Burnout ist keine Schwäche

Was man tun kann, um eine neue Strategie zu finden

Die psychische und körperliche Erschöpfung durch Dauerstress nimmt auch in der Landwirtschaft zu. Wie das Phänomen Burnout richtig eingeschätzt und was konkret getan werden kann, erläutert Peter Jantsch, Diplom-Agraringenieur und systemischer Coach, im folgenden Beitrag.

Wenn einem alles über den Kopf wächst, scheint es manchmal keinen Ausweg zu geben. Frühzeitig Unterstützung anzunehmen, beweist Stärke.

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Es kam alles zusammen: Die Hofübergabe, der Dürre-Sommer, die Geburt des zweiten Kindes. Dabei wollte es Stefan besonders gut machen: die Milchleistung steigern, Arbeitsabläufe optimieren, automatisierte Fütterung einführen und ein liebevoller Partner und Vater sein. Er arbeitete hart, war stolz und ehrgeizig. Sein Plan stimmte. Doch das erhoffte Ergebnis blieb aus. Er begann, alle Betriebsabläufe in Frage zu stellen und zu perfektionieren. Er recherchierte bis spät in die Nacht und erhöhte sein Engagement. Er musste das hinkriegen!

Stefan wurde nervöser, er schlief schlecht und fing wieder an zu rauchen. Er empfand seine Frau unzufriedener und seinen Vater kritischer als sonst. Müdigkeit und Erschöpfung nahmen zu. Aber er schaffte es nicht mehr, sich zu erholen. Er war nie krank gewesen, aber diesen Herbst reihte sich Erkältung an Erkältung. Die Enttäuschung nahm zu und es kam das Gefühl auf, allein dazustehen.

Als seine Frau Petra stärkere Unterstützung in der Familie einforderte, hatten sie zum ersten Mal richtig Streit. Sie warf ihm vor, egoistisch und nur noch schlecht gelaunt zu sein. Er kritisierte, sie wäre undankbar, er mache das alles nur für sie und seine Familie, und sie solle ihm dafür den Rücken freihalten.

Petra erkannte ihn nicht wieder. Sie empfand Stefan zunehmend als negativ, zynisch und nicht mehr präsent. Sie war ratlos. Zuerst recherchierte Petra im Internet, dann sprach sie mit ihrem Arzt. So bekam sie schließlich die Gewissheit: Stefan befand sich auf dem Weg ins Burnout-Syndrom.

 – LW 46/2018