Bodenqualität entscheidend

Russlandembargo hinterlässt Spuren

„Beim Getreide rechnen wir in Hessen je nach Getreideart und Standort mit Ertragseinbußen bis zu 30 Prozent. Die größeren Einbußen gibt es auf den schwächeren Standorten mit schlechter Wasserverfügbarkeit“, betonte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, beim Erntepressegespräch Montag in Hünfeld.

Von links: HBV-Präsident Friedhelm Schneider, KBV-Vorsitzender Lothar Röder, Hünfelds Erster Stadtrat Theo Flügel und Betriebsleiter Norbert Krimmel begutachten eine Partie Winterweizen.Foto: Bernd Weber

Die vorliegenden Winterweizenerträge seien meist unterdurchschnittlich, wohingegen die Wintergerstenerträge trotz der lang anhaltenden Trockenheit über den Erwartungen gelegen hätten.

Rinderhaltern wird das Futter knapp

„Die Dürre der letzten Monate bereitet insbesondere unseren Rinderhaltern große Sorgen. Nach den ersten beiden Grünlandschnitten, die etwa 30 bis 50 Prozent unter dem Vorjahr lagen, ist fast nichts mehr nachgewachsen“, so Schneider. Der Hessische Bauernverband habe wegen der sich abzeichnenden Futterknappheit eine Grundfutterbörse eingerichtet.

Erschwerend komme hinzu, dass die meisten Erzeugerpreise derzeit stark unter Druck seien, dies gelte insbesondere für die Milch- und Schweinepreise. Er machte unter anderem das Russlandembargo für diese Misere verantwortlich.

„Der Agrarhandel zwischen Deutschland und Russland hatte vor dem Embargo ein jährliches Umsatzvolumen von rund 1,8 Milliarden Euro“, hob Schnei­der hervor. Seit August 2014, dem Beginn des russischen Importstopps, habe sich dieser Umsatz auf 900 Millionen Euro halbiert.

Hoffnung auf anziehende Preise

Der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld, Lothar Röder, wies darauf hin, dass von März bis Juni nur etwa 100 mm Niederschlag im Kreisgebiet gefallen seien und resümierte: „Alles in allem können wir noch zufrieden sein.“ Im Vergleich zum vergangenen Jahr seien bislang keine Trocknungskosten entstanden und die Mähdrescher seien auch nicht auf den Feldern stecken geblieben. Die extreme Trockenheit habe besonders die Futterbaubetriebe getroffen, denen der Grünlandaufwuchs fehle. Erhard Mörmel, Leiter der Außenstelle Osthessen der Raiffeisen Waren GmbH in Hünfeld, beleuchtete die aktuelle Situation auf den Märkten für Getreide und Ölsaaten.

Während zum Monatswechsel Juni/Juli die Getreidepreise um durchschnittlich 1,50 bis 2,00 Eu­ro je Dezitonne angezogen hätten, gingen die Erzeugerpreise seit Mitte Juli wegen des Angebotsdrucks wieder nach unten. Er hofft darauf, dass sich die Märkte wie im Vorjahr im November wieder beleben werden. Landwirt Norbert Krimmel, auf dessen Ackerbaubetrieb das Pressegespräch stattfand, stellte den Journalisten und Gästen sein Unternehmen vor und erläuterte, dass er mit einer Lagerkapazi­tät von insgesamt 1 600 Tonnen die gesamte Getreideernte einer Saison lagern könne.

hbv – LW 32/2015