Erntedankfest nutzen, um an den Wert der Nahrung zu erinnern
Kreiserntedankfest Main-Kinzig in Mernes
Am letzten Sonntag im September fand in Bad Soden-Salmünster-Mernes auf dem Betrieb der Familie Bruno und Maria Harnischfeger das Erntedankfest des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig gemeinsam durchgeführt mit dem Bezirkslandfrauenverein Hanau, dem BeÂzirksÂlandÂfrauenverein Gelnhausen und dem LandfrauÂen-Ortsverein Mernes-Burgjoß statt, der zugleich sein 40-jähriges Bestehen feierte. Begonnen wurde mit einem Hofgottesdienst. Im Anschluss gab es Informationen zur aktuellen Lage der Betriebe in der Region und in Hessen. Es folgte eine Rahmenprogramm für die ganze Familie.

Foto: KBV/MKK
Die Landfrauen gestalteten den Hofgottesdienst mit. Der katholische Pfarrer Friedhelm Dauner war an seine früheÂre Wirkungsstätte gekommen und umrahmte den Gottesdienst. Der evangelische Pfarrer Harald Schneider verglich in der Predigt die Schöpfung mit dem Klang der Musik.
Landwirte und Landfrauen leisten Öffentlichkeitsarbeit
Für die Menschen sei es selbstverständlich, Landschaft und Natur zum Nulltarif zu genießen. Viele Attraktionen seien aber Produkte der Landwirtschaft, machte Brigitte Trageser, die Vorsitzende des Bezirkslandfrauenvereins deutlich. Sie begrüßte unter den Gästen viele Vertreter aus Landwirtschaft und Politik und dankte den Landfrauen und Landwirten in der Region für ihr großes Engagement, dass sie außer der Leistung, die sie Tag für Tag erbringen, um die Betriebe zu erhalten und Einkommen für ihre Familien zu erwirtschaften, außerdem eine gute Öffentlichkeitsarbeit leisten und sich für den Berufsstand stark machen.
Gute Getreideernte, aber schlechte Preise
Bruno Wörner, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Main-Kinzig, forderte angesichts der zu niedrigen Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Erzeugnisse ein Umdenken der Verbraucher und sagte: „Ich würde mir wünschen, dass sie unsere Erzeugnisse wieder mehr wertschätzen und sich beim Einkauf weniger von Kampfpreisen leiten lassen.“ Insgesamt sei die Ernte in der Region leicht überdurchschnittlich ausgefallen.
Futterbaubetrieben fehlte der Sommerregen
Entgegen der Erwartungen hätten die Landwirte im Kreis insbesondere bei Getreide gute Erträge erzielt, während die Grünlandbetriebe aufgrund des fehlenden Niederschlags jedoch Ertragseinbußen von bis zu 50 Prozent zu verzeichnen hatten. In der Milchviehhaltung habe dies teilweise zu existenzbedrohenden Zuständen geführt.
Mit weiterhin guten Erträgen müsse auch künftig eine gute Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln gewährleistet sein. Angesichts von weltweiten NaÂturkatastrophen und Spekulationen mit Lebensmitteln auf den Weltmärkten solle das Erntedankfest aber nicht nur für einen Rückblick verwendet werden, sondern auch Anlass sein, um auf die landwirtschaftliche Zukunft hinzuweisen und dabei den Nachhaltigkeitsgedanken, den Landwirte von Natur aus hätten, deutlich zu machen, betonte Kreislandwirt und KBV-Vorsitzender Wörner.
Starkes Plädoyer für den Berufsstand der Landwirte
Den Festvortrag hielt der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider. „Wir müssen nicht nur mit Demut, sondern auch mit Selbstbewusstsein unseren Berufsstand an die Öffentlichkeit bringen", ermutigte der Präsident des Hessischen Bauernverbandes seine Berufskollegen.
Landrat Erich Pipa sprach von einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den Ämtern und landwirtschaftlichen Organisationen im Main-Kinzig-Kreis. Pipa vertrat die Auffassung, die regionale Vermarktung solle stärker voran gebracht werden.
Ehrung der Absolventen der Fachschule
Nach der Erntekronenübergabe durch Brigitte Trageser wurden die neuen Absolventen der landwirtschaftlichen Fachschulen geehrt. Auch dankte Trageser den Betriebsleitern Maria und Bruno Harnischfeger, die ihren Hof zur diesjährigen Erntedankfeier Verfügung gestellt hatten.
40-jähriges Bestehens des Landfrauenvereins
Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Landfrauenvereins wurden Gründungsmitgliedern Urkunden und rote Rosen überreicht. Karin Müller erinnerte an zwei Frauen, die den Verein nachhaltig geprägt haben: Die 1859 geborene Elisabeth Boehm, Begründerin der Landfrauenorganisation und die Merneser Landfrauenikone Hanna König. „Sie haben es geschafft, das Erbe weiterzutragen“, würdigte die Bezirksvereinsvorsitzende das leidenschaftliche Engagement der Landfrauen für einen lebenswerten ländlichen Raum. Im Zuge des Festes wurde deutlich. Fortan trägt der Ortsverein den Namen „LandFrauen Jossgrund im Spessart.“ Zwar gehörten ihm Frauen aus Burgjoß, Pfaffenhausen und Marjoß schon länger an. Bei der Versammlung vergangenes Jahr kam das erste Mitglied aus Oberndorf hinzu.
Auch mit den Landfrauen aus Lettgenbrunn besteht ein guter Kontakt, sie wollen aber noch ein eigenständiger Verein bleiben. „Wir sind verlobt, eine Hochzeit ist nicht ausgeschlossen“, scherzte Petra Gaul, die das Programm moderierte. Es wurde vom Vocal-Ensemble Mernes und dem Musikverein „Edelweiß“ gestaltet. Bürgermeister Lothar Büttner lobte ihr Engagement für die Gestaltung des festlichen Rahmens der Feier.
Von der Volkstanzgruppe „Die Fidelen Jossataler“ hatten sich die Landfrauen einen Auftritt der Nachwuchstänzer gewünscht. „In der Hoffnung auf potenzielle spätere Vereinsmitglieder“, wie Petra Gaul augenzwinkernd mitteilte.
KBV/MKK – LW 42/2015