Breit wirkende Lösungen führen zu hohen Kosten

Unkrautbekämpfung in Mais

Mais, egal ob Silo- oder Körnermais, reagiert sehr empfindlich auf Konkurrenz im Jugendstadium. Diese kritische Wachstumsphase dauert etwa bis zum 8-Blattstadium. Später behält der Mais meist die Oberhand. In der Praxis ist in den letzten Jahren ein deutlicher Trend zu späteren Herbizid-Terminen zu erkennen. Dies wohl auch, um schwer zu bekämpfende Unkräuter wie Winde, Distel und Ampfer besser zu erfassen. Immer häufiger kommt es jedoch zu einem unzureichenden Erfolg der Unkrautbekämpfung. Worauf es neben der Mittelwahl beim Herbizideinsatz im Mais ankommt, erläutert Nikolaus Schackmann vom DLR Eifel in Bitburg.

Hier wurde ein gleichmäßiger und früher Unkrautauflauf durch ein feinkrümeliges Saatbett erreicht. Optimaler Termin für den Herbizideinsatz.

Foto: Schackmann

Die Anbaufläche für Mais in Rheinland-Pfalz hat in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen. Zur Zeit pendelt sich die Anbaufläche bei etwa 44 000 ha ein, von denen rund 9 500 ha Körnermais sind. Dabei ist die Fläche nicht gleichmäßig im Land beziehungsweise über die Betriebe verteilt. Die Zunahme von Betrieben mit intensiver Rindviehhaltung und/oder leistungsfähigen Biogasanlagen hat in manchen Betrieben zu einem erhöhten Maisanteil in der Fruchtfolge geführt. Dieser hohe Maisanteil hat in diesen Betrieben eine ganz spezielle Verunkrautung zur Folge. Als positiver Effekt ist der Rückgang von Ackerfuchsschwanz, Windhalm und Trespe zu sehen, der durch die Zunahme des Anbaus von Sommerungen zu erklären ist.

Hoher Maisanteil fördert Disteln, Winde und Ampfer

Negativ ist jedoch die Verbreitung von Disteln, Winde und Ampfer zu sehen. Insbesondere der Ampfersamen wird über die Gülle immer wieder auf der gesamten Fläche verteilt. Glücklicherweise gibt es im Maisanbau noch mehrere Wirkstoffe aus verschiedenen Wirkstoffgruppen und somit ein umfangreiches Sortiment an wirksamen Herbiziden. In der aktuellen Ausgabe des rheinland-pfälzischen Warndienstes umfasst die Auflistung der einzelnen Herbizide und Packs vier Seiten, die auszugsweise in diesem Artikel wiedergegeben werden.

Im täglichen Beratungsgeschäft ist über die Jahre hinweg eine deutliche Schwankung in den Beratungsnachfragen zu erkennen. Nach Jahren mit niedrigem oder mittlerem Ertrag, einhergehend mit einem mäßigen Herbiziderfolg, ist die Nachfrage nach sicheren Lösungen groß. Der Preis rückt dann etwas in den Hintergrund, Hauptsache der Mais ist „sauber“. Dieser Effekt hält meist ein bis zwei Jahre an. Dann rücken die Kosten wieder stärker in den Vordergrund und die Nachfrage nach „billigen“ Lösungen wird größer. Dieser Effekt hält dann wiederum einige Jahre an, bis die billige Strategie nicht mehr zufriedenstellend ist.

Wie sieht eine erfolgreiche Herbizidlösung aus?

Damit der Herbizideinsatz zum Erfolg führt, ist die Kenntnis über das Unkrautspektrum unerlässlich. Dabei ist ebenfalls von Bedeutung, ob Gräser wie Hirsen, Flughafer, jährige Rispe, Quecke oder in den Höhenlagen auch Ackerfuchsschwanz bekämpft werden müssen. Viele Betriebe machen sich darüber kaum mehr Gedanken und müssen so zu sehr breit wirkenden Pack-Lösungen greifen, die dann zu hohen Kosten führen. Mais hat eine sehr langsame Jugendentwicklung. Von der Saat Ende April/Anfang Mai bis zum Bestandesschluss Ende Juni, kann es immer wieder zum Auflaufen von Unkräutern kommen. Gleichzeitig darf der Mais in dieser Zeit keine Konkurrenz durch Unkräuter erfahren. Eine sichere Herbizidlösung sollte daher immer eine Blattkomponente (für bereits aufgelaufene Unkräuter) und eine Bodenkomponente (für später auflaufende Unkräuter) enthalten. Eine Übersicht über das Wirkungsspektrum verschiedener Herbizide ist in Tabelle auf Seite 18 dargestellt. Unzureichende Herbizidwirkungen sind aber nicht immer auf die Herbizide zurück zu führen. Immer häufiger kann beobachtet werden, dass die Rahmenbedingungen nicht stimmen.

Voraussetzungen für einen gelungenen Herbizideinsatz

Mais wird im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen deutlich tiefer gesät. Für den Aufgang des Maises kommt es daher nicht so auf ein feinkrümmeliges Saatbett an. Lediglich das Saatkorn muss ausreichend mit Feinerde umgeben sein, um den hohen Keimwasserbedarf zu decken. Die Struktur der Oberfläche ist für den Aufgang weniger von Bedeutung.

Häufig wird ein Teil des Nährstoffbedarfs des Maises mit organischen Düngemitteln gedeckt. Gärreste und Gülle werden meist vor der Mais-Saat ausgebracht und müssen binnen vier Stunden nach dem Ausbringen eingearbeitet werden. Aufgrund der hohen Arbeitsbelastung in den Wochen vor und während der Maisaussaat geschieht die Ausbringung der organischen Dünger nicht immer bei optimalen Bodenverhältnissen. Die Folge sind Bodenverdichtungen und Klutenbildung, die nach dem Austrocknen an der Bodenoberfläche nicht mehr zerfallen. Wie bereits beschrieben stört dies das Auflaufen des Maises kaum, wenn noch genügend Feinerde im Saathorizont zur Verfügung steht. Für die nachfolgende Unkrautbekämpfung stellt dieser Umstand jedoch ein großes Problem dar. Die Folgen sind:

  • verzettelter Unkrautauflauf
  • die Unkräuter laufen über einen langen Zeitraum auf
  • beim Herbizideinsatz entstehen Spritzschatten um die Kluten
  • kein flächiger Herbizidfilm, dadurch schlechtere Wirkung der Bodenherbizide
  • später Auflauf von Unkräutern nach dem zerfallen der Kluten

Zügiger Unkraut-Auflauf erleichtert Herbizideinsätze

Der Grundstein für eine erfolgreiche Unkrautbekämpfung im Mais wird also schon bei der Boden- und der Saatbettbereitung gelegt. Ein feinkrümmeliges Saatbett führt zu einem zügigen Auflaufen der Unkräuter und erleichtert die Terminierung des Herbizideinsatzes. Zuckerrübenanbauer kennen dies und handeln schon seit jeher nach diesen Grundsätzen. Durch eine sorgfältige Boden- und Saatbettbereitung wird auch ein anderes Problem, die Altverunkrautung, reduziert. Die Maisherbizide mit Blattwirkung bringen bis auf wenige Ausnahmen (Distel, Winde, Ampfer) die beste Wirkung auf kleine Unkräuter. Bodenherbizide haben gar keine Wirkung auf aufgelaufene Unkräuter. Das Maisfeld muss also zum Zeitpunkt der Saat frei von Altpflanzen sein. Dazu muss nicht immer ein Einsatz eines nicht selektiven Herbizids vor der Saat erfolgen. Eine an die Bodenbedingungen (trockene Oberfläche und drei bis vier Tage trockene Witterung nach der Bearbeitung) angepasste Bodenbearbeitung führt ebenfalls zum Erfolg, erfordert aber eine andere Priorisierung der Arbeitsabläufe.

 – LW 14/2018