Was kann der Shredlage-Mais wirklich?

Silierung und Fütterung der Shredlage im Versuch

Derzeit werden in Deutschland bezüglich der Häcksellänge bei Maissilagen für die Wiederkäuerfütterung 5 bis 8 mm empfohlen. Diese Empfehlungen basieren auf umfangreichen Versuchstätigkeiten in den Jahren 2005 bis 2007, in denen eine kurze Häcksellänge von 6 mm mit 20 mm Häcksellänge verglichen wurde. Das gröbere Material benötigte mehr Transportkapazität, ließ sich schlechter Verdichten und führte bei Milchkühen und Mastbullen zu schlechterer Futteraufnahme, geringerer Milchleistung und niedrigeren Zunahmen. Im Versuchs- und Bildungszentrum Riswick wurden Versuche mit Shredlage durchgeführt, um diese Aussagen zu überprüfen.

Shredlage-Mais beruht auf einem neuartigen Verfahren. Der Mais wird mit einem besonderen Cracker im Feldhäcksler bearbeitet.

Foto: Pries

Seit einigen Jahren wird in Amerika unter dem Stichwort „Shredlage“ vermehrt über ein neuartiges Verfahren der Silomaisbereitung berichtet. Shredlage ist ein eingetragenes Warenzeichen und beinhaltet ein Patent auf eine besondere Bauform des Crackers zur Nachzerkleinerung des Ernteguts, welches mit einer Häcksellänge von etwa 26 mm geerntet wird. Der Cracker arbeitet mit zwei gegenläufigen Wellen, deren Oberflächen als aggressives Zahnprofil ausgebildet sind. Die Wellen drehen sich mit einer etwa 50-prozentigen Differenz in der Umfangsgeschwindigkeit. Im Ergebnis soll die neuartige Technologie zu Maissilagen mit einem höheren Anteil an groben Partikeln der Restpflanze bei gleichzeitig vollständiger Zerkleinerung der Maiskörner führen. Die längeren Abschnitte von Stängeln und Blättern werden hierbei zusätzlich in Längsrichtung aufgesplissen, wodurch eine größere Oberfläche entsteht, die der mikrobiellen Fermentation besser zugänglich sein soll. Es stellt sich die Frage, ob im Hinblick auf Verdicht- und Silierbarkeit sowie den Fütterungserfolg bei der Milchkuh dieses neue Verfahren den bisherigen Empfehlungen überlegen ist. Im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick wurden umfangreiche Untersuchungen zu dem Thema vorgenommen.

Silierbarkeit und Verdichtbarkeit der Maissilagen untersucht

Am 29. September 2015 wurden circa 33 ha Silomais mit zwei Häckselketten geerntet. Zum Einsatz kamen ein fabrikneuer Claas Jaguar 950 Feldhäcksler mit dem „Claas MCC Shredlage“ Korn-Aufbereiter (26 mm tHL) und ein Claas Jaguar 960 Feldhäcksler mit dem „Claas-Intensiv-Aufbereiter“ (7 mm tHL), der unmittelbar vor der Ernte mit neuen Aufbereiterwalzen ausgestattet wurde. Jedem Feldhäcksler waren dabei vier Abfuhrgespanne zugeordnet. Das geerntete Material wurde parallel in zwei Silokammern mit 55 m Länge, 8,5 m Breite und 2,0 m hohen Wänden eingelagert. Zum Verteilen und Verdichten des Erntegutes wurden je Silokammer ein Radlader und ein aufballastierter Schlepper eingesetzt mit in Summe etwa jeweils 25 t Walzgewicht. Das Erntegut wurde jeweils schichtweise auf kompletter Länge der Silokammer verteilt und verdichtet. In Summe wurden 1 572 t Frischmais eingelagert, die sich auf 813 t Mais mit 7 mm theoretischer Häcksellänge und 759 t Shredlage-Mais verteilten. Zur Bestimmung der Verdichtbarkeit wurden 120 Liter Kunststofffässer unter definierten Bedingungen gefüllt und mit einer hydraulischen Presse mit variierenden Drücken verdichtet. Aus dem Fassvolumen und der eingelagerten Materialmenge wurde die Dichte je m³ berechnet. Zusätzlich wurden während der Entnahme an der Anschnittfläche mit einem elektrisch betriebenen Bohrer Bohrkerne von 10 cm Durchmesser und 50 cm Tiefe zur Dichtebestimmung entnommen. Über die Anschnittfläche verteilt erfolgte die Dichtebestimmung an neun unterschiedlichen Stellen. Die Silierbarkeit der Materialien wurde im Rahmen von Silierversuchen in dreifacher Wiederholung nach DLG-Prüfschema untersucht.

Welche Ergebnisse wurden erzielt?

Die Ergebnisse der Messung des Verdichtungspotenzials der unterschiedlich lang gehäckselten Materialien sind der Tabelle 1 zu entnehmen. Sowohl nach Befüllung der Fässer mit 4x10 kg Frischmais als auch nach dem kompletten Befüllen des Fasses zeigt sich eine etwa 10 Prozent höhere Verdichtung zugunsten des kurz gehäckselten Materials gegenüber Shredlage-Mais. Auch die Messungen an den Silomieten ergaben eine geringere Verdichtung beim Shredlage-Silo. Im unteren und mittleren Bereich wurden in beiden Mieten die Vorgaben zur Dichtelagerung erreicht. In der oberen Zone wurden die Zielwerte bei kurzer Häckselung um 20 Prozent, bei Shredlage-Mais um 42 Prozent unterschritten. Damit bleibt die Verdichtung in beiden Systemen eine große Herausforderung. In der Grafik 1 ist deutlich die Verschiebung zu einer Essigsäure dominierten Vergärung beim gröber gehäckseltem Material zu erkennen. Der dort bestimmte Essigsäuregehalt von 4,4 Prozent in der TM ist deutlich oberhalb des Grenzwertes von 3 Prozent in der TM gemäß DLG-Empfehlung. Mit dem höheren Gehalt an Essigsäure wurde ein niedrigerer Gehalt an Milchsäure und ein deutlicher Anstieg des NH3-N Gehaltes am Gesamt-Stickstoff ermittelt. Höhere NH3-N Gehalte sind nicht untypisch für Silagen mit höheren Gehalten an Essigsäure. Bei der Fermentation von Zucker zu Essigsäure wird CO2 freigesetzt, was zum Anstieg der Trockenmasseverluste während der Silierung führt und die höheren Gärverluste der Shredlage-Maissilage (6,2 Prozent) gegenüber dem konventionell gehäckseltem Material (3,9 Prozent) erklärt.

Temperaturanstiege an der Anschnittsfläche beider Silomieten traten parallel oder mit kurzer zeitlicher Verzögerung auf, was eher auf äußere Effekte als auf unterschiedlich zur Nacherwärmung neigende Silagen hindeutet. Bei deutlich reduziertem Vorschub am Ende des Fütterungsversuchs wurde beim kurz gehäckselten Material ein Temperaturanstieg festgestellt. Im Zeitraum von Januar bis Juni 2016 wurde im VBZL Haus Riswick ein Fütterungsversuch mit Shredlage-Silage im Vergleich zur Maissilage mit herkömmlicher Häcksellänge durchgeführt. Dazu wurden zu Versuchsbeginn im Anschluss an eine Gleichfütterungsphase 96 hochleistende Deutsche Holstein-Kühe auf vier Gruppen mit jeweils 24 Tieren verteilt. Während des gesamten Versuchs wurden in alle Versuchsgruppen frischlaktierende Tiere mit etwa sieben Laktationstagen zugestallt. Um die jeweilige Gruppengröße mit 24 Tieren konstant zu halten, wurden im Austausch Kühe mit höheren Laktationstagen aus dem Versuch genommen. Der Färsenanteil betrug in allen Versuchsgruppen 30 Prozent. Es wurden folgende Bezeichnungen zur Kennzeichnung der Versuchsgruppen vergeben:

  • KoS: Maissilage konventionell (7 mm tHL) ohne Strohergänzung
  • KmS: Maissilage konventionell (7 mm tHL) mit Strohergänzung
  • SoS: Maissilage-Shredlage (26 mm tHL) ohne Strohergänzung
  • SmS: Maissilage-Shredlage (26 mm tHL) mit Strohergänzung

Die Zusammensetzung der Futterrationen zeigt die Tabelle 2. Das Kraftfutter bestand zu gut 71 Prozent aus Rapsextraktionsschrot und zu je 7 Prozent aus Weizen, Mais und Melasse-Schnitzel. In allen Gesamtrationen ergaben sich Energiegehalte von 7,2 MJ NEL/kg TM bei einem Rohproteingehalt von 160 g/kg TM. Auch bei den übrigen Nährstoffen ergaben sich gleiche Konzentrationen in der Trockenmasse. Mit Hilfe einer Schüttelbox wurden am Erntetag in beiden Materialien in jeweils 10 Proben die Futterpartikel in grobe, mittlere und feine Bestandteile fraktioniert. Während des Fütterungsversuchs wurden an sechs Terminen Futtervorlage und Futterreste ebenfalls fraktioniert. Täglich wurden Futter- und Wasseraufnahme, Lebendmasse sowie Milchmenge tierindividuell erfasst. Die Milchinhaltsstoffe wurden wöchentlich gemäß MLP-Routinen festgestellt. In jeder Futtergruppe wurden vier repräsentative Kühe mit einem Halsband zur Messung der Wiederkauaktivität ausgestattet. Bei diesen Tieren wurde zusätzlich der pH-Wert im Pansen mit Hilfe eines Bolus über 50 Tage gemessen. Für die statistische Auswertung wurden die Werte zu Tagesmittelwerten verrechnet. Die Maissilagen und die Futterrationen wurden zusätzlich einer Verdaulichkeitsmessung an je vier Hammeln unterzogen. Des Weiteren wurde die Nährstoffverdaulichkeit der Rationen KoS und SoS an je vier Milchkühen geprüft.

Dr. Martin Pries, Bernadette Bothe, Silke Beintmann, Jana Denißen, Christoph Hoffmanns, Dr. Klaus Hünting, Dr. Sebastian Hoppe, Dr. Christian Maack – LW 37/2016