LSV mittelfrühe Öko-Speisekartoffeln 2019

Der kalte Mai traf gerade die jungen Stauden empfindlich

Der Speisekartoffel-Versuch im ökologischen Anbau wurde im dritten Jahr mit ausschließlich Sorten aus der mittelfrühen Reifegruppe (RG III) angelegt. Ins­gesamt konnten acht Sorten mit allen drei Kocheigenschaften geprüft werden. Neu im Sortiment waren die mehligkochende Sorte Theresa und die festko­chende Sorte Gwenne.

Von Lochfraß, verursacht durch den Drahtwurm, waren alle Sorten betroffen; auch dry core trat sehr häufig auf.

Foto: Mohr

In der Regel werden die Sorten mindestens drei Jahre auf ihre regionale Eignung geprüft. Wie in den letzten Jahren üblich, wurde der Versuch in Kleinparzellen (1,50 x 10 m) und in dreifacher Wiederholung angelegt. Alle Sorten wurden im Frühjahr in weißen Kunststoffkisten vorgekeimt.

Juni und Juli waren für Krautfäule-Infektionen zu trocken

Zwar waren die Monate Januar und Februar mit + 1,0 °C beziehungsweise + 2,1 °C (Wetterstation Kleinniedesheim) wärmer als das langjährige Mittel, trotzdem gab es pro Monat 15 Frost­tage. Auch März (+2,2 °C) und April (+1,4 °C) lagen wieder über dem langjährigen Mittel. Die Pflanzung der vorgekeimten Knollen erfolgte am 9. April bei trocken Bedingungen und guter Bodenstruktur.

Im Mai folgten dann ununterbrochen 18 kalte bis sehr kalte Nächte, in denen die Temperaturen bis nahe an den Gefrierpunkt sanken. Somit erreichte im Mai, erstmals seit März 2018, die durchschnittliche Temperatur nicht das langjährige Mittel, sondern lag mit 1,0 °C darunter. Diese Phase traf gerade die frisch aufgelaufenen Stauden sehr empfindlich.

Die anschließende Witterung im Juni war geprägt von überdurchschnittlichen Temperaturen (+3,8 °C, 12 heiße Tage >=30 °C), besonders in der letzten Woche. Zwar lag die Niederschlagsmenge um 6 Prozent über dem langjährigen Mittel (Gewitter am 3. Juni mit 43 mm, insgesamt 10 Regentage), aber die Wasserbilanz blieb mit -62 mm nicht ausgeglichen.

Durch diese Niederschläge waren nach Prognosemodell SIMPHT 3 zwischen dem 9. und 15. Juni Infektionen wahrscheinlich. Bei der am 21. Juni 2019 durchgeführten Bonitur konnte bei vier Sorten erste Läsionen, verursacht durch Krautfäule, am Blatt festgestellt werden. Zum zweiten Termin am 1. Juli waren sechs Sorten befallen. Am stärksten betroffen waren die neue Sorte Gwenne (Note 5) und die festkochende Sorte Bernina (Note 5). Die Sorten Otolia (Note 1) und Mariola (Note 1) zeigten zu diesem Termin keinen Befall. Kupfer wurde nicht eingesetzt.

Auch im Juli wurde die langjährige durchschnittliche Temperatur um +2,4 °C (10 heiße Tage) überschritten. Die Niederschlagsmenge für den Monat Juli lag um 112 Prozent (Wetterstation Kleinniedesheim) und damit sehr deutlich über dem langjährigen Mittel. Schaut man sich die Daten aber genauer an, erkennt man, dass dafür zwei Niederschlagsereignisse erst Ende Juli beziehungsweise am 27. (70 mm) und 28. (38 mm) verantwortlich waren. Zuvor gab es nur drei Niederschlagsereignisse über 4 mm. Somit blieb es bis Ende Juli zu trocken. Die noch Anfang Juli vorhandene Krautfäule hatte dadurch keine ausreichenden Infektionsbedingungen. Mit dem Monat August ging die deutliche Überschreitung der langjährigen Temperatur mit +2,4 °C weiter. Auch die langjährige Niederschlagsmenge wurde um 28 Prozent unterschritten.

Kartoffelkäfer und dessen Larven traten bereits Ende Mai bekämpfungswürdig (Bekämpfungsschwelle 15 Larven/Staude) auf. Der zweimalige Einsatz von Neem Azal gegen diese Fraßinsekten war somit unumgänglich. Eine mechanische Beikraut- und Kartoffelkrautregulierung wurde nicht durchgeführt. Am 29. August wurde geerntet.

Manfred Mohr, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück, Neustadt – LW 08/2020