Gut gepflegte Böden zahlen den Einsatz zurück

Kalkversorgung überbrückt auch Trockenphasen

Die vergangene Saison zeigt es wieder überdeutlich, welche Bedeutung dem Boden zukommt. Gut gepflegte Pflanzenbestände konnten nicht über die lange Trockenperiode ausreichend mit Wasser versorgt werden. Vielerorts kam der Regen zu spät, so dass sich zahlreiche Bestände schon im Juni gelb und ausgedörrt präsentierten.

Pflanzenschutz und Dünger reichen nicht aus, um Strukturprobleme durch unterlassene Kalkung auszugleichen.

Foto: Gabriel

Erstaunlicherweise gab es dazwischen immer wieder Flächen, auf denen die Pflanzen grün waren. Getreide, welches noch lange nicht mit der Kornfüllung abgeschlossen hatte. Zahlreiche Gespräche mit Landwirten zeigten, dass es sich dabei um Bestände handelt, die nicht nur ausreichend mit den notwendigen Pflanzenschutz- und Düngermaßnahmen gepflegt worden sind, sondern dass diese Landwirte auch ein großes Augenmerk auf die Pflege ihrer Böden haben. Diese Böden werden nicht nur als ein Areal gesehen, welches notwendig ist, um der Pflanze einen Bereich zum Wachsen zu bieten, diese Böden werden wie ein Sparbuch betrachtet, auf welches etwas eingezahlt werden muss, um dann die Zinsen nutzen zu können und der Boden ist eine bessere Geldanlage als der Zinsertrag, den die Banken bieten.

Niedrige pH-Werte erschweren die Nährstoffaufnahme

Viele Böden haben einen pH Wert unter 6, das heißt – um im Bild zu bleiben – das Sparbuch weist kein Guthaben auf. Auf diesen Böden wird versucht, über oberirdische, zum Teil sehr einseitige Düngergaben, einen Ertrag zu generieren, der meist nicht erreicht werden kann, da der Boden nicht in die Pflegemaßnahmen einbezogen worden ist. Das Sparbuch wird mit Kosten für Dünger belastet und rutscht weiter in den Sollbereich. Der Boden mit einem pH Wert unter 6 ist nicht in der Lage, die im Boden vorhandenen Nährstoffe nachzuliefern, die die Kulturpflanze braucht, um zufriedenstellende Ergebnisse zu bringen. Auch gut gemeinte und notwendige Phosphat- und Kali-Gaben, die eigentlich das Sparbuch Boden aus dem „Soll“ ins „Haben“ bringen sollen, werden bei diesen niedrigen Boden-pH-Werten nicht genutzt. Fällt der pH-Wert weiter, werden die einen Nährstoffe festgelegt und die anderen, was noch schlimmer ist, ausgewaschen. Warum Geld verschenken, wenn man auch von den Zinsen leben kann? Die notwendigen Nährstoffe müssen bereitgestellt bwerden, aber der Boden mussauch in die Lage sein, diese Nährstoffe zu mobilisieren, sonst hungern die Pflanzen auch auf einem ausreichend gedüngten Acker.

Kalkgaben wirken Vernässung und Austrocknung entgegen

Am besten pflegt man seine Böden, in dem über eine ausreichende und jährlich ausgebrachte Kalkmenge diese in die Lage versetzt werden, optimale Erträge zu liefern. Calcium und Magnesium sorgen für einen Boden, der die Grundlage für sichere Erträge in zu feuchten und zu trockenen Wachstumsperioden ist. Regenwürmer zum Beispiel fühlen sich in ausreichend gekalkten und dadurch gelockerten Böden wohl. Sie tragen über ein weitverzweigtes Porensystem dazu bei, dass das Regenwasser bei Starkregen gut ablaufen, aber auch ausreichend Feuchtigkeit speichern kann, um Trockenphasen überbrücken zu können. Starke Regenfälle führen bei gut drainierten Böden nicht zu Bodenerosion. Boden-pH-Werte unter 6 weisen nach Starkregen zum Teil tiefe Rinnen und oberflächig verschlämmte Böden auf. Der Saatgutaufgang wird dadurch verzögert und zum Teil verhindert. Auch das kostet unnötig Ertrag.

Viele Unkräuter lieben saure Standorte

Auf Böden mit niedrigen pH-Werten finden unter Anderem Kamille, Hornveilchen, Ehrenpreis aber auch diverse Gräser ihre ökologische Nische zum Überleben. Diese „Säureanzeiger“ müssen durch teure und aufwendige Pflanzenschutzmaßnahmen zurückgedrängt werden. Eine ausreichende Kalkversorgung, ein pH-Wert im neutralen Bereich, kann diese „Säureanzeiger“ aus ihrer Nische verdrängen und den Kulturpflanzen beste Böden und eine optimale Wachstumsnische bieten. Lockere, gut tragende Böden spielen gerade heute für uns hochtechnisierte Landwirte eine entscheidende Rolle für die Befahrbarkeit der Böden. Je niedriger der Boden-pH-Wert, desto größer sein Bearbeitungswiderstand. Sicherlich kann dieses Problem durch den Einsatz von Zugmaschinen mit höherer Zugkraft gelöst werden. Die kostengünstigere Alternative wäre, über eine jährlich ausgebrachte Kalkmenge, die Befahrbarkeit und Belastbarkeit des Bodens zu erhöhen.

Bessere Bearbeitbarkeit spart Zugkraft

Das Kalksprichwort „Reiche Väter – arme Söhne“ muss heute neu erklärt werden. Vor über 100 Jahren wurden die Nährstoffe im Boden durch Kalk mobilisiert und der Boden verarmte durch den Nährstoffentzug der angepflanzten Kultur. Da die Herstellung von mineralischen Düngern nicht bekannt war, fand keine ausreichende Nährstoffnachlieferung statt. Nach wie vor werden die Nährstoffe im Boden erst durch Kalk mobilisiert. Die Nährstoffe können aber ausreichend nachgedüngt werden. Kalk schafft als Multitalent Erträge, die nur mit einseitigen Düngergaben und Pflanzenschutzmaßnahmen nicht zu erreichen sind, weil der Boden zu einem Nährstoffdepot wird. Darüber hinaus schafft es ein Bodengefüge, dass auch den Söhnen noch reiche Erträge ermöglicht. Nicht gekalkte Böden führen zu ausgelaugten Böden, die arme Väter und noch ärmere Söhne zur Folge hat.

Dr. Alke Gabriel, Kalkwerk Hufgard, Landesarbeitskreis Düngung (LAD) Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland – LW 21/2016