Etliche Partien mussten als Futtergerste verkauft werden

Landessortenversuche Sommerbraugerste 2016

In den Landessortenversuchen in Rheinland-Pfalz wurde 2016 ähnlich wie in der Praxis eine heterogene, meist unterdurchschnittliche Braugerstenernte eingefahren. Häufig konnten weder die Erträge noch die Qualitäten befriedigen. Ferdinand Hoffmann, Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom Dienstleistungszentrum Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach berichten über die Ergebnisse aus den Landessortenversuchen.

Aus der Sicht des Sortenversuchswesens sind gerade schwierige Jahre recht aufschlussreich, weil die Sorten dann ihre Leistungsfähigkeit unter extremen Umweltbedingungen unter Beweis stellen müssen.

Foto: Hoffmann

Die unbefriedigende Ernte 2016 ist in Anbetracht der extremen Witterungsverhältnisse nicht weiter verwunderlich, ist doch die Sommergerste eine der Kulturen, die am stärksten auf ungünstige Boden- und Witterungsverhältnisse reagiert. Aus der Sicht des Sortenversuchswesens können allerdings auch solch schwierige Jahre recht aufschlussreich sein, da hier die Sorten ihre Leistungsfähigkeit unter extremen Umweltbedingungen unter Beweis stellen müssen. Insofern ist das Abschneiden von Neuzüchtungen und altbewährten Sorten von hohem Interesse.

Der Anbau wurde weiter eingeschränkt

Nachdem sich die Anbaufläche von Sommergerste in Rheinland-Pfalz in den Jahren 2014 und 2015 bei knapp 43 000 ha eingependelt hat, wurde der Anbau 2016 um 18 Prozent auf nun 35 000 ha zurückgefahren. Damit ist sie flächenmäßig nur noch die viertwichtigste Ackerkultur im Land. Noch vor wenigen Jahren belegte sie hinter Winterweizen den zweiten Rang. Dagegen hat die Wintergerste mit aktuell 39 300 ha kräftig aufgeholt, wobei hier der Anteil an Winterbraugerste nur schwer ab zu schätzen ist. Ob die Sommergerstenfläche nach der unbefriedigenden Ernte im vergangenen Jahr abermals reduziert wird, ist ungewiss. Dies hängt vornehmlich von der Preissituation bei der Sommergerste, den konkurrierenden Ackerkulturen und auch von der individuellen Einschätzung des Ernte- und Qualitätsrisikos ab.

Sommergerste verträgt keine nassen Füße

Nach den Angaben des Statistischen Landesamtes lagen die Sommergerstenerträge 2016 im Mittel bei nur knapp 51 dt/ha, was dem mehrjährigen Durchschnittsertrag in Rheinland-Pfalz fast entspricht. Hinzu kamen noch gebietsweise niedrige Vollgerstenanteile und erhöhte Eiweißgehalte, so dass nicht wenige Partien als Futtergerste verwertet werden mussten. Was war hierfür ausschlaggebend? Es war doch ausreichend Wasser verfügbar. Für die schwache Sommergerstenernte im letzten Jahr sind sicherlich einige Faktoren verantwortlich, der entscheidende aber waren wohl die hohen Niederschläge. Denn mit Ausnahme des Monats März fielen in der gesamten restlichen Vegetation übermäßig hohe Regenmengen, die in manchen Regionen sogar 60 Prozent über dem langjährigen Mittel lagen. Die damit verbundene ständige Vernässung der Böden führte zu einem gestörten Gasaustausch, Sauerstoffmangel, schwacher Wurzelentwicklung und damit zu einer schlechten Nährstoffaufnahme. Das alles mag die Sommergerste absolut gar nicht, vor allem keine nassen Füße.

Hinzu kam vor allem während der Kornbildung eine niedrige Sonneneinstrahlung und bedingt durch die permanente Feuchtigkeit ein gebietsweiser starker Krankheitsdruck. Wenn dann wie in einigen Landessortenversuchen die Bestände übermäßig stark bestockten, waren Mindererträge und schwache Siebsortierung oder hohe Eiweißgehalte vorprogrammiert.

Ergebnisse der Landessortenversuche

Im Jahr 2016 wurden in Rheinland-Pfalz auf fünf Standorten sieben Sorten (Verrechnungs-, Empfehlungs- und „Berliner-Programm-Sorten“) geprüft. Die drei Verrechnungssorten (VRS) Avalon, Quench und RGT Planet brachten im Mittel der Standorte 53,1 dt/ha in den unbehandelten und 62,7 dt/ha Kornertrag in den behandelten Stufen (Tabelle 1). Die mit Abstand höchsten Erträge wurden in Biedesheim (vorderer Donnersberg) erzielt. Hier wurden bei intensiver Bestandesführung im Versuchsdurchschnitt über 71 dt/ha geerntet, Spitzensorten kamen auf über 77 dt/ha. Bemerkenswert ist dabei, dass diese guten Leistungen mit vergleichsweise niedrigen Bestandesdichten von im Mittel 560 Ähren/m2 erreicht wurden. Das schwache Abschneiden auf dem Westerwaldstandort Nomborn ist wohl in den überaus hohen Bestandesdichten (über 800 Ähren/m2) und der sehr schlechten Einkörnung zu erklären. Im Vergleich zu den Vorjahren wurden im Landesmittel die höchsten Bestandesdichten (720 Ähren/m2), die geringsten Kornzahlen (18 Körner je Ähre) und die niedrigsten Tausendkorngewichte (45 g) ermittelt.

Recht heterogen fiel die Sortierung aus. Während in Herxheim keine Sorte die geforderte 90-Prozent-Marke erreichen konnte, lag der Vollgerstenanteil in Nomborn und Kümbchen (Hunsrück) im grünen Bereich. Auch die Rohproteinwerte schwankten von Standort zu Standort erheblich. In den unbehandelten Stufen wurden beispielsweise in Kümbdchen mittlere Eiweißgehalte von 9,3 Prozent gemessen, in Herxheim dagegen 14,1 Prozent (Landesmittel 11,2 Prozent). Diese uneinheitlichen Kornqualitäten sind das Ergebnis des Zusammenspiels von extremen Witterungsverhältnissen sowie unterschiedlichen Standort- und Abreifebedingungen.

Ordentliche Sortenleistungen

Angesichts der schwierigen Witterungsbedingungen im Jahr 2016 schnitten die meisten Sorten in den Kornerträgen noch recht ordentlich ab. Wie bereits in den Vorjahren konnten die Ertragsunterschiede zwischen den führenden Sorten (RGT Planet, Quench, Avalon und Cervinia) statistisch nicht abgesichert werden. Dies ist erneut ein Beleg für die hohe Leistungsdichte der neuen Braugerstengeneration. Ältere Sorten, wie beispielsweise Marthe, haben hier den Anschluss verloren. Betrachtet man die Vollgerstenerträge in den behandelten Stufen, so kann sich auch hier das Quartett an der Spitze behaupten. Bemerkenswert ist das sehr gute Abschneiden von RGT Planet bei geringer Anbauintensität (Stufe 1). Demgegenüber fallen in dieser Stufe die Sorten Marthe, Ventina und Cervinia auf die hinteren Ränge ab.

Nennenswertes Lager trat in Herxheim und mit Abstrichen in Biedesheim auf. Im Landesmittel ergaben sich jedoch hier kaum größere Sortenunterschiede. Mit Ausnahme von Herxheim wurde auf den anderen Standorten mittleres bis stärkeres Ähren- beziehungsweise Halmknicken festgestellt, wobei keine Sortenunterschiede beim Ährenknicken ermittelt werden konnten. Im Vergleich zu den Vorjahren schwankten die Rohproteingehalte mit 10,3 Prozent (RGT Planet) und 12,0 Prozent (Marthe) im Mittel über alle Orte recht stark. Die beste Siebsortierung in den behandelten Stufen hatte Avalon. Hier zeigte Catamaran leichte Schwächen.

 – LW 2/2017