Ein gutes Jahr für Körnererbsen
LSV Körnererbsen Öko 2015
Auf den Flächen eines ökologisch bewirtschafteten Standorts im Vogelsberg führte der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) 2015 einen Öko-Landessortenversuch mit Körnererbsen durch. Dr. Thorsten Haase vom Beratungsteam Ökologischer Landbau berichtet von den Ergebnissen des vergangenen Jahres.
Der Öko-Landessortenversuch Körnererbse finden auf Flächen des seit 1989 biologisch-dynamisch geführten Betriebs Kasper in Alsfeld-Liederbach statt. Details zu den Standortbedingungen des Versuchsjahres 2015 sind Tabelle 1 zu entnehmen. Die geprüften Sorten waren durchweg halbblattlose, weißblühende Typen. Zur Verbesserung der Standfestigkeit wurde bei diesen mittels Züchtung eine Mutante eingekreuzt, bei der die Fiederblätter an den Seitenzweigen zu Ranken umgebildet sind. Dadurch werden die Bestände im Feld stabilisiert und lassen sich besser dreschen als Blatttypen, wenn diese ohne Gemengepartner angebaut werden. Nur für acht von elf geprüften Sorten liegen Angaben des Bundessortenamtes zu agronomischen Merkmalen vor.Gute Erträge durch geringeren Unkrautbesatz
Nachdem in den vergangenen Versuchsjahren der Öko-LSV Körnererbse mehrfach wegen starker Verunkrautung nicht auswertbar war, hat dieses Jahr erfreuliche Ergebnisse mit sich gebracht. Die Tausendkornmasse der Körnererbse variierte zwischen 207 (Mythic) und 262 g (Navarro). Die Sorten unterschieden sich in der Tausendkornmasse stärker als es die Angaben des Bundessortenamtes vermuten lassen. Der Kornertrag der vier Verrechnungssorten schwankte sehr stark und lag zwischen 32,1 (KWS La Mancha) und 42,2 dt/ha (Alvesta). Neben Alvesta überschritten auch die Sorten Mythic, Astronaute und Volt deutlich die 40 dt/ha-Marke. Die Tausendkornmasse der Sorten beeinflusste den Ertrag nicht. Die unterschiedlichen Rohproteinerträge der Sorten hingegen lassen sich auf die Unterschiede im Kornertrag zurückführen. Sie sind weniger bis gar nicht auf sortenspezifische Unterschiede im Rohproteingehalt zurückzuführen. Ausnahme: Der relativ hohe Rohproteinertrag der Sorte Tip 8,9 dt/ha) ist auf ihren hohen Rohproteingehalt (26 Prozent i. d. TS), dem höchsten im ganzen Sortiment, während sie im Ertrag knapp über dem Mittel der vier Verrechnungssorten 37,1 dt/ha) abschnitt. Die Sorten schwankten hinsichtlich ihres Rohproteinertrages erheblich zwischen 6,5 (KWS La Mancha) und 9,3 Prozent i.d. TS. Der Landwirt dürfte vor allem auf den Rohproteinertrag als wichtiges Merkmal für die Sortenwahl blicken: Die stärksten Sorten waren 2015 Astronaute, Tip, Volt und Mythic. Die einjährigen Ergebnisse sind vorerst unter Vorbehalt zu interpretieren, der LSV wird 2016 am selben Standort in Alsfeld-Liederbach wiederholt.
Was beim Anbau zu beachten ist
Bei der Standortwahl gilt: Dort, wo es für die Ackerbohne zu trocken wird, kann die Erbse erfolgreich angebaut werden, denn sie gedeiht auf leichten bis mittelschweren Böden. Sie reagiert sehr negativ auf Verdichtung und damit eihergehende Staunässe, schlechte Durchlüftung und langsame Erwärmung. Die Wasserversorgung ist wie bei allen Grobleguminosen vor allem in der Keimphase sowie in der Blüte wichtig. Körnerleguminosen werden gewöhnlich nach der zweiten oder dritten zehrenden Frucht (meist Getreide) angebaut. Danach können, je nach Standort, wieder ein bis zwei (Getreide-) Kulturen mit nicht zu hohem Anspruch an die Vorfrucht stehen. Die Erbse ist mit sich selbst unverträglich und sollte in Abständen von mindestens fünf Jahren in der Fruchtfolge stehen. Zusätzlich sind im Anbau von Zwischenfrüchten sowohl Erbsen als auch verwandte Arten wie Sommer- oder Winterwicken zu vermeiden. Die Vorfruchtwirkung liegt neben der Stickstoffbindung in der guten Bodengare und dem Auflockern der Fruchtfolge. Bei starker Verunkrautung können diese positiven Aspekte aber auch von höherem Unkrautdruck in der Folgefrucht überlagert werden.
Die Aussaat kann unter trockenen Bedingungen ab Mitte März erfolgen. Da die Erbse frostempfindlich ist und die langsame Keimentwicklung den bodenbürtigen Krankheitsbefall begünstigt, ist eine Saat im April oft sicherer. Die Saatstärke wird mit mindestens 70 keimfähigen Körnern gewählt, weil die Aussaatstärke beziehungsweise die Bestandesdichte bei den halbblattlosen Sorten auch mit über die Unkrautunterdrückung entscheidet. Die Saattiefe liegt bei 4 bis 6 cm auf mittelschweren Böden und 6 bis 8 cm auf leichteren Böden. Zur Einhaltung der Saattiefe ist ein ausreichend hoher Schardruck der Sämaschine erforderlich. Ein möglichst ebenes Saatbett erleichtert den Mähdrusch und senkt die Ernteverluste. Das Anwalzen der Saat ist in der Regel zu empfehlen. Wichtig ist, dass das Saatbett dabei nicht zu fein gerät, denn das erhöht das Risiko von Verschlämmungen und Verkrustungen, was wiederum das Auftreten von bodenbürtigen Schaderregern fördert. Beim Saatgut ist die Gesundheit zu beachten. Der Ascochyta-Pilz kann die Keimfähigkeit stark beeinträchtigen. Zertifiziertes Saatgut aus ökologischer Erzeugung wird darauf geprüft. Eigener Nachbau ist zu untersuchen. Eine Reduktion der Saatstärke von 80 auf 60 Körner/m2 sollte nur bei Verwendung von Z-Saatgut riskiert werden.
P-Versorgung aufbauen
Eine optimale Kalkversorgung ist wichtig. Bei pH-Werten unter sechs empfiehlt sich eine Gabe von kohlensaurem Kalk vor der Aussaat im Frühjahr. Da im Ökolandbau nur langsam wirkende P-Dünger zur Verfügung stehen, sollte die P-Versorgung bei den Vorfrüchten aufgebaut oder über organische Dünger gesichert werden. Ausreichende Kaliumgehalte im Boden (mindestens Versorgungsstufe B) fördern die Ausbildung der Knöllchenbakterien (Rhizobien). Der Einsatz von Kalimagnesia oder Kalisulfat ist bei Bedarf möglich. Über den Schwefelanteil dieser Düngemittel wird gleichzeitig der S-Bedarf gedeckt. Auf eine ausreichende Versorgung mit Bor und Mangan ist ebenfalls zu achten. In viehstarken Betrieben mit eigener Verwertung der Leguminosen ist die Versorgung mit Phosphat, Kalium und Schwefel durch den Einsatz von Wirtschaftsdüngern gesichert. Vorsicht: Ein zu hohes Stickstoffangebot ist bei Leguminosen kontraproduktiv, da durch Luxuskonsum der Pflanzen zu viel vegetative Masse gebildet wird und der Rhizobien-Ansatz gering ist. Vor der Aussaat ermöglicht eine vorgezogene flache Saatbettbereitung das Auflaufen der Samenunkräuter, die dann durch die Bestellung vernichtet werden. Danach ist ein- oder zweimaliges Blindstriegeln hilfreich. Nach dem Auflaufen ist der Striegel erst ab handhohen Pflanzen einsetzbar. Jetzt kann bis zum Verranken mehrfach gestriegelt werden. Der späteste Zeitpunkt bestimmt den Vorsprung der Erbse gegenüber Unkräutern, da diese mit jeder Bearbeitung zum Keimen angeregt werden. Ein intensiver Einsatz des Striegelserfordert eine höhere Aussaatmenge.
Auf schonenden Drusch achten
Für einen schonenden Drusch ist zu beachten: Viele Ährenheber helfen, bodennahe Hülsen zu erfassen und lagernde Bestände zu dreschen. Die Haspel wird möglichst wenig eingesetzt, damit die Hülsen nicht platzen, bevor die Körner auf den Tisch fallen können. Bei Kornfeuchten von 16 bis 18 Prozent ist der Bruchanteil geringer. Bei der Saatguterzeugung ist die Samenbeschädigung auch bei der Einlagerung zu vermeiden, da die Keimanlagen nur durch eine dünne Schale geschützt werden. Große Fallhöhen wirken hier besonders schädlich. Zur längeren Lagerung sollte ein Restwassergehalt von 14 Prozent nicht überschritten werden, was dann meistens nur durch nachträgliche Trocknung erreicht werden kann (verändert nach: www.oekolandbau.de) Informationen zur Verfügbarkeit von Saatgut der beschriebenen Sorten sind auf www.organicxseeds.de zu finden. Anbauempfehlungen für Körnererbsen erhalten Sie bei den Pflanzenbauberatern des LLH.
– LW 7/2016