Neu-Organisation der Holzvermarktung steht bevor

Wert des Waldes zusammen gebrochen wie ein Luftschloss

Die Schadenssituation in den osthessischen Wäldern infolge von Trockenheit und Käferbefall mit einhergehendem extremen Preisverfall beim Nadelholz, der Waldaufbau, dessen Stabilisierung, staatliche Unterstützungsmaßnahmen sowie die anstehende Gründung einer Holzvermarktungsorgansiation (HVO) waren aktuelle Themen auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung der Kreisgruppe Fulda des Hessischen Waldbesitzerverbandes.

Groß war das Interesse der Fuldaer Waldbauern an den aktuellen Themen.

Foto: Karl-Heinz Burkhardt

Die hessische Holzstrukturreform beschäftige die Forstbetriebsgemeinschaften (FBG) schon einige Zeit, erklärte Vorsitzender Christoph Müller, Gedanken gemacht habe man sich über eine solche, die den Kreis Fulda und die vom Forstamt Burghaun betreuten FBG Schlitzerland und Niederaula mit einbeziehe, um den Holzverkauf zu organisieren und man mittelfristig in der Lage sei, nach und nach aus der staatlichen Beförsterung herauszutreten. Es müsse ausgelotet werden, ob die Kriterien für einen solchen Plan erfüllbar sind.

Größenordnung von 10 000 Hektar verlangt

Das Hessische Umweltministerium (HMUKLV) empfehle jedoch eine HVO für das Gebiet Rhön-Vogelsberg-Burgwald. Jochen Rümann, Geschäftsführer der FBG, stellte die geforderte Größe einer HVO heraus, wolle man eine staatliche Anschubfinanzierung beziehungsweise Förderung dafür erhalten. Die Vorgaben umfassten Größenordnungen von 10 000 Hektar und eine jährliche Holzvermarktung von 40 000 Fm. „Das ist sinnvoll, denn sie muss eine gewisse Größe an den Markt bringen, um bei den Holzkäufern, auch bei solchen im Fuldaer Raum, überhaupt wahrgenommen zu werden“, betonte er. Bei Nachfragen und Absichtserklärungen für den Raum von Schlitz bis Rhön kämen lediglich 4 200 Hektar mit 17 000 Festmetern zusammen, was für eine Förderung durch das Land nicht ausreiche. Deshalb müssten die Bemühungen, die ja auch parallel laufen, für die vom HMUKLV unterstützte Schiene Mittelhessen in Augenschein genommen werden.

Markus Meysner, MdL/CDU, habe ihm aus der Seele gesprochen. Es sei nicht die Lösung die Dinge laufen zu lassen, sagte Carsten Wilke, Abteilungsleiter im HMUKLV. „Bei allem, was in unseren Wäldern passiert und Betrübnis auslöst, müssen Lösungen gefunden werden“, so Wilke.

Die Schadensituation suche ihresgleichen. Man müsse schon die Jahre nach den Weltkriegen heranziehen, um eine Vorstellung zu haben was da im Moment passiere. Aus 2018/2019 rede man über 100 Mio. Fm Schadholz durch Borkenkäfer in Deutschland und über Kahlflächen halb so groß wie der gesamte hessische Staatswald. Die Leistungen des Waldes über die Einkommenserzielung hinaus habe die Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten mit großer Selbstverständlichkeit hingenommen, letztlich die Früchte ihrer Arbeit, ihrer Waldpflege, zu den eigenen Früchten gemacht. Das Gemeinwesen habe von diesen Leistungen mit profitiert. Deshalb nannte er Fördersummen in Höhe von 800 Mio. Euro von Land und Bund, die für Schadensfolgen in den nächsten Jahren zur Verfügung stehen, als richtig.

Einheitsforstamt zeigt seine Stärke in der Krise

Am Einheitsforstamt wolle die Landesregierung festhalten, unterstrich der Regierungsbeamte. Denn dieses zeige seine Stärke in der Krise: „Dieses System steht mit seiner Beratung zur Verfügung. Wir wollen an dieser Organisationsform festhalten“.Nach Martin Küthe, Referatsleiter Kommunal- und Privatwald im HMUKLV, hat Hessen die Förderung 2020 auf 3 817 786 Mio. Euro gegenüber 2019 mit 2 740 329 Euro aufgestockt. Im gleichen Zeitraum wendet man für den Waldumbau 2 494 694 Euro auf, an denen sich der Bund mit 60 Prozent beteiligt. In den Landkreis Fulda flossen 2019 235 175 Euro. Für 2020 sind 241 771 Euro vorgesehen. Alleine die naturnahe Waldbewirtschaftung sei nun um 100 000 Euro aufgestockt worden. 2019 wurden im Zuge der Förderung nach der Extremwetterrichtlinie-Wald 32 183 Euro in den Kreis Fulda überwiesen.

Von der Tann: Fördergelder sehr zügig ausgezahlt

Michael von der Tann, Präsident des Hessischen Waldbesitzerverbandes, anerkannte ausgezahlte Fördergelder in einer Geschwindigkeit, die man lange nicht erlebt habe. Er sprach zwei grausige Jahre an, wobei die Rhön noch „halbwegs geschoren“ davongekommen sei, was die Kalamitäten betraf. Die entstandenen Vermögensschäden seien aber so leicht nicht wieder auszugleichen. Man müsse mit Holzpreisen leben, die unter den Aufarbeitungskosten liegen.

„Es ist unheimlich hart, auch wenn man Förderungen bekommen soll. Der Wert, auf den wir lange zugearbeitet haben und den viele als Sparkasse angesehen haben, ist wie ein Luftschloss zusammengebrochen – der Borkenkäfer war da. Wir müssen Bäume pflanzen, so wieder neues Leben schaffen.“ Es bleibe spannend, was an Förderungen noch auf einen zukomme und was letztlich alles ankommen werde, so von der Tann.

Angesichts der Bestockung großer Kahlflächen mit Wald gehe dies nur mit einem angemessenen Wildbestand oder mit kilometerlangen Zäunen, erklärte Christian Raupach, Geschäftsführer des Waldbesitzerverbandes. Er appellierte eindringlich an die Jäger, in Zeiten, in denen der Wald in Not sei, „bitte schießen sie Rehe.“ Die nächsten zwei bis bis Jahre nannte er entscheidend für den Aufwuchs, danach könne man „die Leine wieder etwas loslassen.“ Am Beispiel des Betriebes der Riedesel verwies er auf die infolge der Kalamitäten prekäre gegenwärtige Situation. Dort rechne man bis Jahresende mit einer Kahlfläche von 2 500 Hektar.

Für Betriebe wie diesen, die normal gut aufgestellt sind, kämen enorme Vermögensschäden mit Ertragsausfällen in den nächsten 30 Jahren zu, die man kaum selbst bewältigen könne. Er wisse, was die Förderung angehe, dass sich Ministerpräsident Bouffier und Ministerin Hinz gegenüber der Bundeskanzlerin und Landwirtschaftsministerin Klöckner hinsichtlich der die größeren Forstbetriebe betreffenden Aussetzung der deminis-Klausel einsetzten. Jeder müsse auf seine Abgeordneten Druck machen, denn auch die großen Betriebe benötigten jetzt Hilfe.

Die Unterstützung des Landkreises Fulda beim Aufbau einer HVO bot Landrat Bernd Woide an. Wie wird sich das Klima verändern und welche Baumarten werden sich für die Zukunft eignen? Markus Lohr, Referent für Klimawandel/Adaption der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW), nahm sich diesem Thema als eine besondere Herausforderung für Forstbetriebe an.

Der Klimawandel sei inzwischen Realität mit deutlich sichtbaren Folgen sowie überwiegenden Gefahren für Forstbetriebe. Er beschrieb Möglichkeiten zur Risikominimierung unter anderem durch angepasste Produktionsziele, kürzere Produktionszeiten, die Anlage standortgerechter Baumartmischungen sowie einer Verkürzung der Umtriebszeiten.

Angepasste Bestandsbehandlungen sowie regelmäßige Durchforstungen mit der Entnahme hoher Bäume (bei Fichten ab 28 Meter Höhe) minimierten das Windwurfrisiko, Mischbaumarten bezeichnete er als Stabilitätsfaktoren für Waldungen. Lohr geht von weiteren Temperaturzunahmen, besonders im Frühjahr und Sommer mit Hitze- und Dürreperioden sowie einer Abnahme der Umverteilung der Niederschläge aus. Damit nehme die Populationsentwicklung der Käfer zu und führe zu einem höheren Befallsdruck mit Ertragsverlusten.

Man müsse ferner von einer Zunahme der Sturmintensität sowie starken jährlichen Temperaturschwankungen im Winter ausgehen. So auch von noch starken Frösten etwa im März.

Dr. Hubert Beier verabschiedet

Vorsitzender Christoph Müller, der auch den Ehrenvorsitzenden Horst Vilmar (90) willkommen hieß, würdigte die über Jahrzehnte geleistete Arbeit von Geschäftsführer Dr. Hubert Beier, der in den Ruhestand geht. Anerkennung für ihre Verdienste sprach Präsident Michael von der Tann drei verdienten Mitgliedern aus, die sich in ihren Organisationen für Waldbesitzer eingesetzt haben.

Auf eine über 42jährige ehrenamtliche Tätigkeit kann Alfred Waider zurückblicken. Seit der Gründung der Forstbetriebsvereinigung Niesig-Lehnerz war er viele Jahre deren zweiter, später deren Vorsitzender sowie zehn Jahre Vorsitzender der FBV Fulda. Ebenfalls eine Verbands-Ehrenurkunde nahm Alfred Gollbach für 55 Jahre Vorstandsstätigkeit und Rechner in der Waldgesellschaft Lütters entgegen. Außerdem war er 50 Jahre 1. Vorsitzender der FBV Rasdorf -Grüsselbach. Paul Hartung wurde für 30 Jahre Rechnertätigkeit bei der FBV Hosenfeld geehrt. Als neuer Geschäftsführer der Kreisgruppe Fulda stellte sich Sebastian Schramm der Versammlung vor.

bh – LW 8/2020