Die Züchtung angepasster Sorten gewinnt an Bedeutung

Ergebnisse der Landessortenversuche Silomais 2016

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist die Anbaufläche von Silomais im Vergleich zum Vorjahr um etwa 2 Prozent leicht angestiegen. Im bundesweiten Durchschnitt wurde gleichzeitig eine leichte Ertragssteigerung von etwa 4 Prozent erreicht. Das deckt sich mit den Versuchsergebnissen in Hessen, die im Folgenden von Dr. Richard Neff und Christian Weider, LLH, Eichhof, Bad Hersfeld, vorgestellt werden.

Auf gut mit Wasser versorgten Standorten, wie hier auf dem Eichhof, waren in diesem Jahr auch Spitzenerträge möglich.

Foto: Dr. Neff

Die Ernteergebnisse waren geprägt durch starke regionale Schwankung, verursacht durch eine sehr heterogene Niederschlagsverteilung. Im Hinblick auf den sich abzeichnenden Klimawandel gewinnt die Züchtung angepasster Sorten an Bedeutung. Witterungsextreme, wie in den zwei zurückliegenden Versuchsjahren, sind für Sortenprüfungen wertvoll, um die Potenziale neuer Sorten unter solchen Bedingungen zu erkennen. Wie schon in den zurückliegenden Jahren repräsentieren sechs Standorte die Silomaisanbaugebiete in Hessen. Dies sind Korbach/Basdorf im Anbaugebiet 6 „Ãœbergangslagen West“, Fritzlar/Oberaula und Friedberg/Nieder-Weisel im Anbaugebiet 7 „Hessische Ackerbaugebiete“, Groß-Umstadt/Richen und Groß-Gerau im Anbaugebiet 9 „Rheinebene und Nebentäler“ sowie Bad Hersfeld/Eichhof im Anbaugebiet 18 „Ãœbergangslagen Ost“.

Sechs Standorte in allen Silomaisanbaugebieten Hessens

Im einzelnen lassen sich die Standorte folgendermaßen charakterisieren: Ãœbergangslagen: Friedberg/Nieder-Weisel: Höhenlage 200 m ü. NN; Jahresmitteltemperatur (JM) 9,3°C, Niederschlagsmenge 630 mm, Lehmboden, AZ 70; Bad Hersfeld/Eichhof: 200 m ü. NN, Temperatur (JM) 8,7°C, Niederschlagsmenge 617 mm, schluffiger Lehm, AZ 50; Fritzlar/Oberaula: 360 m ü. NN, 700 mm Niederschlag, Temperatur (JM) 7,6°C, lehmiger Sand, AZ 44; Korbach/Basdorf: 320 m ü. NN, Jahresmitteltemperatur 6,9°C,690 mm Niederschlag, sandiger Lehm, AZ 50.Gunstlage: Groß-Umstadt/Richen: Höhenlage 170 m ü.NN, Temperatur (JM) 9,8°C, 663 mm Niederschlag, sandiger Lehm, AZ 65; Groß-Gerau: Höhenlage 90 m ü. NN, Temp. (JM) 9,8°C, 608 mm Niederschlag, Sand, AZ 22.Im Prüfjahr 2016 wurden die rheinlandpfälzischen Standorte Wiersdorf und Kyllburgweiler, sowie der baden-württembergische Standort Ladenburg in die Auswertung mit einbezogen:Wiersdorf: Anbaugebiet 8, „Mittellagen Südwest“, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Höhenlage 310 m ü. NN, 770 mm Niederschlag, Temperatur (JM) 8,2 °C, schluffiger Lehm, AZ 41; Kyllburgweiler: Anbaugebiet 8, Eifelkreis Bitburg-Prüm, Höhenlage 523 m ü. NN, 883 mm Niederschlag, Temperatur (JM) 8,5 °C, schluffiger Lehm, AZ 55; Ladenburg: Anbaugebiet 9, Rhein-Neckar-Kreis, Höhenlage 100 m ü. NN, 654 mm Niederschlag, Temperatur (JM) 10,1°C, toniger Lehm, AZ 84.

Aussaat- und Wachstumsbedingungen

Ab Mitte April gab es vielerorts gute Bedingungen für die Maisaussaat. Sie erfolgte am 20. April in Nieder-Weisel und anschließend am 21. April in Richen. Da die Wetterdienste am 21. eine nass-kalte Wetterperiode mit örtlichen Nachtfrösten gemeldet hatten, wurde die Aussaat der restlichen Standorte verschoben. Sie wurde dann am 2. Mai am Eichhof und in Groß-Gerau sowie am 4. Mai in Basdorf und Oberaula nachgeholt. Die Niederschlagsmengen in den Monaten Mai und Juni fielen deutlich überdurchschnittlich aus. Dadurch entwickelten sich sehr gute Maisbestände, die allerdings durch das Überangebot von Wasser, nahe der Bodenoberfläche, eine verhältnismäßig schwache Wurzelausbildung aufwiesen. Dies begünstigte später eine sehr schnelle Abreife an Standorten mit mangelhafter Wassernachlieferung aus dem Unterboden. Die Versuchsstandorte Richen, Nieder-Weisel und Groß-Gerau wurden nacheinander am 7., 8. und 9.September beerntet. In Oberaula erfolgt die Ernte am 16., in Basdorf am 27. September 2016. Zuletzt wurde der Versuch am Eichhof am 28. September gehäckselt. Hier gab es auf einem Auenstandort mit sehr guter Wassernachlieferung in diesem Jahr Spitzenerträge von über 25 t TM je Hektar.

Bonituren verschiedener Sorteneigenschaften

Bestockung kann auch genetisch bedingt sein. Einzelne Sorten wiesen bis zu 20 Prozent Pflanzen mit Nebentrieben auf.

Foto: Dr. Neff

Sortenunterschiede in der Kälteempfindlichkeit traten 2016 auf den hessischen Versuchsstandorten nicht auf. Nur auf dem Eichhof in Bad Hersfeld war überhaupt eine geringe Reaktion auf niedrige Temperatur während der Jugendentwicklung festzustellen. Mit Boniturwerten von 2,8 bis 3,8 auf der 9-teiligen Skala waren die Effekte aber auch dort nur schwach und nicht signifikant. Auftretende Bestockung kann sortenbedingt sein, wird aber auch durch eine gute Nährstoffversorgung oder witterungsbedingten Stress (Kälte/Frost) beeinflusst. Im aktuellen Versuchsjahr spielte sie eine geringe Rolle und wurde nur im mittelfrühen Sortiment auf dem Eichhof und im mittelspäten Sortiment in Richen bonitiert. Stärkste Reaktion zeigten die mittelfrühen Sorten Prosper (4,5 Prozent) und SY Welas (3,5 Prozent), sowie die mittelspäten Sorten DS 1439 B (20,0 Prozent), ES Yeti (12,3 Prozent), P 8821 (9,3 Prozent), P 8613 (7,5 Prozent), SY Altitude (6,5 Prozent) und Corioli CS (6,3 Prozent). Maisbeulenbrand bevorzugt warmes, mäßig trockenes Klima. Der Befall 2016 war sehr gering, zeigte aber einen deutlichen Nord-Süd-Gradienten. Im frühen Sortiment in Oberaula trat er gar nicht auf und in Basorf im Mittel an 0,2 Prozent der Pflanzen. Im mittelfrühen Sortiment waren auf dem Eichhof 1,9 Prozent aller Pflanzen befallen. Höchstwerte erreichten Farmicus (6,3 Prozent), Agro Polis (6,0 Prozent) und ES Metronom (4,3 Prozent). Mit 1,7 Prozent aller Pflanzen war der Befallsgrad in Friedberg ähnlich niedrig. Stärkste Symptome zeigten hier Farmicus (7,5 Prozent), ES Metronom (3,8 Prozent), Petroschka (3,5 Prozent), Grosso (3,3 Prozent) und SY Kardona (3,3 Prozent). Farmicus und SY Kardona erwiesen sich bereits 2015 als anfällig. Mit durchschnittlich 2,3 Prozent der Pflanzen aller Sorten war auf dem Standort Friedberg auch das mittelspäten Sortiment nur wenig infiziert. Stärkste Symptome zeigten Walterinio KWS (9,3 Prozent), Rudolfinio KWS (5,5 Prozent), DS 1439 B (4,3 Prozent), P 9027 (4,3 Prozent) und ES Yeti (4,0 Prozent). Die erstgenannten erwiesen sich auch in Richen als anfällig. Bei einem Gesamtmittelwert von 5,9 Prozent befallener Pflanzen waren dort DS 1439 B (26,5 Prozent), Rudolfinio KWS (18,8 Prozent) und Walterinio KWS (14,5 Prozent) am stärksten befallen.

Der Maiszünsler ist in ganz Hessen vertreten, wenn auch auf den nordhessischen Standorten schwächer als in den übrigen Landesteilen. Bekämpfungen mit Trichogramma-Schlupfwespen erfolgten auf dem Eichhof am 13. und am 27. Juli in Nieder-Weisel am 30. Juni, am 12. und am 27. Juli. In Richen erfolgte die biologische Bekämpfung am 30. Juni und am 14. Juli, und in Groß-Gerau kam das Insektizid Coragen zum Einsatz. Dennoch war der Zünslerbefall 2016 vor allem in Südhessen deutlich höher als im Vorjahr. In Basdorf waren insgesamt 2,6 Prozent, in Oberaula 4,3 Prozent der Pflanzen befallen. Nach Zünslerbekämpfung im mittelfrühen Sortiment lagen die Befallszahlen auf dem Eichhof mit durchschnittlich 0,3 Prozent entsprechend niedrig, in Nieder-Weisel, trotz dreifacher Bekämpfung, mit durchschnittlich 5,9 Prozent im mittelfrühen und 5,3 Prozent im mittelspäten Sortiment, jedoch noch vergleichsweise hoch. Mit 2,9 Prozent Zünslerpflanzen war die Bekämpfung Richen erfolgreich. Die Blattfleckenkrankheit mit ihren typischen länglichen bis ovalen Blattflecken und dem Potenzial für große Schäden wurde 2016 nur am Standort Oberaula festgestellt. Unter den dort geprüften frühen Sorten waren Cathy (4,5), Keops (4,0), DS 1398 A/Sumatra (3,8), Smoothi CS (3,8) und KWS Stabil (3,5) am stärksten betroffen. Wie im Vorjahr trat Stängelfäule nur am Eichhof und in Nieder-Weisel auf. Im mittelfrühen Sortiment auf dem Eichhof waren durchschnittlich 5 Prozent der Pflanzen befallen. Am stärksten betroffen waren Kartagos (22,5 Prozent), Farmicus (15,0 Prozent), SY Welas (13,8 Prozent), Amaroc (12,5 Prozent) und Prosper (11,3 Prozent). Keine Symptome zeigten dagegen Benedictio KWS, Charleen, ES Metronom, Figaro, Grosso, P 8201 und Torres. Andererseits waren, außer Figaro und Benedictio KWS, alle in Nieder-Weisel geprüften Sorten befallen. Die niedrigsten Boniturwerte hatten Petroschka (1,3 Prozent), Farmfire (2,5 Prozent), Farmerino (2,5 Prozent), ES Metronom (3,8 Prozent), Perley (3,8 Prozent), SY Welas (5,0 Prozent) und LG 30252 (5,0 Prozent), höchste Infektionsraten wiesen Frederico KWS (36,3 Prozent), Kalideas (31,3 Prozent), Kartagos (25,0 Prozent), Agro Polis (25,0 Prozent), Amaroc (23,8 Prozent) und Corfinio KWS (22,5 Prozent) auf. Wie bereits 2015 spielten lagernde Pflanzen auch im aktuellen Versuchsjahr praktisch keine Rolle.

 – LW 51/2016