Negative Wirkungen des Neonikotinoidverbots

Kleffmann-Studie zeigt Anstieg des Insektizideinsatzes

Als Folge des seit Dezember 2013 geltenden EU-weiten Verbots der neonikotinoiden Beize von Rapssaatgut ist der Einsatz anderer Insektizide in Deutschland und Großbritannien zur Bekämpfung des Rapserdflohs enorm angestiegen. Darauf hat das Marktforschungsinstitut Kleffmann Group am vergangenen Freitag unter Berufung auf die Ergebnisse einer eigenen Umfrage im Herbst 2014 unter mehr als 1 100 deutschen und 400 britischen Rapsanbauern hingewiesen.

Auch im LW-Gebiet hat das Verbot von Neonikotinoid-haltigen Beizen zu erhöhten Schäden durch den Rapserdfloh geführt.

Foto: agrarfoto

Der Kleffmann-Umfrage zufolge hat sich der Einsatz von Insektiziden in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr vervierfacht und in Großbritannien verdoppelt. Vor diesem Hintergrund sei fraglich, ob sich durch das Neonikotinoidverbot Umweltverbesserungen erzielen ließen. Eine Bilanz zu möglichen Erfolgen im Bienenschutz könne allerdings erst nach dem zweijährigen Aussetzen dieser Pflanzenschutzmittel gezogen werden, betonte Kleffmann.

Positive Umweltwirkung des Verbotes ist fraglich

Die Kombination aus einem milden Winter und hohen Temperaturen von März bis Mai habe 2014 ideale Bedingungen für die Eiablage und die Entwicklung des Rapserdflohs geschaffen. Dann habe das warme und trockene Wetter im Herbst die Vermehrung des Schädlings begünstigt. Außerdem führe der Massenwechsel alle sieben bis neun Jahre zu einem starken Aufbau der Population. Einen Hinweis auf einen solchen Anstieg habe das vermehrte Auftreten des Rapserdflohs in den Gelbschalen seit 2012 gegeben. Deshalb habe das Verbot der neonikotinoiden Beizen deutliche Auswirkungen.

Fast 390 000 Hektar stark befallen

In Deutschland stellten die Landwirte laut Kleffmann regional auf mindestens 75 Prozent und bundesweit auf 90 Prozent der Winterrapsfläche von insgesamt 1,31 Mio. ha einen Befall mit dem Rapserdfloh fest; davon waren etwa 388 000 ha stark befallen und 780 000 ha leicht bis mittel. Besonders betroffen seien die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern mit einer Befallsrate von 97 Prozent, Brandenburg, Sachsen und Schleswig-Holstein mit jeweils 93 Prozent sowie Sachsen-Anhalt mit 92 Prozent der Anbaufläche gewesen. Besser seien die Ergebnisse für Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen ausgefallen, wo sich die Anteile der befallenen Flächen auf 77 Prozent und 80 Prozent beziehungsweise 82 Prozent belaufen hätten.

Derweil seien in Großbritannien 57 Prozent der Rapsfläche von insgesamt 649 000 ha betroffen, davon 87 000 ha mit starkem und 280 000 ha mit leichtem bis mittleren Befall. Allerdings habe nicht nur der Rapserdfloh, sondern unter anderem auch die kleine Kohlfliege enorme Schäden in den Beständen angerichtet - teilweise werde sogar von „Totalschäden“ berichtet. In einigen Regionen Großbritanniens war der Befall Kleffmann zufolge so schlimm, dass eine Sonderzulassung für neonikotinoide Spritzmittel erteilt wurde.

Umfrage des LW mit ähnlichem Ergebnis

Eine Umfrage des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Hessenbauer/Der Landbote für Rheinhessen und die Pfalz zusammen mit dem Hessischen Bauernverband (HBV) und dem Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd kam zu Jahresbeginn zu ähnlichen Ergebnissen. Die 142 Landwirte aus dem LW-Gebiet, die an der Umfrage teilgenommen hatten berichteten von Fraßschäden durch den Rapserdfloh, 54 Prozent der Landwirte gaben starke Schäden auf einzelnen Schlägen an. Totalausfälle auf einzelnen Schlägen hatten 16 Prozent der Landwirte zu beklagen. 72 Prozent der Landwirte gaben an, eine Insektizid-Maßnahme durchgeführt zu haben.

age/LW – LW 16/2015