Gramm) maximal sechs Milligramm Solanin, eine Mahlzeit mit milchsauer eingelegten grünen Tomatenkonserven (100 Gramm) höchstenfalls 19 Milligramm, eine Mahlzeit mit süß-sauren Tomatenkonserven (100 Gramm) jedoch bis zu 27 Milligramm. Solaningehalte unter 20 Milligramm/100 Gramm gelten als nicht gesundheitsschädlich. Die Aufnahme von über 400 Milligramm Solanin führt zum Tod.
Am besten gleich jetzt im Herbst, spätestens aber zu Beginn der neuen Pflanzsaison, fallen die hygienischen Maßnahmen an: Alles, was in der folgenden Saison wieder mit Tomaten in Berührung kommt, muss desinfiziert werden: Rebschere, Spaten, Gabel, Bindeschnüre, Metallstäbe, Holzpfähle. Was sich nicht durch Abflammen oder 70-prozentigen Alkohol desinfizieren lässt, sollte entsorgt werden.
Kamen die Tomatenpflanzen gut durch den Sommer, können die immer noch vitalen Blätter weitere Früchte ernähren, sofern genügend Fruchtstände belassen wurden. Bei mildem Altweibersommerwetter und wenn die Nachttemperaturen nicht unter 5 bis 6 °C fallen, reifen selbst Anfang bis Mitte Oktober einzelne Tomaten heran, im Freiland ist das meist nur in Weinbaulagen gegeben.
Was tun mit grünen Früchten?
Bei befallenen Stöcken oder in kühleren Lagen stellt sich schon etwas früher die Frage: Was tun mit den noch grünen Früchten an der Pflanze? Zeigen sie Risse, Flecken oder sonstige SchadÂsympÂtome, sind sie in jedem Fall zu entsorgen, da sie beim Nachreifen faulen würden.
Schon weitgehend entwickelte, aber noch unreife Früchte kann man nachreifen lassen. Entweder trocken, warm und dunkel gelagert zwischen Zeitungspapier oder indem der ganze Stock ausgerissen und an der Wurzel an einem trockenen, warmen Ort aufgehängt wird. Man muss sich aber im Klaren sein, dass diese Früchte kaum noch Aroma oder sonstige wertgebende Inhaltsstoffe aufbauen können, es sind Wasser- und Ballaststoffspender, noch fader als für den Handel vorzeitig geerntete Tomaten.
Die Ansichten zu diesen grünen Tomaten sind geteilt – wenn denn wirklich unreife Tomaten gemeint sind. Die Aussagen zu Aroma und Solaningehalt solcher unreifer Früchte gelten nicht für grüne Tomaten, die sortenbedingt auch bei Vollreife grün sind, also Spezialitäten wie 'Grünes Zebra“ oder 'Evergreen“. Werden in Kochbüchern Rezepte mit grünen Tomaten beschrieben oder in Foren Ideen zum Verwerten grüner Tomaten getauscht, sind nicht solche grünfrüchtigen Spezialitäten gemeint, sondern die unreifen Früchte roter Sorten.
Es geht dabei fast immer daÂrum, Verwertungsmöglichkeiten für Tomaten zu finden, die im Herbst an der Pflanze nicht mehr voll ausreifen. Die bekanntesten Rezepte beschreiben milchsaures Einlegen, süß-saure Konserven und Tomaten-Konfitüren. Da unreife Tomaten jedoch deutlich erhöhte Solaninwerte aufweisen und sich dieser in hohen Mengen schädliche Inhaltsstoff durch Erhitzen auch nicht abbauen lässt, sind solche Rezepte buchstäblich mit Vorsicht zu genießen (siehe Kasten Solaningehalt). Beim Nachreifenlassen baut sich der Solaningehalt ab, aber langsamer. Man sollte in größeren Mengen nur wirklich gut rot gewordene Früchte verzehren.
Braunfäule vorbeugen
Der aggressive Schadpilz Phytophthora infestans verkürzt die Tomatensaison deutlich. Als effektive Vorbeugemaßnahmen gelten:
- Sortenwahl: Von Natur aus widerstandsfähigere Sorten wählen, etwa “Philovita“ (Cocktailtomate), “Fantasia“ (Rundtomate).
- Standortwahl: Vollsonniges Beet mit gut durchlüftetem Boden ohne Staunässegefahr.
- Durchlüftung: Nicht zu eng pflanzen und keine Gemüsearten daneben platzieren, die als Windschutz wirken oder gar Schatten werfen (Mais, Stangenbohnen, Artischocken; selbst Paprika, Mangold oder Auberginen sind zu hoch).
- Grundsätzlich nur in Einzelreihen pflanzen, keine Zwei- oder gar Dreireihen-Beete anlegen.
- Regelmäßiges Ausgeizen und Entfernen der untersten Blätter fördern die Durchlüftung, die Pflanzen trocknen rascher ab.
- Beim Gießen das Laub nicht befeuchten und durch eine Mulchschicht verhindern, dass Bodenwasser hoch spritzt, eingegrabener Gießtopf kann hilfreich sein.
- Mulchen mit Brennnesseln oder Schachtelhalm verbessert die Silizium-Versorgung und damit die Widerstandskraft der Blattzellen gegen Erreger.
- Keine Kartoffeln als Vorkultur und auch nicht in Beetnähe pflanzen, da sie unter demselben Erreger leiden.
- Befallene Blätter und Früchte sofort entfernen und keinesfalls über den Kompost entsorgen, da die Sporen nicht verrotten, also infektiös bleiben.
- Hygiene: Pfähle, Stäbe oder Drähte nach Saisonende oder vor dem Pflanzen mit kochendem Spülmittel-Wasser oder 70-prozentigem Alkohol reinigen, Abflammen ist auch möglich.