Fehlende Niederschläge hinterließen ihre Spuren
Landessortenversuche Hafer 2017
Mit einer Anbaufläche von gut 5000 Hektar entwickelt sich Hafer in Rheinland-Pfalz immer mehr zu einer Spezialkultur. Im Jahr 2000 wurde noch eine Anbaufläche von fast 12 000 ha ausgewiesen. Die Erträge lagen in der Praxis in den letzten Jahren meist deutlich unter 50 dt/ha. Ursache ist vermutlich auch, dass Hafer in der Praxis kaum auf besseren Böden steht. Über die Ergebnisse in den Landessortenversuchen berichten Dr. Albert Anderl und Marko Goetz vom DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück in Bad Kreuznach.
Sommerhafer wird hierzulande in erster Linie zu Futterzwecken angebaut, also hauptsächlich für die Pferdehaltung oder für den eigenen Betrieb zur Aufwertung des Kraftfutters. Andere Verwertungsrichtungen wie etwa für die Nahrungsmittelindustrie haben kaum Bedeutung, trotz deutschlandweit reger Nachfrage nach Qualitätsschälhafer.
Landessortenversuche 2017 letztmalig mit Fungizid
Gerade das Jahr 2017 mit seiner Trockenperiode bis Juni war für Hafer kein gutes Jahr. Dies hat sich nicht nur in den Erträgen der Praxis niedergeschlagen, sondern auch in den Landessortenversuchen. Schon frühzeitig wurde der Versuch in Brecht bei Bitburg abgebrochen, da kaum noch Wachstum möglich war. Übrig blieb aus rheinland-pfälzischer Sicht der Versuch in Nomborn (Westerwaldkreis). Umso wichtiger ist die Kooperation mit Baden-Württemberg. Auf den vier Standorten in Nomborn/Westerwald (Rheinland-Pfalz), Döggingen, Krauchenwies und Tailfingen (Baden-Württemberg) wurden im Jahr 2017 neun Sommerhafersorten geprüft. Leider kam es bei zwei Sorten zu Verwechslungen beim Saatgut seitens der Züchter, so dass nur sieben Sorten wertbar sind. 2017 wurden die Versuche letztmalig in zwei Stufen angelegt: Stufe 1 = ohne Fungizid und Stufe 2 = mit Fungizid. Da in vielen Versuchen die Erträge der Stufe 2 kaum über denen der Stufe 1 lagen, werden ab 2018 die Versuche in Absprache mit den Bundesländern Hessen, Baden-Württemberg und Bayern nur noch in Stufe 1 angelegt. Dies trägt auch den sinkenden Kapazitäten im Sortenversuchswesen Rechnung.
In Tabelle 1 sind deshalb die Ertragsergebnisse auch nur noch für Stufe 1 angegeben, wobei die Sortierung der Sorten nach der Spalte „2013 bis 2017“, also gemäß den mehrjährigen Ergebnissen erfolgt. Am Standort Nomborn wurden mit 51 dt/ha für Versuche recht knappe Ergebnisse erzielt. Im Mittel der vier Standorte kamen 2017 dagegen 64,1 dt/ha an Erträgen zustande. Aber das sind im Vergleich zu den Vorjahren deutlich geringere Erträge. Die fehlenden Niederschläge hinterließen ihre Spuren. Mehrjährig gesehen, also inklusive der Ergebnisse aus den voran gegangenen Wertprüfungen, liegt die neuere Sorte Delfin gleichauf mit Yukon, gefolgt von Apollon und den weiteren Prüfkandidaten, die alle sehr eng zusammen liegen.
Sortenempfehlung zur Aussaat 2018
Bei Hafer gilt es bei der Sortenwahl neben den agronomischen Eigenschaften wie Ertrag, Abreife, Lager oder Krankheiten auch die Qualitätsmerkmale zu berücksichtigen. Denn diese können für die spätere Verwertung entscheidend sein. So stehen bei Futterhafer beispielsweise Spelzenanteile, Rohfettgehalte oder Hektolitergewichte im Vordergrund. Die Schälhaferindustrie stellt dagegen besondere Anforderungen hinsichtlich Kernausbeute, Tausendkorngewicht, Spelzenanteil oder Schälbarkeit. Deshalb gibt hier der Vermarktungspartner in der Regel auch die Sorten vor. Pferdehalter wiederum favorisieren häufig Gelb- oder Schwarzhafersorten. Für die Frühjahrsaussaat 2018 werden für Rheinland-Pfalz die Sorten Max und Apollon empfohlen. In Tabelle 2 sind die Eigenschaften ausgewählter Sommerhafer-Sorten dargestellt.
Max (Gelbhafer, Zulassungsjahr 2008) erzielt mehrjährig auch in der unbehandelten Stufe sehr stabile Erträge und verfügt bei mittlerer Reifezeit über eine geringe Verzögerung bei der Strohabreife. Als Schwachpunkt muss seine geringe Standfestigkeit (BSA-Note 7) erwähnt werden, die bei höherem Ertragspotenzial des Standortes eine Absicherung durch Wachstumsregler unbedingt erforderlich macht. Daneben ist in manchen Jahren auch das stärkere Halmknicken (BSA-Note 6) zu beachten. Die Anfälligkeit für Mehltau liegt mit Note 5 in einem mittleren Bereich. Max erreicht mit die höchsten Hektolitergewichte im Prüfsortiment, wogegen die Tausendkorngewichte nur mittlere Werte erwarten lassen. Apollon: Diese im Jahr 2014 zugelassene Gelbhafer-Sorte kommt im Durchschnitt der Versuchsjahre auf etwas höhere Ertrage als Max. Die Abreife ist vergleichbar mit der von Max, jedoch weist Apollon eine größere Reifeverzögerung auf. Die Standfestigkeit ist dafür bei Apollon mit Note 4 deutlich besser. Bei Tausendkorngewicht und Sortierung erreicht die Sorte Spitzenwerte und auch das Hektolitergewicht liegt in einem im guten Bereich.
Weitere Sorten: Ebenfalls hohe Erträge brachte der Gelbhafer Yukon (Zulassung 2014). Der strohstabile Typ verfügt über eine ausgezeichnete Mehltauresistenz, die eine extensive Bestandesführung erleichtert, wogegen die Strohabreife etwas verzögert ist. TKG und Sortierung fallen geringer aus als bei Apollon. Über die Leistungen der zweijährig geprüften Sorten Troll (Gelbhafer, sehr kurzer Wuchs) und Harmony (Weißhafer) müssen weitere Prüfjahre Auskunft geben.
– LW 4/2018