Jetzt die Weichen für das nächste Anbaujahr stellen

Landessortenversuche und Anbauempfehlungen Winterraps

Noch ist der Raps nicht geerntet, aber nach allen Unsicherheiten, die der späte Vegetationsstart im Frühjahr 2013 auslöste, haben sich doch weitgehend gute, teilweise sogar sehr gute Bestände entwickelt. Bleibt zu hoffen, dass die Rapsbestände ihr Ertragspotenzial nun unbeeinträchtigt bis zur Ernte ausbilden und problemlos beerntet werden können. Auch wenn es hinsichtlich der Preisentwicklung derzeit noch gewisse Unsicherheiten gibt, bleibt Raps gesucht und damit eine wirtschaftlich sehr interessante Kultur.

Zur Risikostreuung sollten bei entsprechender Rapsanbaufläche zwei bis drei Sorten angebaut werden. So lässt sich das Aussaatfenster erweitern sowie der Ernteablauf arbeitswirtschaftlich etwas entzerren.

Foto: agrafoto

Zügig müssen jetzt die Weichen für das nächste Anbaujahr gestellt werden, um auch für 2014 von guten Erlösen profitieren zu können. Dies beginnt mit der Fruchtfolgeplanung und der Flächenvorbereitung für die diesjährige Aussaat. Werden hier Fehler gemacht, kann dies die Herbstentwicklung des Rapses nachhaltig beeinträchtigen.

Auch in diesem Jahr wurde wieder deutlich wie wichtig eine gute Pflanzenentwicklung und Wurzelausbildung vor Winter ist. Denn damit wurde die Voraussetzung für einen zügigen Wiederaustrieb und schnelles Aufholen des Entwicklungsrückstands im April und Mai geschaffen.

Rapsanbauer sollten sich fragen: Welche Vorfrucht steht zur Ernte an und welche Anforderungen ergeben sich daraus auf den einzelnen Schlägen hinsichtlich der Strohverteilung und Stoppelbearbeitung zu Raps? Wie eng ist der Raps in der Fruchtfolge gestellt und lässt sich hier Entlastung schaffen? Welche Rapssorten bringen ausreichende Krankheitstoleranzen mit um in engeren Fruchtfolgen bestehen zu können?

Vorwinterentwicklung am eigenen Standort abschätzen

Auch sehr frohwüchsige Sorten brauchen einen guten Start im Herbst um die gewünschte Vorwinterentwicklung zu erreichen. Andererseits muss die Vorwinterentwicklung am eigenen Standort abgeschätzt werden, um nicht über das Ziel hinaus zu schießen. Danach richten sich dann Saatzeitpunkt und die angestrebte Pflanzenzahl.

Unter guten Bedingungen bei standortspezifisch zeitgerechter Saat sollte die Saatstärke von Hybriden bei 35 bis 45 Körnern/m2, bei Liniensorten etwas höher angesetzt werden. Im hiesigen Raum hat sich ein Saattermin zwischen dem 20. und 30. August mehrjährig als günstig erwiesen. Sehr frühe oder verspätete Saattermine sind immer riskant. Solche Kompromisse sollten sorgsam abgewägt werden, denn deren Auswirkungen lassen sich nur zum Teil durch die Sortenwahl abmildern.

Andererseits verzeiht Raps bei der Bodenbearbeitung und Herrichtung des Saatbeets keine Fehler. Daher muss immer auch die Bearbeitbarkeit des Bodens zur Saat im Vordergrund stehen – falls es zu nass ist, sollte im Zweifelsfall einige Tage abgewartet werden.

Saatbettbereitung und Schneckenbekämpfung

Die Saatbettbereitung zielt ab auf die optimale Wasser- und Sauerstoffversorgung des flach abzulegenden Rapskornes. Gute Bedeckung und Bodenstruktur unterstützen die Herbizidwirkung und schützen die keimende Saat. Die Exaktheit der Saatgutablage lässt sich durch angepasste Drillgeschwindigkeit absichern und wird honoriert durch gleichmäßig und zügig auflaufende Bestände. Gewünscht ist ein sich gleichmäßig entwickelnder Bestand mit zügig in die Tiefe vordringender Pfahlwurzel. Diese sich schnell verzweigende Hauptwurzel ist die Voraussetzung für eine gute Nährstoffversorgung und damit optimale Vorwinterentwicklung.

Der Wurzelhals sollte einen Durchmesser von 1 cm erreichen, deutlich darüber oder darunter liegende Werte kennzeichnen risikobehaftete Pflanzen mit möglicherweise verringertem Ertragspotenzial oder erhöhtem Auswinterungsrisiko.

Der Schneckenbekämpfung sollte in diesem Jahr erneut besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bedingt durch die feucht-kühle Frühsommerperiode haben sich teilweise sehr starke Populationen aufgebaut, die durchaus trockene Phasen im Sommer schadlos überdauern können. Hier ist mit hohem Druck zu rechnen!

Zulassung für wichtige Beizen wurde ausgesetzt

Aufgrund der ausgesetzten Zulassung für insektizide Beizen auf Basis der Neonicotinoide (z.B. Elado, Chinook und Cruiser OSR) ab dem Jahr 2014 ist bei der diesjährigen Aussaat darauf zu achten, dass möglichst keine Saatgut-Restmengen verbleiben, denn diese können definitiv im nächsten Herbst nicht mehr verwendet werden. Daher sollten bei der Saatgutbestellung zur diesjährigen Aussaat die benötigten Mengen möglichst genau ermittelt werden sowie über eventuelle Rückgabemöglichkeiten rechtzeitig Informationen eingeholt werden.

Hinweise zur Sortenwahl

Die Ertragsschwankungen beim Winterraps belaufen sich auf circa 25 Prozent, wobei die Jahreseffekte dabei regelmäßig die Sorteneffekte überlagern. Als wichtigstes Kriterium der Sortenwahl stellt sich daher immer wieder die Ertragssicherheit

heraus. In diesem Merkmal vereinigen sich mehrere Eigenschaften, die letztlich darüber entscheiden wie eine Hochertragssorte mit verschiedensten Witterungs- und Anbaubedingungen fertig wird.

Meist werden nur einzelne ertragssichernde Eigenschaften einer Sorte gefordert und es ist nicht vorhersehbar, welche dieser Merkmale es im kommenden Anbaujahr sein werden. Daher bietet die Wahl einer mehrjährig ertragstreuen, robusten Sorte dem Anbauer die gewünschte Risikoabsicherung.

Der Blick auf die hessischen mehrjährigen Versuchsergebnisse erlaubt eine gute Einschätzung der Ertragstreue (Tabelle1). Bei der Bewertung der Ertragsdaten sollte vor allem den Relativerträgen der Sorten, gemessen am Versuchsdurchschnitt, und deren Rangfolge Beachtung geschenkt werden.

Außerdem beeinflusst die Qualität des Erntegutes, und hier insbesondere der Ölgehalt, den Preis. Bei Gehalten über 40 Prozent Öl auf Basis von 91 Prozent Trockenmasse werden Preisaufschläge (Faktor 1,5) gezahlt. Daraus folgt, dass eine Sorte mit nur durchschnittlichem Ertrag aber hohen Ölgehalten eine überdurchschnittliche Marktleistung bringen kann. Die bereinigte Marktleistung unter Einbeziehung der Ölgehalte und der Saatgutkosten, Erntejahr 2012, ist in Tabelle 2 dargestellt.

Gabriele Käufler, Fachreferentin Markt­fruchtbau, LLH Eichhof – LW 28/2013