Bäuerinnen im Dialog mit der Landwirtschaftsministerin
Priska Hinz auf Geflügelhof Thomas in Unterweisenborn
Zum zweiten Mal traf sich Landwirtschaftsministerin Priska Hinz auf Einladung des Landfrauenverbandes Hessen (LFV) zu einem Gespräch mit hessischen Bäuerinnen. Der Dialog fand vergangenen Freitag auf dem Geflügelhof Thomas in Schenklengsfeld-Unterweisenborn, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, statt.

Foto: Lehmkühler
Die Bäuerinnen beklagten, dass ihnen aufgrund von EU-Vorgaben und sonstigen Richtlinien sowie viel Bürokratie Steine in den Weg gelegt würden. Verärgert seien sie, dass man sich als landwirtschaftlicher Produzent immer rechtfertigen müsse. „Hähnchen gleich Antibiotika, wird uns beispielsweise vorgeworfen. Wir dokumentieren Arzneimittelanwendungen, selbst wenn wir nur 20 Masthähnchen halten. Es mag ja sinnvoll sein, Datenbanken zu führen. Aber dann sollte man in der Presse auch veröffentlichen, wenn alles gut funktioniert“, forderten die Bäuerinnen. Priska Hinz erwiderte: „Es gibt leider Betriebe, die nicht gut arbeiten. Daher brauchen wir diese Kontrollen.“
Einige Bäuerinnen stellten ihre betriebliche Situation vor. „Die gesetzlich vorgeschriebene Umstellung auf Gruppenhaltung von Sauen hätte einen höheren Platzbedarf bedeutet. Einen neuen Stall zu bauen, war aufgrund der Vorgaben und der Emissionslage nicht möglich. Auch wenn wir das nicht wollten, mussten wir auf Schweinemast umstellen. Das sind Einschnitte, die sehr hart sind.“
Die Ernte sei in Hessen sehr zweigeteilt, berichtete eine andere Bäuerin. „Bei uns steht aufgrund der Witterung noch viel Weizen draußen. Das ist schlimm für uns.“ Die Politik sei gefordert, insbesondere kleinere und mittlere Betriebe mehr zu unterstützen.
Verbraucher wollen regionale Lebensmittel

Foto: Lehmkühler
Einige Betriebe würden Verbraucherbildung beispielsweise über Bauernhof als Klassenzimmer anbieten und schon Kindern zeigen, woher die Lebensmittel kommen. „Hier erwarten wir eine passende Aufwandsentschädigung für die Leistung der Betriebe!“, forderten die Landwirtinnen.
Die grundsätzliche Aufforderung, ehrenamtliches Engagement mit AufwandsentschäÂdigungen zu unterstützen, lehnte die Ministerin ab. „Wir können nicht jedes Ehrenamt bezahlen“, sagte sie.
In Bezug auf langsame InternetÂanschlüsse in der Region bemerkte Hinz: „Das Thema ist im neuen Entwicklungsplan für den ländlichen Raum aufgenommen. Ich hoffe, dass die Anschlüsse bald schneller funktionieren.“
Denkmalschutz, Ausweisung von Neubaugebieten und leere Dörfer waren weitere Themen. Der Denkmalschutz müsse zurücktreten, wenn heruntergekommene Gebäude das Dorf verschandeln würden. „Ein Abriss sollte in solchen Fällen genehmigt werden“, waren sich die Bäuerinnen einig. Dass aufgrund des demografischen Wandels ganze Dorfmitten leer stehen und gleichzeitig Neubaugebiete ausgewiesen würden, falle in die Zuständigkeit der kommunalen Selbstverwaltungen, hielt sich die Ministerin heraus.
Zum Thema Veränderungen bei der Alterssicherung lud die Ministerin die Bäuerinnen ein, ihr Vorschläge zu unterbreiten, wie man diesbezüglich gute Lösungen für die Zukunft finden könne. LFV-Präsidentin Hildegard Schuster begrüßte diese Aufforderung und sagte: „Das greifen wir gerne auf und werden Vorschläge erarbeiten!“
SL – LW 36/2014