Der Niederschlag hat für sehr gute Erträge ausgereicht
Landessortenversuche Winterbraugerste 2018/2019
Winterbraugerste wird vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in einem speziellen Sortiment an zwei Standorten geprüft. Somit ist es möglich, den speziellen Anforderungen des Winterbraugerstenanbaus an die Produktionstechnik Rechnung zu tragen. Über die Ergebnisse informiert Dr. Antje Herrmann, Fachinformation Pflanzenbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof.
Das größte Risiko bei der Braugerstenproduktion besteht in der Nicht-Einhaltung der Qualitätskriterien (siehe Kasten „Qualitätsanforderungen“), wobei dem Rohproteingehalt mit einem Zielkorridor von 9,5 bis 11,5 Prozent die größte Bedeutung zukommt. Ein zu hoher Proteingehalt führt zu Problemen bei der Verarbeitung. .Der Winterbraugerstenanbau stellt folglich deutlich höhere Ansprüche an das N-Management als der Anbau von Futtergerste. Eine überhöhte N-Versorgung im Herbst führt zu erhöhten Bestandesdichten, die in gesteigertem Krankheitsdruck und Qualitätsproblemen resultieren können. Eine N-Gabe im Herbst sollte daher nur im Ausnahmefall auf sehr nährstoffarmen Standorten erfolgen.
Hohe Ansprüche an das N-Management
Für die N-Düngung im Frühjahr ist ein Sollwert von 110 kg N/ha anzusetzen (bei Erträgen über 80 dt/ha ein Zuschlag von 10 kg N/ha). Überschreitet die zu düngende N-Menge (nach Abzug der Boden-Nmin-Vorräte) 70 kg N/ha, wird ein Splitting empfohlen. Eine zweite Gabe ist spätestens zum Schossen auszubringen, auf eine Spätdüngung ist in jedem Fall zu verzichten. Ebenso sollte eine organische Düngung zu Braugerste unterbleiben, da die N-Nachlieferung von Güllen, Gärresten oder Stallmist schlechter abgeschätzt werden kann.
Auch die Wahl des Standortes und der Fruchtfolge muss auf die Braugerste abgestimmt werden. Auf Standorten, die ein hohes N-Nachlieferungspotenzial besitzen, sollte keine Winterbraugerste angebaut werden, da wegen der unkontrollierbaren N-Freisetzung das Risiko überhöhter Proteingehalte ansteigt. Auch Kulturen, die hohe Rest-N-Mengen im Boden hinterlassen (Leguminosen), sind ungeeignet als Vorfrucht für Winterbraugerste. Pflanzenschutzmaßnahmen, Aussaatstärke und Aussaattermin sind vergleichbar zu Futtergerste.
Vor der Vegetationsruhe sollte Winterbraugerste vier bis sechs Bestockungstriebe angelegt haben. Eine frühe Aussaat birgt die Gefahr des Überwachsens und kann bei warmer WitÂterung das Auftreten von Virusvektoren (Blattläuse) fördern. Frühsaaten ziehen zusätzlich ein erhöhtes Blattkrankheits-Risiko nach sich.
– LW 34/2019