Anbau von Soja erheblich ausgedehnt

Landessortenversuche Sojabohnen und Sortenempfehlungen

In Hessen wurde der Sojaanbau im letzten Jahr um rund 1100 ha ausgeweitet. In der Summe kamen 2020 knapp 2000 ha zum Anbau, denn es stehen inzwischen einige im Versuchswesen getestete Sorten zur Verfügung, die sich auch unter hiesigen Anbaubedingungen bewährt haben. Insgesamt bewegt sich der Sojaanbau in Hessen damit zwar noch auf vergleichsweise geringem Niveau, bei weiterem Zugang von sicher abreifenden und ertragsstarken Sorten ist jedoch mit einer weiteren Anbauausdehnung zu rechnen.

In der Jugendentwicklung können Kälteeinbrüche bei den Jungpflanzen zu erheblichen Entwicklungsverzögerungen führen.

Foto: Käufler

Gegenüber den heimischen Leguminosen hat die Sojabohne sowohl aufgrund ihres hohen Eiweißgehalts als auch wegen der Eiweißzusammensetzung Vorzüge. In den hessischen Landessortenversuchen (LSV) wurde im Mittel der Prüfjahre ein Rohproteingehalt von durchschnittlich 34,8 Prozent sowie ein Rohproteinertrag von 12,4 dt/ha erreicht. Damit liegt die geerntete Eiweißmenge je Hektar zwar etwa auf dem Niveau von Erbse und Ackerbohne, aber sie zeichnet sich durch eine höhere Proteinqualität aus. Unter günstigen Anbaubedingungen sind Rohproteingehalte bis 40 Prozent möglich.

Wegen des höheren Wärmebedarfs kommt der Sojaanbau jedoch nur für Gunstlagen in Betracht. Daher sind insbesondere Standorte in Süd- und Mittelhessen zu bevorzugen. Bei entsprechender Sortenwahl kann jedoch auch in milderen Lagen weiter nördlich erfolgreich Soja erzeugt werden. Die Rohware muss vor einer Verfütterung thermisch behandelt werden muss, um die Verdaulichkeit zu verbessern und unerwünschte Inhaltsstoffe zu entfernen.

Anlage der Landessortenversuche

Um die Anbauwürdigkeit der Sorten für Hessen überprüfen zu können, werden drei Soja-LSV betreut: In Südhessen bei Griesheim, in Mittelhessen bei Friedberg sowie am Landwirtschaftszentrum Eichhof (Bad Hersfeld). Die Prüfung der Sorten aus der Reifegruppe 00 (früh) findet nur in Griesheim und Niederweisel statt, während die Testung der sehr frühen Sorten (Reifegruppe 000) an allen drei Standorten durchgeführt wird.

Zum Teil handelt es sich bei den Prüfkandidaten um EU-Sorten, von denen oft nur unvollständige oder gar keine Sortenbeschreibungen für Deutschland vorliegen. Bei diesen Sorten ist daher nicht bekannt, wie sie auf hiesige klimatische Bedingungen reagieren und ob die angegebene Reifegruppe das Abreifeverhalten auch tatsächlich zutreffend beschreibt. Teilweise wurden in den LSV bezüglich der Abreife erhebliche Abweichungen von den für die Sorte attestieren Daten beobachtet. Als grobe Orientierung gilt, dass sich 000-Sorten für Regionen eignen, in denen mittelfrühe Körnermaissorten (K 230- 250) noch sicher ausreifen. Die 00-Sorten passen auf Standorte, die auch für den Anbau von mittelspätem Körnermais (K260-K300) geeignet sind.

Die Aussaat der Versuche erfolgte 2020 in Griesheim bereits am 9. April und damit so früh wie noch nie, in Bad Hersfeld am 15. April und in Niederweisel am 17. April, weil die Böden nach einer längeren sonnigen Periode gut abgetrocknet und ausreichend erwärmt waren. Trotz der Trockenheit und bei eher kühleren Temperaturen im Mai zeigten die Pflanzen eine gute Jugendentwicklung. In Südhessen musste mehrfach beregnet werden.

Der September war warm und trocken und bot somit optimale Bedingungen. Die Abreife verlief sortenspezifisch. Geerntet wurden wegen fehlender Niederschläge gut abgereifte Bestände, in Griesheim bereits am 9. und in Niederweisel am 15. September. Auch am Eichhof konnten in der letzten Septemberdekade gedroschen werden.

Wieder etwas höhere Erträge in den LSV

In Hessen wurde trockenheitsbedingt 2020 ein um 6 dt/ha geringerer Ertrag als im Vorjahr ermittelt. Anders in den LSV: Die Erträge lagen für das sehr frühe Sortiment (000) diesjährig mit im Schnitt 35,3 dt/ha, nach zwei schwächeren trockenen Jahren, wieder auf besserem Niveau. Die höchsten Erträge wurden in Niederweisel mit 41,2 dt/ha im Versuchsdurchschnitt erreicht, Griesheim fiel mit 31,2 dt/ha trotz Beregnung deutlich ab.

2018 und 2019 konnten im Mittel der drei Standorte nur 29,8 beziehungsweise 31 dt/ha erreicht werden, nachdem 2017 noch durchschnittlich 40,3 dt/ha geerntet worden waren. Hier zeigt sich, dass auch die wärmeliebende Kultur Soja zur Ausschöpfung ihres Ertragspotenzials ausreichend Wasser benötigt.

Gabriele Käufler, LLH, Landwirtschafts- zentrum Eichhof – LW 5/2021