Energiekonzept für den Weinkeller 2015

Je nach Betriebsgröße und Produktionsart sind Konzepte zu erarbeiten

Das Thema Nachhaltigkeit beschäftigt nicht nur die Medien, sondern auch die Weinbranche. Bernhard Degünther, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim, hat Messun­gen zum Energieverbrauch in der Kellerwirtschaft vorgenommen und gemeinsam mit Achim Zaun, Firma Wagner, Alzey, verschiedene Energiekonzepte erarbeitet.

Kühlturm zum Kühlen von Wein.

Die Energiewende ist in aller Munde. Das Thema wird allerdings in der Gesellschaft kontrovers diskutiert. Der Normalbürger und auch die Weingüter bekommen die Umkehr in der Energie­versorgung durch steigende Energiekosten zu spüren. Aktuell sind zum Beispiel in Rheinhessen die Endverbraucherkosten für Strom um acht bis zwölf Prozent gestiegen. Den Ausstieg aus der atomaren Stromerzeugung gibt es nicht zum Nulltarif.

Wie hoch ist der Stromverbrauch bei der Weinerzeugung?

Die Gebietsweinwerbung Rheinhessenwein hat in ihrer Studie zum Thema Nachhaltigkeit auch den Energieverbrauch in der Weinerzeugung hinterfragt. Schnell hat sich aber gezeigt, dass keine, veraltete oder gar falsche Kennzahlen zum Energieeinsatz im Weinbau vorhanden sind. In der Kellerwirtschaft ist die Hauptenergieform der Strom. D. H. Müller (2002), geht von einem Stromverbrauch von 13 KWh/hl Wein aus. Der LUWG-Bericht 8/2011 nennt einen Stromverbrauch von 18,6 KWh/hl Wein. Beide Studien beruhen auf Umfragen von Kellereien oder Weingütern. Die aufgezeigten Spannen (bis Faktor 13) können nicht erklärt werden und zeigen, dass womöglich ein großes Einsparpotenzial vorhanden ist. Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Oppenheim hat dies zum Anlass genommen, eigene Messungen in der Kellerwirtschaft vorzunehmen. Man ist davon überzeugt, dass für eine erfolgreiche und seriöse Energieberatung folgende Reihenfolge einzuhalten ist: Eigene Analyse, Versuche und Beratung.

Messreihen zum Stromverbrauch in Winzerbetrieben

Bereits im Jahr 2011 wurden erste Messreihen und Versuche durchgeführt. Seit September 2012 wird in vier Weingütern sehr intensiv und in bis zu 13 Weingütern fallweise gemessen. Der Messzeitraum ist auf mindestens zwölf Monate angelegt. Für die Untersuchun­gen stehen 18 mobile Stromzähler zur Verfügung. Allen Messungen liegt ein Versuchsplan zugrunde, in dem jeder einzelne Produktionsschritt für Weiß- und Rotwein aufgeführt ist. Besonderer Wert wurde auf eine Energiekennzahl in „KWh je 1 000 Liter Flüssigkeit“ gelegt. Andere Studien weisen einen Energieverbrauch pro Tonne Trauben;

1 000 Liter Most; hl Wein; Flasche Wein auf. Das trägt zu Umrechnungsfehlern und Unsicherheiten bei. Die einzelnen Kennzahlen sollen wie Mosaiksteine in der Summe eine Gesamtbeurteilung eines Weingutes ermöglichen.

 – LW 10/2013