Vitalität der Wälder schwindet und damit die CO²-Senke
Waldzustandsberichte in Hessen und Rheinland-Pfalz
Anfang Dezember wurde der Waldzustandsbericht in Rheinland-Pfalz vorgestellt, in Hessen war dies bereits Anfang November geschehen. In beiden Ländern hat sich der Kronenzustand der Waldbäume, das Hauptkriterium für den Waldzustand, weiter verschlechtert. Das Jahr 2023 führte zu den schlechtesten Werten seit Aufzeichnen des Waldzustandes im Jahr 1984.

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Priska Hinz vom Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Wiesbaden bemerkte: „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass sich die erhebliche Schädigung der hessischen Wälder, die im Zeitraum von 2019 bis 2023 eingetreten ist, fortsetzt. 2023 ist die mittlere Kronenverlichtung aller Baumarten und Altersstufen nochmals um einen Prozentpunkt auf 29 Prozent angestiegen, dem höchsten Wert seit Beginn der Erhebungen in 1984. Auch der Anteil starker Schäden bleibt über alle Baumarten hinweg sehr hoch. Das Anpassungsvermögen der Bäume an wechselnde Bedingungen und die Stabilität des Waldes sind damit deutlich eingeschränkt.“
Beide Ministerien verdeutlichen, dass nun in der Wiederbewaldung eine große Herausforderung bevorsteht, die bereits angegangen wurde.
Derweil warnen Forscher der Universität Freiburg, dass der Wald wegen der Dürreschäden weniger Kohlendioxid binden könne als nötig. Die Rolle der Wälder im Klimaschutz wird „zu optimistisch eingeschätzt“. Werde die Nutzung fossiler Brennstoffe nicht schnell und massiv reduziert, „wäre es naiv zu glauben, dass Wälder durch die Speicherung von atmosphärischem Kohlendioxid als Kohlenstoff im Ökosystem negative Emissionen in einer Größenordnung bewirken können, die einen Anstieg der globalen Temperatur auf 1,5° C oder 2° C begrenzen würden“, so Prof. Jürgen Bauhus, Prof. Marc Hanewinkel und Prof. Friederike Lang von der Universität Freiburg.
Die Forsten als Klimaschützer sollten durch einen gezielten Umbau gefördert werden. Die Wissenschaftler plädieren für eine möglichst schnelle Anpassung der Wälder an die neuen Klimabedingungen. Dazu müsse die natürliche Entwicklung der Bestände mit aktivem Forstmanagement kombiniert werden.
Ökosystemleistungen der Wälder honorieren
Das umfasse auch Versuche mit alternativen Baumarten sowie eine Verjüngung und Diversifizierung des Waldes. Um die Akzeptanz der Bevölkerung für die nötigen Maßnahmen zu erhalten, müsse darüber aufgeklärt werden, dass der Wald notwendigerweise seine Gestalt verändern werde. Außerdem halten die Wissenschaftler eine bessere internationale Abstimmung der Waldschutzmaßnahmen für nötig, um eine Verlagerung von Waldschäden ins Ausland zu vermeiden. Inkohärente Ziele von Abkommen zum Wald- und Artenschutz seien zu vermeiden. Schließlich müssten die Ökosystemleistungen der Wälder honoriert werden.
zep/age – LW 51-52/2023