Nicht nur auf eine Sorte setzen

LSV Winterraps – Sortenwahl und Empfehlungen 2016

In diesen Tagen wird die kommende Rapsaussaat vorbereitet. Welche Sorten für den Anbau in Hessens Regionen am besten geeignet sind, erläutert Gabriele Käufler, Fachreferentin Marktfruchtbau, LLH, Landwirtschaftszentrum Eichhof, anhand der letztjährigen LSV-Ergebnisse.

Die Landessortenversuche (LSV), die der Empfehlung zur Aussaat 2016 zugrunde liegen, wurden im Herbst 2014 angelegt.

Foto: Käufler

Die Rapsbestände zeigen sich in diesem Jahr sehr unterschiedlich. Teilweise gab es im Herbst Probleme mit dem Feldaufgang, sodass die Bestandesdichte etwas geringer blieb. Der milde Winter ermöglichte den Pflanzen jedoch eine ungestörte Weiterentwicklung. Im Frühjahr verlief die Entwicklung aufgrund der eher kühlen und feuchten Witterung lange Zeit verhalten. Teilweise reagierte der Raps mit rötlichen Verfärbungen auf die Nässe. Insbesondere Flächen mit unzureichendem Gasaustausch im Wurzelbereich waren hiervon längere Zeit betroffen. Es zeigt sich erneut, dass der Bodenstruktur und der Bodenbearbeitung zu Raps hohe Bedeutung zukommt.

Dort wo Wintergerste als Vorfrucht genutzt wird, kann zeitnah nach deren Ernte eine erste, flache Stoppelbearbeitung vorgenommen werden um Ausfallgetreide schnell zur Keimung zu bringen. Danach bleiben noch einige Wochen um über weitere Bearbeitungsschritte das aufgelaufene Getreide und Unkräuter mechanisch zu beseitigen und für die Rapsaussaat optimale Voraussetzungen zu schaffen.

Die Marktleistung ist entscheidend

Von welchen Sorten soll Saatgut bestellt werden? Zu dieser Frage lohnt der Blick auf die bisherigen Leistungen der Sorten. Aus den Daten der Landessortenversuche (LSV) wird schnell klar, welche Sorten ein hohes Ertragspotential und gute Ertragsstabilität mitbringen. Insbesondere die mehrjährigen Auswertungen sind hier nützlich, weil sich daraus Hinweise auf die Ertragstreue einer Sorte ergeben.

Obwohl zunächst die Ertragsleistung bei der Sortenwahl im Vordergrund steht, ist für den Praktiker die Marktleistung letztlich das entscheidende Kriterium. Hier wird auch der Ölgehalt der Sorten mit bewertet, denn dieser führt zu einem Preisaufschlag von 1,5 Prozent je Prozent über dem Basiswert von 40 Prozent. In der Gesamtauswertung verschiebt sich damit die Sortenreihenfolge oft beträchtlich.

In den hessischen LSV differieren die Sorten in der bereinigten Marktleistung um bis zu 284 Euro/ha, und das bei ansonsten gleichem Aufwand an Düngung und Pflanzenschutz. Langjährig für ihre hohen Ölgehalte bekannte Sorten sind: Adriana (L), Avatar, Comfort, Genie, Mercedes, Midas, PR46W20, PR46W26, Raptor. Auch die erstjährig geprüften Sorten Amstrong, PT 206, Raffiness sowie der kohlhernietolerante Mentor liefern gute Ölgehalte.

Aktuell ist verstärkt Sklerotinia in den Rapsbeständen zu finden

Aktuell zeigt sich verstärkt Sklerotiniabefall in den Rapsflächen. Sowohl in der Praxis wie in den Versuchen hat der Erreger des Rapskrebses vor allem in den unbehandelten Flächen beziehungsweise Versuchsparzellen stärkere Spuren hinterlassen. Teilweise wird aus Mittel- und Südhessen von bis zu 70 Prozent Befall in unbehandelten Flächen berichtet.

Aber auch die Fungizidbehandlung während der Blüte war in diesem Jahr keine Garantie für gesunde Bestände. Witterungsbedingt lagen über einen sehr langen Zeitraum während der Blüte für den Erreger günstige Bedingungen vor, sodass oft noch im späteren Verlauf der Blüte Infektionen gesetzt werden konnten.

Leider gibt es zu der überwiegenden Zahl der Rapssorten derzeit keine sichere Einstufung zur Krankheitsanfälligkeit. Teilweise ermöglicht die allgemeine Vitalität einer Sorte trotz Krankheitsdruck gute Erträge. Ein gewisser Krankheitsdruck zum Beispiel durch Phoma im Herbst kann besser toleriert werden, wenn den Pflanzen eine zügige Wurzel- und Jugendentwicklung aufgrund guter Boden- und Standortvoraussetzungen möglich ist.

Der Aussaattermin sollte standortspezifisch nicht zu früh gewählt werden, denn Saatzeitversuche bestätigen immer wieder, dass Spätsaaten ertraglich nicht nennenswert schlechter dreschen. Sehr frühe Saaten bringen mehrere Risiken mit sich. Um das Überwachsen der Bestände zu verhindern, muss je nach Verlauf der Herbstwitterung unter Umständen mehrfach mit wachstumsregulierenden Maßnahmen eingegriffen werden.

Dazu kommt das Risiko von Krankheitsbefall mit zum Beispiel Phoma oder Kohlhernie, weil beide Erreger eine gewisse Temperatursumme im Herbst für eine erfolgreiche Infektion der Pflanzen benötigen. Auch virusübertragende Läuse und der Befall mit Rapserdfloh oder Kohlfliege können in Frühsaaten verstärkt zum Problem werden. Die Entscheidung vor Ort sollte jedoch immer zugunsten eines optimalen Saatbetts getroffen werden.

 – LW 27/2016