Behandlung zu empfindlicher Entwicklungsphase

Raps-Beizschutz 2016 weiterhin ohne Insektizid

Am 1. Dezember 2013 wurde ein zunächst zweijähriges Anwendungsverbot für insektizide Wirkstoffe aus der Gruppe der bienengefährlichen Neonicotinoide (Clothianidin, Imidacloprid, Thiamethoxam) zur Saatgut-Behandlung von Winterraps ausgesprochen. Auch zur Rapsaussaat 2016 werden keine Saatgutbehandlungs-Mittel gegen Erdfloh-Arten und Kohlfliegen-Larven zur Verfügung stehen.

Auch die aktuelle Winterraps-Aussaat muss ohne Insektizid-Beize auskommen.

Foto: landpixel

Ein Monitoring, das Anfang Dezember der letzten beiden Jahre in verschiedenen Anbauregionen von Rheinland-Pfalz erfolgte, wurde ein relativ später Zuflug des Rapserdflohs in die Bestände registriert. Als kritischer Schwellenwert gilt zu diesem Termin eine Anzahl von 40 bis 60 Prozent befallener Pflanzen beziehungsweise drei bis fünf Rapserdfloh-Larven pro Einzelpflanze.

Einfache Behandlung oft ausreichend

Häufig war bereits eine einfache Insektizidbehandlung ausreichend, um den Befall bis unter die genannten Schwellenwerte abzusenken, während Doppelbehandlungen meist keine höheren Wirkungsgrade erzielten. Wegen der geringen Zielfläche ist eine Insektizid-Behandlung im Keim- und Laubblatt-Stadium sorgfältig abzuwägen, sofern mehr als 10 Prozent der Blattfläche durch Lochfraß betroffen sind. Vor allem ungünstige Auflaufbedingungen, fraßbedingte Wuchshemmungen oder Keimlingsverluste sprechen für eine Behandlung während dieser empfindlichen Entwicklungsphase. Soweit im Keimblattstadium noch kein unmittelbarer Handlungsbedarf gegen Rapserdfloh bestand, gilt nach bisherigen Erfahrungen als optimaler Behandlungstermin der Zeitraum nach Abschluss des Zuflugs der adulten Käfer bis zum beginnenden Larvenschlupf.

Insektizid-Einsätze treffsicher terminieren

Bei normalem Witterungsverlauf besteht für diese Behandlung ein recht breites Zeitfenster bis etwa Mitte Oktober, bei milder Witterung sogar darüber hinaus. In typischen Befallsregionen dürfte damit auch der Zuflug des Schwarzen Kohltriebrüsslers gut zu erfassen sein. Entsprechende Warndienst-Hinweise sind dabei zu beachten. Regelmäßige Bestands- und Gelbschalen-Kontrollen sind dennoch unverzichtbar, um Insektizid-Behandlungen treffsicher zu terminieren und damit auch Pyrethroid-Resistenzen nicht unnötig zu forcieren. Der Befall durch die Kleine Kohlfliege war in den zwei vergangenen Herbstperioden innerhalb des Beobachtungsgebietes kaum von Bedeutung.

Rapserdfloh fördert Pilze und senkt die Winterhärte

Der 3 bis 5 mm große Rapserdfloh erscheint ab Anfang September in den auflaufenden Rapsbeständen. Das Schadbild des adulten (erwachsenen)Käfers zeigt sich in einem typischen Loch- und Fensterfraß an den Keim- und Laubblättern. Spätestens zwei Wochen nach der Besiedelung beginnen die weiblichen Tiere mit der Eiablage in etwa 1 bis 2 cm Bodentiefe unmittelbar neben den Rapspflanzen. Die Junglarven sind durch ihre dunkelbraune Kopfkapsel und Analplatte sowie drei Beinpaare deutlich von den Larven des Schwarzen Kohltriebrüsslers unterscheidbar. Sie dringen in die Blattstiele der unteren Blätter ein und verursachen dort Bohr- und Minierfraß. Bei milder Winterwitterung können die bis zu 7 mm langen Larven auch den Vegetationskegel schädigen. Die Fraßstellen der Käfer und Larven sind oft auch Eintrittspforten für pilzliche Schaderreger. Darüber hinaus wird die Winterhärte und Regenerationsfähigkeit der Rapspflanzen beeinträchtigt.

Der Schwarze Kohltriebrüssler kann Totalschäden verursachen

Ab Mitte September erfolgt der Zuflug des bis zu 3,5 mm großen schwarz gefärbten Rüsselkäfers (Ceutorhynchos picitarsis). Nach dem Reifungsfraß setzt nach zirka vier Wochen die Eiablage an der Basis der Blattstiele ein, die bis Ende März andauern kann. Die 4 bis 5 mm langen weißen, beinlosen Larven mit hellgelber Kopfkapsel dringen bis zum Vegetationskegel der Jungpflanzen vor, den sie bis zum Frühjahr besiedeln. Mit dem Larvenfraß werden die Blatt- und Blütenanlagen des Haupttriebes so geschädigt, dass dieser kein Längenwachstum vollziehen kann. Sofern die befallenen Pflanzen durch Frostereignisse nicht vorzeitig ausgefallen sind, kümmern diese im Frühjahr und bilden nur noch schwache Seitentriebe aus, die nach einer verzögerten und schwachen Blüte ungleichmäßig abreifen. Ein Starkbefall kann auch einen Totalschaden des Bestands verursachen.

Rötlich blaue Blattverfärbungen durch die Kleine Kohlfliege

Im September erscheint die dritte Generation der Kleinen Kohlfliege (Delia radicum) , die ihre Eier an den Wurzelhals der Jungpflanzen platziert. Die innerhalb einer Woche schlüpfenden, später bis zu 8 mm großen Maden befallen die Seiten- und Hauptwurzeln. Der Befall ist erkennbar an den typischen Fraßgängen der Pfahlwurzel, in denen sich Gewebewucherungen oder auch Fäulnisherde entwickeln können. Optisch reagieren die befallenen Pflanzen mit rötlich- blauen Blattverfärbungen, Kümmerwuchs und auch Welkeerscheinungen. Ein merklicher Befall durch die Larve der Kleinen Kohlfliege erhöht auch die Infektionsgefahr durch die Verticillium-Rapswelke.

Rapssaatgut weiterhin mit Fungiziden gebeizt

Nach Informationen der Züchterhäuser wird das Rapssaatgut zur Aussaat 2016 standardmäßig mit einer Kombination der fungiziden Wirkstoffe Thiram (TMTD) und Dimethomorph (DMM) ausgestattet sein. Die als unkritisch geltende Inkrustierung des Raps-Saatgutes mit TMTD kann dem Befall mit zahlreichen samen- (Alternaria, Phoma) und bodenbürtigen Schadpilzen (Aphanomyces spp., Pythium spp., Rhizoctonia) bis zum Vier-Blatt-Stadium vorbeugen. Die zusätzliche DMM-Beizung wirkt dem Befall durch den Falschen Mehltau entgegen und ist vor allem bei Spätsaaten sinnvoll.

Dr. Stefan Weimar, DLR Rheinhessen- Nahe-Hunsrück – LW 31/2016