Baumbeurteilung – immer wichtiger im Klimawandel
Spannende Themen bei Jahrestagung in Münchweiler
Bereits zum 27. Mal trafen sich die von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz öffentlich bestellten und vereidigten (öbv) Sachverständigen zu ihrer traditionellen Jahrestagung in der Klostermühle in Münchweiler an der Alsenz. Ökonomierat Michael Horper, Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, konnte über 60 Personen begrüßen. Neben Sachverständigen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland nahmen an der Veranstaltung auch eine Reihe von Interessenten für die Gutachtertätigkeit teil.

Foto: LWK RLP/Jan Hendrik Müller
Die richtige Sprache für Gutachten wählen
Diese Themen waren an alle Tagungsteilnehmer gerichtet und hatten zum Ziel, die Sachverständigen dafür zu sensibilisieren, sich in den Gutachten klar an dem jeweiligen Auftrag zu orientieren, eine eindeutige und klare Sprache zu verwenden und umständliche oder gar missverständliche Formulierungen möglichst zu vermeiden. Anhand zahlreicher Beispiele versuchte sie, die Fallen aufzuzeigen, in die man als Sachverständiger tappen kann, wenn man sich dieser Problematik zu wenig bewusst ist und hierauf zu wenig oder gar nicht achtet. Darüber hinaus zeigte sie anhand von Beispielen, dass bestimmte Begriffe in der „Rechtssprache“ eine andere Bedeutung haben als im umgangssprachlichen Gebrauch.
Nach dem Mittagessen ging es auf der Klostermühle in das schon traditionell spartenbezogene, fachspezifische Nachmittagsprogramm. In den drei Sparten Landwirtschaft-Weinbau, Gartenbau sowie Forsten hatte die Landwirtschaftskammer eine Reihe von hochkarätigen Fachexperten aus ganz Deutschland als Referenten gewinnen können.
Im Bereich Landwirtschaft/Weinbau referierten Klaus Etzkorn und Holger Arnspurg vom Landesamt für Steuern über „Wertermittlungsfragen in den Bereichen Landwirtschaft und Weinbau aus der Sicht der rheinland-pfälzischen Finanzverwaltung“. Hierzu hatte man einen sehr praxisnahen Weg gewählt, in dem man von Seiten der Kammer die Sachverständigen im Vorfeld gebeten hatte, relevante Themen- und Problemfelder aus ihrer täglichen Arbeit zu benennen und entsprechende Fragen einzureichen. Anhand dieser Fragen legten die beiden Referenten der Finanzverwaltung ihre jeweilige Herangehensweise und Methodik bezüglich der Bewertung dar. Ergänzt um zahlreiche Fragen der sehr interessierten Teilnehmer und deren Beantwortung kam man in dieser Arbeitsgruppe zu aufschlussreichen und interessanten fachlichen Erkenntnissen.
Für die Sparte Gartenbau hatte die Landwirtschaftskammer zwei Fachreferenten mit recht unterschiedlichen Themen gewinnen können. Zunächst befasste sich Detlef Stollenwerk, Kommunalpraktiker und Autor mehrerer Fachbücher, mit den Fragen rund um das „Nachbarrecht im Garten- und Landschaftsbau“. Mit dieser Thematik, die immer wieder neu geartete Konflikte und Streitigkeiten mit sich bringt, befasst sich der Referent seit mehr als 30 Jahren. Infolgedessen verfügt er über eine außerordentlich große Erfahrung auf diesem Gebiet.
Nach der Kaffeepause komplettierte der Forstwissenschaftler und Waldökologe Dr. Martin Leberecht, der in Rüdesheim (Rhein) ein Sachverständigenbüro für Baumbiologie betreibt und Lehrbeauftragter an der Hochschule Geisenheim ist, das gartenbauliche Nachmittagsprogramm. In seinem Vortrag stellte er „Baummonitoring mit Sensorboxen“ vor. Mit diesen neuartigen Methoden lassen sich unterschiedliche Ziele im Hinblick auf die Baumüberwachung realisieren, vor allem deren Vitalität und Gesundheit feststellen. Mit entsprechend ausgewählten Sensoren lassen sich wichtige Informationen bezüglich des Zustandes, eventueller Mängel, Stressfaktoren und Bedürfnisse von Bäumen ermitteln. Diese Methode wird sicherlich sowohl im städtischen als auch im forstwirtschaftlichen Baum-Management in Zukunft an Bedeutung gewinnen.
In der Sparte Forsten ging es in beiden Vorträgen um Bewertungsfragen von Forstbeständen. Im ersten Referat befasste sich Dr. Detlev Koepke von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Sparte Bundesforsten, mit der „Berücksichtigung des Borkenkäferrisikos bei der Bewertung von Fichtenbeständen“. Seine interessanten Ausführungen wurden als eine Praktikerlösung bezeichnet, also als ein Weg, mit dem man in der Praxis mit dieser Problematik sachgerecht zu Lösungen kommen sollte.
Nach der Kaffeepause erläuterte Christine Hesse, Referentin für Waldbewertung bei Landesforsten Rheinland-Pfalz, die „Richtlinien für die Waldbewertung der Landesforsten RLP“. In diesem für die Forstwirtschaft sehr wichtigen Bereich legte sie detailliert die Herleitung der Basisdaten dar, was eine wertvolle und interessante Information für die forstwirtschaftlichen Sachverständigen darstellt.
Mit den Themen nah an der Praxis
Alle Teilnehmer sprachen im Anschluss von einer insgesamt wieder einmal gelungenen Fachtagung, was sich auch bei der Auswertung der ausgelegten Bewertungsbögen zeigte. Dass die Kammer mit den Referenten auch dieses Jahr wieder richtig gelegen hatte, zeigte sich auch während der Veranstaltung. Nicht nur anhand der regen Diskussionen bei den einzelnen Vorträgen, sondern gleichermaßen in den Pausen und nach Tagungsende; wurde intensiv miteinander gefachsimpelt und auch mit den Referenten diskutiert.
Derzeit sind 70 Sachverständige unterschiedlicher Sachgebiete durch die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz in den Bereichen Landwirtschaft, Weinbau, Gartenbau, Forsten, Fischerei und Umweltschutz öffentlich bestellt und vereidigt. Sie verfassen in meist strittigen Angelegenheiten Gutachten für Gerichte, Behörden, Versicherungen, aber auch Privatpersonen. Durch diese objektiven, fachlichen Sachverhaltsdarstellungen tragen sie oft zur Klärung von Angelegenheiten bei. Damit leisten sie einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag.
Bei Interesse an der Sachverständigentätigkeit besteht die Möglichkeit zur unverbindlichen Teilnahme an den Veranstaltungen, aber auch für persönliche Informationsgespräche. Weitere Infos zur öffentlichen Bestellung sowie eine Liste der Sachverständigen unter 0671/793-627 melden.
lwk rlp – LW 16/2024