Erträge waren 2017 stark vom Standort abhängig

Landessortenversuche Wintertriticale Rheinland-Pfalz 2017

Die Ergebnisse in den Landessortenversuchen zu Wintertriticale sind, wie in der Praxis auch, überaus heterogen ausgefallen. Eine erste Schätzung für die Praxis geht von ähnlichen oder etwas höheren Erträgen als 2016 aus, welches ertragsschwach ausgefallen war. In den Landesortenversuchen wurde im Mittel mehr als 2016 geerntet, allerdings je nach Standort sehr unterschiedlich. Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die diesjährigen Ergebnisse in den Sortenprüfungen.

Die Anbaufläche von Wintertriticale hat um etwa 1 000 ha gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Die Erträge schwankten 2017 erheblich, insgesamt waren sie aber etwas höher als im Vorjahr.

Foto: agrarpress

Die Wintertriticalefläche hat nach ersten vorläufigen Ergebnissen von circa 17 000 ha im Vorjahr auf etwa 16 000 ha abgenommen. Sieht man von der starken Anbauausdehnung im Jahr 2013 ab, so hat sich damit seine Anbaufläche einigermaßen konstant bei 16 000 bis 18 000 ha eingependelt. Triticale liefert wertvolles Futtermittel für den Eigenbedarf oder auch für die Futtermittelindustrie. Deshalb findet man die höchste Anbaudichte von Triticale in den Regionen des Landes mit Viehhaltung und Biogasanlagen. Hier liefert er bei entsprechender Sortenwahl mit die höchsten Trockenmasseerträge je Hektar bei den Getreidearten.

Behandlungsmaßnahmen weniger relevant

Im Anbaujahr 2017 wurden in Rheinland-Pfalz zu Wintertriticale vier Landessortenversuche mit jeweils elf Sorten in zwei Intensitätsstufen angelegt. In Stufe 1 wurden die Sorten ohne Fungizidbehandlung und ohne beziehungsweise mit reduziertem Wachstumsreglereinsatz geprüft. In der Stufe 2 ist das Ziel, die Bestände möglichst gesund zu erhalten und Lager zu vermeiden. Damit soll das volle Leistungsvermögen der Sorten unter optimalen Bedingungen geprüft werden. Bei den Verrechnungssorten Agostino, Lombardo und Barolo wurden bei extensiver 88,9 dt/ha (Vorjahr 64,6 dt/ha), bei intensiver Bestandesführung 93,9 dt/ha (Vorjahr: 87,1 dt/ha) geerntet (siehe Tabelle 1: 88,9 dt = 92 Prozent, 93,9 dt/ha entspricht 100 Prozent). Die Differenz von Stufe 1 zu Stufe 2 war somit diesjährig mit plus 5 dt/ha deutlich geringer als 2016 (+ 22,5 dt/ha). Ursachen sind das geringere Krankheitsauftreten aufgrund der Trockenheit und der meist fehlende Lagerdruck, der einen Wachstumsreglereinsatz begünstigt hätte. Vor allem Gelbrost war nicht das große Thema wie in den beiden Vorjahren. Insgesamt hat sich Wintertriticale aber zu einer Fruchtart entwickelt, bei der das jeweilige Krankheitsgeschehen in den Jahren und bei den Sorten sehr genau beobachtet werden muss.

Deutliche Unterschiede zwischen den Standorten

Tabelle 1 stellt zunächst die diesjährigen rheinland-pfälzischen Ergebnisse dar. Die Standorte BIT/Brecht und MT/Nomborn liegen in der intensiven Stufe bei gut 80 dt/ha, während am Standort SIM/Kümbdchen und Zweibrücken sehr gute Erträge von über 100 dt/ha eingefahren wurden. Gerade in Brecht hat die Trockenheit sich deutlich auf die Kornausbildung ausgewirkt und die Tausendkornmasse auf circa 35 g reduziert.

Relativerträge über 100 Prozent

Die Sorten sind in Tabelle 1 absteigend nach ihren Leistungen in Stufe 2 im Mittel der Orte sortiert. Mit Relativerträgen über 100 Prozent liefern die Sorten Robinson, Lombardo und Cedrico diesjährig die Spitzenleistungen. Die etwas älteren Sorten Adverdo, Tulus und Cosinus bilden das Ende des Feldes. Beachtet werden sollte aber auch das Abschneiden in Stufe 1, denn daraus ergeben sich Hinweise, wie intensiv die Sorte geführt werden muss. Extensiv führbare Sorten weisen hier relativ gute Ergebnisse auf. Hier reicht die Spanne von 97 Prozent für Cedrico bis 76 Prozent für KWS Aveo.

Die mehrjährigen Leistungen

Da die einjährigen Leistungen sehr stark durch die Einflüsse des jeweiligen Jahres geprägt sind, führen die mehrjährigen Vergleiche für die Beurteilung der Sorten eher zum Ziel. Tabelle 2 fasst die mehrjährigen Ergebnisse für Rheinland-Pfalz zusammen. Auch hier sind die Sorten absteigend nach ihren Leistungen in Stufe 2 mehrjährig sortiert. Da in diese Auswertungen auch schon die Ergebnisse aus vorangegangen Wertprüfungen einfließen, können auch bei neueren Sorten schon erste Ableitungen getroffen werden. Die jüngeren Sorten Robinson, Cedrico und auch die bereits 3-jährig in den LSV geprüfte Sorte Lombardo belegen die vorderen Plätze. Berücksichtigt man jetzt auch noch Ergebnisse aus den benachbarten Bundesländern Hessen und Baden-Württemberg, so kann man die Ergebnisse der Jahre 2013 bis 2017 nach den Anbauregionen Mittellagen (in RLP: Zweibrücken und Brecht) und Höhenlagen (in RLP: Nomborn und Kümbdchen) differenzieren (siehe Tabelle 3). Auch hier liegen die Sorten Lombardo, Cedrico und Robinson vorne, wobei die Reihenfolge in den Anbaugebieten etwas unterschiedlich ist. Die Datenlage für Robinson ist allerdings noch nicht so breit (siehe Spalte Anzahl Versuche). Adverdo und Tulus fallen jetzt doch stärker ab, aber auch die neuere Sorte Salto schneidet in der intensiven Stufe deutlich unterdurchschnittlich ab.

Sortenempfehlung für die Herbstaussaat 2017

Das für Rheinland-Pfalz zuständige Sortengremium empfiehlt für die Herbstaussaat 2017 Lombardo und Cedrico (Probeanbau). Über die Sorteneigenschaften informiert Tabelle 4. Lombardo (Zulassungsjahr 2015) hat auch diesjährig wieder seine überdurchschnittlichen Leistungen bestätigt und liegt deshalb von den langjährig geprüften Sorten an der Spitze. In der aktuellen BSA-Liste wird er in Stufe 1 und 2 mit 8 beziehungsweise 9 eingestuft. Die mittellange Sorte zeichnet sich durch eine sehr gute Winterhärte (Note 2) aus. Die Standfestigkeit liegt in einem mittleren Bereich, ebenso die Anfälligkeit gegenüber Blattseptoria und Braunrost. Die gute Einstufung bei Gelbrost (BSA-Note 3) konnte man in den Versuchen im Vorjahr nicht ganz bestätigen. In diesem Jahr zeigte er, bei allerdings geringeren Befallsdruck, keine Schwächen. Seine Tausendkornmasse liegt über dem Durchschnitt des Sortimentes

Cedrico überzeugt mit Spitzenwerten

Cedrico (Zulassungsjahr 2016) zählt wie Lombardo ertraglich zu den Spitzensorten und wird deshalb bereits nach zweijähriger LSV-Prüfung zur Probe empfohlen. Aufgrund der allgemein guten Blattgesundheit kann die Sorte auch in der extensiven Stufe überzeugen und erreicht in dieser Stufe mehrjährig den Spitzenwert. Die BSA-Einstufung 9 für Stufe 1 belegt dies. Die Sorte weist eine kurze bis mittlere Pflanzenlänge auf und kann auch durch gute Standfestigkeit (Note 3) überzeugen. Die Tausendkornmasse fällt in den Versuchen etwas unter dem Durchschnitt der geprüften Sorten aus.

Weitere geprüfte Sorten

Von den neuen Sorten hat sich diesjährig Robinson sehr gut präsentiert, während Temuco eher durchschnittlich abschnitt. Beide Sorten müssen mindestens in einem weiteren Prüfjahr ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Die bereits zweijährig in Prüfung befindliche Sorte Salto konnte bislang ertraglich nicht überzeugen. Für die GPS-Nutzung, für die eigenständige Versuche angelegt werden, haben sich in den letzten Jahren die Sorten HYT Max (Hybridsorte, Zulassungsjahr 2014) und Tender PZO (Zulassungsjahr 2016) bewährt. Beide Sorten sind trotz ihres langen Wuchses sehr standfest. Bei HYT Max sind Blattseptoria (Note 6) und Gelbrost (Note 7) unbedingt zu beachten und unter Kontrolle zu halten. Tender PZO weist eine deutlich geringere Anfälligkeit für diese Krankheiten auf. Die Ertragsfähigkeit (Trockenmasseertrag) wird bei Tender PZO laut Bundessortenamtsliste mit Note 8 etwas besser bewertet als bei HYT Max (Note 7). Die Saatgutverfügbarkeit muss rechtzeitig geklärt werden.

 – LW 36/2017